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Soraya und der ewige Mythos vom zerbrochenen Glück

Ihr Leben hat über ihren Tod hinaus viele Millionen Menschen berührt und erschüttert: Vor 20 Jahren starb Soraya, die Ex-Kaiserin von Persien und „Kaiserin der Tränen“.

Das ehemalige persische Kaiserpaar: Schah Reza Pahlavi und Kaiserin Soraya.. © imago/ZUMA/Keystone
Das ehemalige persische Kaiserpaar: Schah Reza Pahlavi und Kaiserin Soraya.. © imago/ZUMA/Keystone

Ein Familiengrab auf dem Münchner Westfriedhof, Nr. 143-A-17. Der breite rötliche Grabstein weist hochrangige Tote auf: einen Botschafter, eine Fürstin, einen Prinzen, eine Prinzessin, letztere war/ist eine Weltberühmtheit. Allein ihr Name klingt märchenhaft wie aus „Tausendundeine Nacht“: Soraya Esfandiary-Bakhtiary (1932-2001), Ex-Kaiserin von Persien, wie seinerzeit der Iran hieß.

Ihr bewegtes Leben hat über ihren Tod hinaus viele Millionen Menschen fasziniert, oft auch erschüttert. Die „Märchenprinzessin“ war weltweit die ungekrönte Königin der bunten Blätter. Am 26. Oktober vor 20 Jahren ist sie in Paris gestorben.

Ein Leben zwischen zwei Welten

Geboren ist sie standesgemäß in Isfahan, einer 3.000 Jahre alten Stadt, die einmal das Zentrum des persischen Safawiden-Reiches war. Der Vater: Fürst Khalil Esfandiary Bakhtiary (1901-1983) aus dem mächtigen Geschlecht der Bachtiaren-Stammesfürsten. Die Mutter: Eva Karl (1906-1994) aus einer Berliner Kaufmannsdynastie. Sie hatte den jungen Fürsten während seines Studiums in Berlin kennengelernt.

Die kleine Soraya wächst im Familienpalast in Isfahan und Berlin auf, ihre Mutter achtet darauf, dass die Tochter in Deutschland den Konventionen von Isfahan entfliehen kann. Es ist ein kluges Kind, das durch Internatsaufenthalte in der Schweiz und England perfekt Deutsch, Persisch (Farsi), Englisch und Französisch spricht und sich zu einer bildschönen jungen Frau mit einem ausdrucksvollen Gesicht und smaragdgrünen Augen entwickelt.

„Diese Frau ist dazu geboren, eine Königin zu sein.“

Ein Foto von Soraya fällt schließlich Mohammad Reza Pahlavi (1919-1980), der 1941 seinem Vater Reza Schah auf dem persischen Pfauenthron gefolgt war, in die Hände. Der junge „König der Könige“ ist nach der Scheidung von seiner ersten Gemahlin Fausia (1921-2013), Tochter des ägyptischen Königs Fuad I., erneut auf Brautschau, weil ihm Fausia keinen männlichen Thronfolger geschenkt hatte. Und nun schickt ihm eine Verwandte das Soraya-Bild mit der Anmerkung: „Diese Frau ist dazu geboren, eine Königin zu sein.“ Also wird die Familie der Esfandiary-Bakhtiarys samt 18-jähriger Tochter in den Kaiserpalast gebeten.

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, beschrieb Soraya Jahre später das erste Kennenlernen. Soraya wird noch am selben Abend von ihrem Vater, der Monate später iranischer Botschafter in der Bundesrepublik wird, zu einer Ehe mit dem Schah gedrängt. Sie willigt ein, „von mir aus gesehen traf ich eine freie Wahl“, schrieb sie später.

Nachdem Soraya eine Typhus-Erkrankung überstanden hat, heiratet sie mit 18 Jahren am 12. Februar 1951 in Teheran. Sie trägt ein 20 Kilo schweres Brautkleid von Christian Dior aus 20.000 Marabufedern, besetzt mit 6.000 Diamanten und Perlen.

Lieblingspaar der Boulevardblätter

Die „schöne Kaiserin“ und „der Kaiser mit den traurigen Augen“ avancieren zum Lieblingspaar der Boulevardblätter. Das Paar kann mit seinem inszenierten Glamour nicht nur bei Staatsbesuchen das Bild vom autoritär regierten Land Iran erfolgreich kaschieren. In Wahrheit stützt eine rigorose Politik den Schah. Mit Hilfe eines brutalen Geheimdienstes versucht er seine Macht zu stabilisieren.

Doch die Ehe bleibt kinderlos. Soraya wird zu europäischen und amerikanischen Medizinern geschickt, erfolglos. Als offenkundig wird, dass sie keine Kinder gebären wird, beschließt der Hofstaat – Schah-Mutter, Schah-Schwestern, Mullahs, denen der freie Geist der „Deutschen“, die Muslimin und Christin zugleich ist, nie gepasst hat – 1958 die Scheidung.

Das Ende der Ehe

Es heißt, der Schah und die Schahbanu hätten zuvor, beide weinend, ihre Möglichkeiten im Palastpark besprochen. Doch sie will nicht mit einer Zweitfrau des Herrschers leben, er nicht die Verfassung ändern und seinen Bruder zu seinem Erben machen. Schließlich gibt der Schah in einer Radio-Ansprache „mit großer Trauer“ das Ende der Ehe mit seiner „lieben Gemahlin“ bekannt. Soraya erhält als Abfindung eine Leibrente in Höhe von 17 Millionen Mark, wertvollen Schmuck und den Ehrentitel Prinzessin.

Die Scheidung löst ähnliche Wellen der öffentlichen Anteilnahme aus wie zuvor die Märchen-Hochzeit von Teheran. Soraya kauft sich in Marbella eine Villa und lässt sie rosa anstreichen. Sie lebt in Rom, Köln und München, hat angeblich Affären unter anderem mit Gunter Sachs (1932-2011) oder Aristoteles Onassis (1906-1975).

Sie wird zur „Kaiserin der Tränen“

Sie findet sogar erneut eine große Liebe mit dem Filmregisseur Franco Indovina (1932-1972), doch der kommt 1972 bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Die „Kaiserin der Tränen“ und „Prinzessin Schwermut“, wie sie von der Presse bezeichnet wird, zieht sich immer mehr in ihre Pariser Sieben-Zimmer-Wohnung an der Avenue Montaigne zurück. Über Männer und die große Liebe gibt sie sich keiner Illusion mehr hin, zumal sie nach dem Sturz des Schahs und der Gründung der Islamischen Republik Iran (1979) den Mordaufruf der Revolutionsgarde  gegen die Pahlavi-Familie auch auf sich bezieht und um ihr Leben fürchtet.

Sie stirbt 2001, reich aber einsam, mit gerade mal 69 Jahren. Ihre Putzfrau findet sie tot auf dem Boden ihrer Pariser Wohnung. Zur Trauerfeier in der American Cathedral in Paris versammeln sich rund 400 Trauergäste. Darunter auch der Bruder des Schahs, Gholam Reza Pahlavi (1923-2017). Mitte November 2001 wird ihre Urne auf dem Westfriedhof in München im Familiengrab der Esfandiary-Bakhtiarys beerdigt.

(ln/spot)