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Vitali Klitschko: Dr. Eisenfaust wird 50 Jahre alt

Was dieser Mann anfasst, wird zu Gold: Vitali Klitschko, einstiger Schwergewichtsweltmeister und derzeit Bürgermeister von Kiew, feiert seinen 50. Geburtstag und blickt auf ein Leben ohne eine einzige echte Niederlage zurück.

Vitali Klitschko feiert seinen 50. Geburtstag.. © imago/ZUMA Press
Vitali Klitschko feiert seinen 50. Geburtstag.. © imago/ZUMA Press

Dieser Mann kennt eigentlich keine Niederlagen: Der ehemalige Schwergewichtsweltmeister und heutige Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, wird 50 Jahre alt. Der Ukrainer blickt bereits jetzt auf eine unfassbare Karriere als Sportler und Politiker zurück, die wahrscheinlich weltweit seinesgleichen sucht.

Geboren wurde Vitali Klitschko, Sohn eines ukrainischen Offiziers und einer Grundschullehrerin, in einem kleinen Dorf in Kirgisien. Als sein Vater in den frühen 80er-Jahren in der damaligen Tschechoslowakei stationiert war, machte Klitschko, gemeinsam mit seinem rund fünf Jahre jüngeren Bruder Wladimir erste Bekanntschaft mit dem Kampfsport. Zurück in Kiew, der eigentlichen Heimat des Vaters, fing Vitali mit dem Kickboxen an und feierte darin schnell Erfolge.

Vitali Klitschko war auch Kickbox-Weltmeister

Was auch viele Sportfans nicht wissen: Bevor Klitschko Anfang der 90er-Jahre zum Profiboxen wechselte, wurde er insgesamt sechs Mal Kickbox-Weltmeister, anschließend wurde er auch Weltmeister im Amateurboxen. Der ganz große Boxstern ging für Vitali Klitschko dann allerdings im Jahre 1999 auf, als er nach einer Serie von 24 K.o.-Siegen gegen Herbie Hide den Weltmeistertitel der WBO für sich entscheiden konnte – natürlich ebenfalls durch einen Niederschlag schon in der zweiten Runde.

In den Jahren 2000 und 2003 folgten seine einzigen beiden Pleiten als Profiboxer, obwohl man auch dort nicht von wirklichen Niederlagen sprechen kann. Zunächst musste er aufgrund eines Sehnenrisses einen Kampf abbrechen, drei Jahre später folgte eine der bis heute ikonischsten Box-Schlachten aller Zeiten. Im Juni 2003 duellierte er sich mit dem Briten Lennox Lewis in einem brutalen Boxkampf.

Obwohl Klitschko auf vier von sechs Zetteln der Punktrichter in Führung lag, nahm der Ringarzt aufgrund mehrerer Platzwunden am linken Auge Klitschkos den Ukrainer zu dessen Verwunderung aus dem Kampf. Doch auch aufgrund dieses epischen Duells mit Lewis – der übrigens einem Rückkampf durch Rücktritt aus dem Weg ging – war Vitali im absoluten Boxolymp angekommen und galt fortan als das Maß aller Dinge.

Nachdem er sich 2004 die Weltmeisterschaft in der Königsklasse des Schwergewichts zurückgeholt hatte, verteidigte er seinen Titel noch drei Mal durch K.o., bevor ihn mehrere Verletzungen – unter anderem der Rücken und das Knie machten ihm zu schaffen – zu einer Pause von knapp vier Jahren zwangen. Der 2,03 Meter große Athlet kehrte jedoch 2008 zurück in den Ring und knüpfte dort nahtlos an seine Erfolge an. 2012, nach weiteren zehn meist klaren Siegen, hängte er seine Handschuhe dann aber für immer an den Nagel.

Darum gab es nie einen Kampf gegen seinen Bruder Wladimir

Am Ende stand Klitschko 47 Mal für einen Profikampf in einem Boxring. Diesen verließ er 45 Mal als Sieger, davon 41 Mal durch K.o. Zwei Mal stoppten ihn Verletzungen. Übrigens: Auch wenn angebliche Mondsummen von bis zu 100 Millionen Dollar von Promotern und Sponsoren geboten worden seien: Zu einem Kampf der beiden Brüder Vitali und Wladimir ist es nie gekommen. Der Grund: Sie haben es sich geschworen, im Hinblick auf ihre Mama Nadja. „Das Herz unserer Mutter würde einen solchen Fight nicht ertragen“, sagte Wladimir einst in einem Interview mit der russischen Zeitung „Moskowski Komsomolez“.

Politische Karriere nimmt nach Ende der Box-Ära Fahrt auf

Nach seinem Karriereende verstärkte Klitschko seine politischen Ambitionen. Bereits während seiner aktiven Zeit kandidierte er 2006 und 2008 für das Amt des Kiewer Bürgermeisters. Im April 2010 wurde er dann zum Vorsitzenden der pro-westlichen Partei UDAR gewählt und im Jahr 2013 deren Präsidentschaftskandidat. Diese Kandidatur zog er jedoch im Jahr 2014 zurück, um sich auf die Wahl zum Kiewer Bürgermeister zu konzentrieren.

2014 zog er dann auch als Chef des Kiewer Rathauses dort ein, 2015 und 2020 wurde er von der Bevölkerung wiedergewählt und hält das Amt trotz zahlreicher turbulenter Phasen in der ukrainischen Politik bis heute ununterbrochen. Auch in seinem Privatleben setzt Klitschko auf Kontinuität: Seit 1996 ist Vitali mit dem ehemaligen Model Natalia Egorowa verheiratet. Das Paar hat drei Kinder: Sohn Yegor-Daniel kam im Jahr 2000 zur Welt, es folgten Elizabeth-Victoria (2002) und Max (2005) – benannt im Übrigen nach der deutschen Box-Ikone Max Schmeling. „Ich würde ihn immer unterstützen und ihm immer folgen“, sagte Natalia Klitschko in einem Interview mit „Welt“.

Dass Klitschko von jeher nicht nur sportlich ein Überflieger ist, sondern auch ziemlich viel in seinem Kopf hat, beweist seine akademische Laufbahn. Er studierte nach seinem Schulabschluss Sport auf Lehramt, später noch Sportwissenschaften. Er besitzt seit 2000 sogar einen offiziellen Doktortitel. Das Thema seiner Dissertation war „Sportbegabung und Talentförderung“.

Ob ihn sein Engagement auch irgendwann einmal zum Staatsoberhaupt der Ukraine bringen wird, bleibt abzuwarten. Zuzutrauen ist es Vitali Klitschko in jedem Fall. Bisher gelang ihm in seinem nun 50 Jahre langen Leben zumindest alles, was er angefasst hat. Eine Niederlage scheint nahezu ausgeschlossen…

(dr/spot)