Trauer um Günther Rühle (1924-2021): Der Theaterkritiker und ehemalige Intendant des Frankfurter Schauspiels ist tot. Das teilte seine Familie mit. Demnach soll er am Freitag (10. Dezember) in seinem Zuhause in Bad Soden verstorben sein. Er wurde 97 Jahre alt. Bekannt war Rühle vor allem in den 1960er Jahren als einer der einflussreichsten Theaterkritiker Deutschlands. Als Intendant leitete er von 1985 bis 1990 das Schauspiel Frankfurt.
Der 1924 in Gießen geborene Günther Rühle wuchs zunächst bis 1935 in Weilburg an der Lahn auf, ehe die Familie nach Bremen zog. Dort absolvierte er das Abitur und studierte anschließend in Frankfurt Germanistik, Geschichte und Volkskunde. Mit einer Arbeit über den Dichter und Dramatiker Andreas Gryphius erwarb Rühle seinen Doktortitel.
Eine beeindruckende Karriere
Nach Tätigkeiten bei diversen Frankfurter Blättern wurde er 1960 Feuilletonredakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dort erarbeitete er sich den Ruf, einer der einflussreichsten deutschen Theaterkritiker zu sein. 1974 bekam er dort die Leitung der Feuilletonredaktion. Ab 1990 wurde Rühle Feuilletonchef des Berliner „Tagesspiegels“.
Rühle war darüber hinaus im Theatergeschäft tätig. Von 1985 bis 1990 war er Intendant des Schauspiels Frankfurt. In jener Zeit sorgte vor allem die Aufführung von Rainer Werner Fassbinders Skandalstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ aufgrund judenfeindlicher Äußerungen für Aufsehen und Proteste.
Aus Rühles Feder stammten auch zahlreiche Dokumentationen über die Theaterwelt. Während seiner langjährigen Karriere wurde er mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Theodor-Wolff-Preis (1962) und dem Binding-Kulturpreis (2010).