Ob in der neuen Serie „Mare of Easttown“, im ungewöhnlichen Liebesfilm „Vergiss mein nicht“ oder sogar im Blockbuster „Titanic“: Die Figuren, die Kate Winslet (45) auf die Leinwand bringt, sind vieles, aber niemals eindimensional. Mit ihrem Namen verbindet man Talent, Charakter und Stärke. Doch auch für sie war es nicht immer einfach.
„Die Zeit war mir eine gute Gefährtin bei der Entwicklung meines Selbstwertgefühls“, sagt die Schauspielerin, die gerade als neue internationale Markenbotschafterin von L’Oréal Paris verkündet wurde, heute. „Ich versuche nicht mehr, irgendwelchen körperlichen Idealen nachzustreben, die ich vielleicht in meinen Zwanzigern hatte, als ich noch viel verletzlicher und naiver war.“
Sie steht zu ihrem Körper
Schon in jungen Jahren hat Winslet Erfahrungen mit Ausgrenzung machen müssen. 2017 erzählte sie Kindern bei einem Charity-Event, wie sie in ihrer Kindheit gemobbt worden war. „Sie hänselten mich, weil ich schauspielern wollte.“ Das änderte sich auch nicht, als es später um ihre Passion, das Schauspielen, ging: Ihr sei gesagt worden, sie können froh sein, wenn sie den Part des ‚fetten Mädchens‘ bekommen würde. Und immer wieder habe sie gehört: „Du bist einfach nicht das, was wir suchen Kate.“
Diese Beurteilung hörte nicht mal auf, als sie 1997 ihren phänomenalen Durchbruch mit „Titanic“ hatte – ganz im Gegenteil. In Interviews erklärte sie erst Anfang diesen Jahres, dass der enorme Erfolg des Films für sie als Frau alles andere als angenehm war. „Es war wie Tag und Nacht, von einem Tag auf den anderen.“ Ihr Körper sei in der Öffentlichkeit bewertet und kritisiert worden, „die britische Presse war zu mir ziemlich unfreundlich“, so Winslet über die Zeit, die sie „im Selbstschutzmodus“ verbracht habe.
Heute steht die Schauspielerin zu ihrem Körper, das zeigt sie auch in ihrer aktuellen Rolle in der vielgelobten TV-Serie „Mare of Easttown“. Während des Drehs gab es eine Sex-Szene, in der „ein wenig Bäuchlein“ zu sehen ist, erinnerte sich Winslet in der „New York Times“. Regisseur Craig Zobel habe ihr daraufhin angeboten, die Szene schmeichelhafter zu schneiden. Ihre Antwort: „Wage es nicht.“
„Meine schwersten Momente haben mich geformt“
Als Botschafterin für L’Oréal Paris will Winslet nun auch andere Frauen dazu ermutigen, ihren Selbstzweifeln den Kampf anzusagen. „Ich habe gelernt, meine Fehler zu akzeptieren und nicht so hart zu mir selbst zu sein. Dabei habe ich gelernt, dass meine schwersten Momente mich geformt haben.“
Ihr Äußeres ist für Winslet aber auch Spiegel ihrer Gesundheit. Allerdings hat das wenig mit Eitelkeit zu tun: „Denn dann weiß ich, dass ich mich gut ernährt habe und mich gut um mich gekümmert habe.“ Durch gesunde Ernährung strahlende Haut ist auch einer ihrer Tipps, um Selbstvertrauen zu gewinnen. Viel Make-up trage sie im Alltag nicht. „Ein wenig Concealer, um Rötungen oder dunklere Augenringe abzudecken“. Und sie forme die Wimpern. Selbstvertrauen gebe ihr insbesondere aber auch die Arbeit eines guten Tages, eine Umarmung ihres Ehemannes und der Stolz ihrer Kinder auf ihre Arbeit.
Mütter sind die wahren Heldinnen
Überhaupt zieht Winslet viel Selbstwertgefühl aus ihrem Familienleben. „Der Stolz und die Freude, die ich empfinde, wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin und sehe, wie sie sich zu wunderbaren, zugewandten und im besten Sinne bescheidenen Wesen entwickeln, lässt mich erkennen, wo mein wahrer Wert liegt.“ Ihre größten Vorbilder sind Mütter: „Ganz besonders solche Mütter, die ihre Familie aufziehen, obwohl sie nur wenig Unterstützung bekommen. Diese Frauen sind für mich die wahren Heldinnen.“
Die feministischen Bewegungen der letzten Jahre haben bei Winslet auch noch mal einen neuen Denkprozess angeregt. Sie wolle nun auch darüber sprechen, ein Leben zu leben, ohne Urteile über andere Frauen zu fällen. „Die Welt ändert sich, und zwar so, dass es hoffentlich leichter für Frauen wird, solidarisch zu sein und nicht nur ihre Geschichten und Erfahrungen miteinander zu teilen, sondern auch mutig für sich selbst und füreinander einzustehen.“