Im Rahmen der Kampagne #OrteFürAlle der Aktion Mensch engagiert sich Sängerin Vanessa Mai (29) zusammen mit anderen Prominenten für mehr Barrierefreiheit. Im Interview spricht sie über Erfahrungen, die sie durch die Zusammenarbeit mit Rollstuhlfahrerin Hülya Marquardt für die Kampagne gemacht hat. Außerdem verrät sie, welche weiteren Projekte 2021 bei ihr auf dem Plan stehen.
Hintergrund der Kampagne ist eine aktuelle Umfrage der Aktion Mensch, für die rund 7.000 Personen mit und ohne Behinderung befragt wurden. Rund zwei Drittel (65 %) der Befragten stoßen im Alltag auf Barrieren, in den fünf größten Städten Deutschlands sind es sogar bis zu 79 %. Top-Barrieren in den Metropolen sind demnach versperrte Wege, schwierige Formulare und schlechter Straßenbelag. Mit Marquardt, die über ihren Alltag mit Behinderung auf Instagram berichtet, war Mai für die Kampagne in Stuttgart unterwegs.
Sie waren mit Hülya Marquardt auf der Suche nach Barrieren. Was haben Sie dabei erlebt?
Vanessa Mai: Dass, obwohl wir in Deutschland sicherlich in diesem Bereich viel weiter sind als andere Nationen, es für Menschen mit Behinderung, zum Beispiel Rollstuhlfahrer, trotzdem unglaublich schwer ist, sich komplett frei zu bewegen. Es ist ein Prozess und natürlich wird insbesondere bei Neubauten auf barrierefreie Bewegungsmöglichkeiten geachtet, aber es gibt immer noch sehr viel Nachholbedarf in dem Bereich.
War Ihnen vorher bewusst, mit welchen Barrieren Menschen mit Behinderung zu kämpfen haben?
Mai: Natürlich hört man immer davon – aber so richtig „hineinversetzen“ konnte ich mich nicht und es gibt einem schon zu denken. Wir sollten hier unbedingt weiter investieren, sodass diese Probleme immer weniger werden.
Viele Menschen haben Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Wie kann man dem entgegenwirken? Wie geht es Ihnen?
Mai: Ich kann gut verstehen, dass einige einfach vorsichtig sein möchten und unsicher im Umgang sind. Aber auf der Gegenseite wünschen sich Menschen mit Behinderung eigentlich einfach nur, dass man komplett „normal“ mit ihnen umgeht. Manchmal ist es gut gemeint, wenn man extra vorsichtig agiert, aber viele Menschen mit Behinderung wünschen sich einen ganz normalen Umgang. Das kann ich übrigens auch gut verstehen.
Sie hatten 2018 selbst einen schweren Bühnenunfall. Hat der Unfall ein Umdenken bei Ihnen bewirkt?
Mai: Es wurde mir einfach wieder einmal bewusst, wie schnell so ein Unglück passieren kann. Ich habe Glück im Unglück gehabt, aber trotzdem macht man sich da natürlich Gedanken.
Haben Sie heute noch irgendwelche Nachwirkungen, Schmerzen, die Sie beeinträchtigen?
Mai: Nein, glücklicherweise nicht – aber natürlich achte ich auch sehr auf meinen Körper und stärke meine Muskulatur. Das erfordert der Job und das Tanzen, Singen und Performen auf der Bühne aber auch. Vor allem auf einer Tour.
Nehmen Sie sich heute bewusst mehr Zeit für Ihren Körper und Ihre Gesundheit?
Mai: Nicht explizit deswegen, aber ich denke man entwickelt sich immer weiter und wird reifer – und ich habe heute sicher ein bewussteres Verhältnis zum Thema Gesundheit als noch mit Anfang 20. Das ist aber auch ganz normal, denke ich.
Welche neuen Projekte stehen dieses Jahr noch an?
Mai: Man darf gespannt sein. Generell gibt es viele neue Projekte. Neue Musik, hoffentlich meine Tour, sowie einige Marken- und Serienprojekte stehen vor der Tür. Die nächsten Monate werden intensiv, aber ich freue mich total darauf.