Wir alle haben diesen einen Freund, der ständig etwas fallen lässt, stolpert oder sich weh tut. Ich bin ein bekennender Tollpatsch, habe in meinem Freundeskreis sogar den Spitznamen Clumsy Caro. Damit nicht genug: Weil ich es sogar schaffe, verschiedene Missgeschicke aneinanderzureihen, wurde die Caro-Skala erfunden. Wenn wegrutschen, stoßen, Wasserglas umwerfen und gegen den Türrahmen rennen hintereinander passieren, ist das eine glatte 10.
Das klingt jetzt alles ziemlich amüsant, wenn man aber selbst tollpatschig ist, macht das nicht immer Spaß. Immerhin trägt man jede Menge Blessuren davon, muss vollgekleckerte Shirts wechseln oder sich dem – wenn auch nicht böse gemeinten – Gelächter der anderen ausssetzen. In solchen Situationen frage ich mich immer wieder: Warum nur bin ich so viel tollpatschiger als andere? Ist das angeboren oder kann man das „wegtrainieren“?
Tollpatsche gibt’s auch unter Sportlern
Auch die Wissenschaft hat sich bereits mit dieser Thematik auseinandergesetzt und Spannendes zutage befördert. Im Jahr 2007 untersuchte die Universität von Delaware 1.500 Athleten von 18 verschiedenen Universitäten, die für die neue Saison trainierten.
Die Forscher testeten die neurologischen und kognitiven Fähigkeiten der Athleten und überprüften ihre Beobachtungsfähigkeiten und Reaktionsgeschwinidigkeiten. Im Anschluss verglichen sie 80 Studenten, die sich verletzt hatten mit 80 unverletzten Teilnehmern.
Das Ergebnis: Die Athleten, die Verletzungen erlitten hatten, zeigten signifikant niedrigere Reaktionszeiten und langsamere Verarbeitungsgeschwindigkeiten als diejenigen, die nicht verletzt waren. Und diese sorgen laut dem Leiter der Studie, Professor Charles Swanik, dafür, dass bestimmte Personen anfälliger dafür sind, sich durch koordinative Fehler zu verletzen. Heißt in Klartext: Solltest du ein Tollpatsch sein, ist diese Tendenz zu Missgeschicken mit großer Sicherheit angeboren.
Wissenschaftler findet das Schussel-Gen
Diese Erkenntnisse werden durch die Untersuchungen aus dem Jahr 2014 von Dr. Sebastian Markett nur noch gefestigt. Der Psychologe der Universität Bonn fand ein Gen was für solche Schusseligkeiten verantwortlich ist.
Der Name: Dopamin D2 Rezeptor, kurz DRD2. Das Gen sorgt hauptsächlich für Entscheidungsschwierigkeiten, Vergesslichkeit bei Namen, unauffindbaren Gegenständen und motorischen Ungeschicklichkeiten.
Und jetzt die schlechte Nachricht: DRD2 verebt sich leider auch noch dominant. Das bedeutet: Auch deine Kinder können tollpatschig zu werden. Na, toll! Zumindest hinsichtlich des Geschlechts der Probanden gab keine Unterschiede. Frauen und Männer sind gleich schusselig.
So wirst du weniger tollpatschig
Ja, ich gebe zu: Das alles macht einem wenig Hoffnung, in Zukunft weniger tollpatschig zu sein. Doch tatsächlich gibt es die Möglichkeit, unser Gehirn darauf zu programmieren, weniger tollpatschig zu sein. Durch regelmäßigen Sport wird laut Professor Charles Swanik die Kraft, die Stabilität und das Gleichgewicht verbessert. Auch das visuelle Bewusstsein soll immer wieder trainiert werden. Zusätzlich empfiehlt er regelmäßige Augenuntersuchungen durchzuführen.
Das Wichtigste aber sei es, sich zu konzentrieren. Denn wer ungeschickt ist, wird kurzzeitig abgelenkt. Sich wirklich auf das Hier und Jetzt einzulassen und nicht mit dem Kopf schon woanders zu sein, scheint das große Geheimnis zu sein. Das wiederrum gilt nicht nur für Tollpatsche.
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