Du hast noch fiebernden Nervenkitzel nach einem Horrorfilm, willst aber trotzdem beruhigt einschlafen? Leider lässt sich beides oft nur schwer vereinbaren. Meistens sind wir noch so gebändigt von den Geschehnissen und Szenen, die uns so erschreckt haben, dass wir die Angstgefühle noch mit uns Nachhause tragen. Wie du trotzdem schlaflose Nächte vorbeugen kannst, erfährst du hier mit unseren 5 Tipps dagegen.
Das passiert beim Einschlafen nach Gruselfilmen
Ich persönlich habe erst vor Kurzem das erste Mal im Kino einen Horrorfilm gesehen. Da hatte ich extremen Respekt vor, weil mir danach ja noch ein langer Nachhause-Weg durch dunkle Straßen allein bevorstand. Dabei hilft auch der „Das ist noch nur ein Film“ auch wenig. Um die ausgelösten Angstgefühle zu mildern, hilft es erstmal zu verstehen, was in unserem Körper nach einem Gruselfilm passiert.
Physiologisch sowie psychologisch macht die Wirkung von Horror eine Menge mit uns. Neurocinematics-Forscher Dr. Michael Grabowski erklärte dazu, dass obwohl die Gefahr im Film selbst nicht real ist, so ist trotzdem unsere Wahrnehmung von Gefahr echt. Genau das kann ähnliche Effekte auf unseren Körper haben wir eine echte Gefahr. Das Adrenalin, das beim Schauen freigesetzt wird, sorgt für physiologische Veränderungen wie Herzrasen und Muskelverspannungen.
Im Gehirn passiert noch viel mehr: es kann nämlich den Unterschied zwischen realer und wahrgenommener Gefahr nicht erkennen. Das sympathische Nervensystem, was näher bekannt ist unter dem Name „Fight-or-Flight“-Reaktion, wird genauso aktiviert wie in einem realen Gruselszenario. Diese evolutionär bedingte Angstreaktion schützt uns vor drohendem Schaden, hält uns aber auch in höchster Alarmbereitschaft. Also sind wir kurz nach einem Gruselfilm noch für eine Weile wachsam.
So kannst du trotzdem einschlafen nach Gruselfilmen
Nur weil wir Horrorfilme gerne schauen, müssen dafür nicht mit einer beängstigenden Nacht, in der wir kaum schlafen können, bezahlen. Auch wenn wir nach dem Film deutlich noch Reste der „Fight-or-Flight“-Reaktion spüren, können wir sie so einordnen, dass sie uns nicht in der Ruhephase beeinträchtigen. Dafür helfen dir folgende 5 Tipps:
1. Kein Horrorfilm kurz vor dem Einschlafen
Eine grundlegende Empfehlung aufgrund der physiologischen Wirkung ist, nicht direkt vor dem Einschlafen einen Horrorfilm zu schauen. Nach dem Film ist der angsteinflößende Effekt noch ganz frisch, du befindest dich beim Einschlafen also noch in einem angeregten Zustand.
Dein freigesetztes Adrenalin braucht Zeit, um sich langsam abzubauen. Leider ist das genau der Einschlaf-Gegner. Außerdem findet das Grübeln und Nachdenken über den Film parallel zum Einschlafen statt. Die Wahrscheinlichkeit steigt also, dass er wieder in deinen Träumen auftaucht. Lass dir also etwas Zeit zwischen dem Film und deiner Schlafenszeit.
2. Über die Angstreaktion Bescheid wissen
Wir haben dir ja schon einen kleinen intellektuellen Ausflug in unseren Organismus, besonders in das menschliche Nervensystem beschert. Jetzt, wo du weißt, was in deinem Körper nach einem Horrorfilm passiert, kannst du deine Reaktion in einen besseren Kontext setzen. Du weißt, dass es völlig normal ist, auch nach dem Film noch etwas ängstlich und besorgt zu sein.
Das ist eine natürliche Reaktion deines Körpers. Das mag vielleicht leichter gesagt sein als getan, aber es beruhigt enorm, wenn du dir klarmachst, dass deine Umgebung nicht anders als sonst ist, sondern dass dein Gehirn in dem Moment stärker auf Sinneswahrnehmungen reagiert.
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3. Reaktion positiv sehen
Auch wenn der Tipp erstmal komisch klingen mag und du in dieser beängstigenden Situation erstmal gar nichts positiv sehen kannst, lohnt es sich, im Nachhinein glücklich darüber zu sein. Nämlich passieren im Körper auch sehr erhellende Dinge nach dem Horrorfilm-Erlebnis.
Die Fight-or-Flight-Reaktion setzt die Wohlfühlhormone Dopamin und Serotonin frei. Diese verbessern deine Stimmung, nachdem deine Nerven langsam nachgelassen haben. Viele Menschen schauen so gerne Horrorfilme, weil sie nach einem aufgeregten Zustand schneller in eine positive Stimmung kommen.
4. Mit vertrauter Person sprechen
Nach dem so schaurigen Erlebnis hilft es, direkt danach ein kleines Gegenprogramm zu starten. Um wieder in eine etwas erhellendere Stimmung zu kommen, hilft es, sich mit Freund:innen oder engen Familienmitgliedern über den Film zu unterhalten. So kannst du nämlich deine Ängste davon anerkennen und gegebenenfalls darüber lachen.
Ich habe zum Beispiel auf meinem Nachhauseweg nach dem Film direkt kurz meine Mama angerufen und habe ihr davon erzählt. Sie hat mich dann erstmal ausgelacht, weshalb ich mir überhaupt so etwas antue. Allein das hat mich schon wieder beruhigt. Außerdem merkst du schon relativ schnell, dass deine Ängste Fehlalarme waren, oder die andere Person macht es dir begreiflich, gerade weil sie den Film nicht gesehen hat.
5. Entspannendes Ritual vor dem Schlafengehen
Wenn du den Tipp befolgt, nicht direkt nach Gruselfilmen einzuschlafen, kannst du die Zeit dazwischen zumindest nutzen, um dich langsam abzuregen und deine Ruhephase einzuleiten. Dazu verhilft auch ein entspannendes Ritual Zuhause. Lass dafür einfach dein Telefon außer Reichweite, trinke einen beruhigenden Tee, mache eine kurze Meditation, lies ein gutes Buch oder höre ein bisschen einschläfernde Musik. In einer entspannenden Situation vergehen die Grusel-Gedanken direkt viel schneller und dein Adrenalin baut sich langsam ab.
Was tun, wenn Albträume für schlaflose Nächte sorgen?
Selbst, wenn man all diese Tipps verfolgt, kann es trotzdem sein, dass der Gruselfilm in der gleichen Nacht noch in deinen Träumen auftaucht und du dich vielleicht sogar daran erinnerst. Jedoch kannst du beruhigt sein: die meisten Träume, die von Erlebnissen kommen, die wir am gleichen Tag erlebt haben, passieren früher in der Nacht. Etwa 90 Minuten nach dem Einschlafen tauchen sie auf, diese vergessen wir aller Wahrscheinlichkeit jedoch wieder.
Aber auch wenn der Albtraum kurz vor dem Aufwachen passiert, ist nicht der Film im Ganzen bei dir hängengeblieben. Womöglich hat ein Detail des Films einen bestimmten Bereich in deinem Leben angesprochen, der dich besonders besorgt oder ängstigt. Der Traum gilt also eher als eine Aufforderung zur Lösung dieses bestimmten Problems statt einem schlichten Schrecken.