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So beeinflusst die Nase die Partnerwahl

„Eine Person gut riechen können“ ist nicht einfach nur ein Spruch. Welche entscheidende Rolle die Nase bei der Partnerwahl spielt, erklärt Autorin Christine Löber im Interview.

Bei der Partnerwahl hat die Nase ein Wörtchen mitzureden.. © View Apart / Shutterstock.com
Bei der Partnerwahl hat die Nase ein Wörtchen mitzureden.. © View Apart / Shutterstock.com

Dem Geruchssinn wird eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl zugeschrieben. Nicht nur der Charakter und das Äußere des Partners zählen – sondern auch dessen Geruch. Dr. med. Christine Löber und Hanna Grabbe haben in ihrem Buch „Immer der Nase nach“ (Mosaik) das Riechorgan unter die Lupe genommen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt Christine Löber unter anderem, weshalb Gerüche positive und negative Emotionen auslösen und ob Parfums und Deodorants die Attraktivität steigern können.

Inwiefern spielt die Nase bei unserer Partnerwahl eine Rolle?

Christine Löber: In Untersuchungen wurde festgestellt, dass Frauen eher Partner bevorzugen, deren Immuncode sich möglichst deutlich von ihrem eigenen unterschied. Evolutionsbiologisch ist das natürlich sehr sinnvoll, denn je unterschiedlicher die genetische Ausstattung der Eltern ist, desto gesünder sind die Nachkommen. Menschen, die viele genetische Ähnlichkeiten aufweisen, dürften sich also nicht gut riechen können.

Forschungen zur Partnerwahl finden allerdings immer in recht merkwürdigen Settings statt. Mit dem menschlichen Schweiß wird zum Beispiel in Partnerwahl-Experimenten viel gearbeitet. Wahrscheinlich ist es so, dass eine Mischung aus Schweißaroma, vielleicht ein paar Pheromonen und dem Eigengeruch die Leidenschaft oder die Abneigung beim anderen auslöst.

Doch Hormone können das Riechsystem beeinflussen, das kennen viele Frauen aus der Schwangerschaft. In Hinblick auf die Partnerwahl hat der amerikanische Evolutionsbiologe Geoffrey Miller ein skurril anmutendes Experiment durchgeführt: Eine Forschergruppe untersuchte, ob sich der Zyklus von Tänzerinnen in Stripclubs auf die Höhe des Trinkgelds auswirkte. Im Ergebnis verdienten Frauen, die die Pille nahmen, weniger, und Frauen, die nicht verhüteten, bekamen das meiste Trinkgeld an ihren fruchtbarsten Tagen. Andersherum sollen Männer mit hohen Testosteronspiegeln attraktiver erscheinen. Vollständig erforscht ist das Thema Nase und Partnerwahl nicht, und es bleibt auch spannend.

Wie beeinflusst ein bestimmter Geruch unsere Emotionen?

Löber: Der Geruchssinn löst Gefühle aus, bevor wir überhaupt darüber nachdenken können, was wir da eigentlich gerochen haben. Das liegt an der besonderen Verschaltung des Geruchssinns im Gehirn. Er nimmt einen sehr direkten Weg in unsere Emotionszentren. Die Duftinformationen gelangen über die Riechzellen in der Nasenschleimhaut und den Riechkolben in einen sehr alten Teil unseres Gehirns, das Riechhirn. Von dort werden Teile der Information in die Hirnregionen geschickt, die für unsere Gefühle zuständig sind, das ist zum Beispiel das sogenannte limbische System.

Bevor wir wissen, dass auf dem Herd gerade eine Plastikschüssel anbrennt, bemerken wir das Alarmgefühl. Gerüche überfallen uns also relativ kompromisslos, ein „Wegriechen“ ist nicht möglich. Als schnelles Frühwarnsystem hat sich der Geruchssinn in der Evolution bewährt, und Gerüche werden auch sehr zuverlässig abgespeichert. Das bedeutet aber auch, dass Gerüche, die uns nicht warnen sollen, viel emotionaler treffen als andere Sinneseindrücke.

Wir kennen das alle, wenn uns Gerüche an bestimmte Lebenssituationen erinnern. Ich habe zum Beispiel kaum ein Parfum, das nicht mit Assoziationen beladen ist; trägt jemand im Supermarkt L’Eau de Chloé, befinde ich mich sofort bei 30 Grad auf der Akropolis in Athen. Natürlich sind auch Werbestrategen längst darauf gekommen, dass man Düfte ganz gezielt einsetzen kann, um den Kunden ziemlich unbewusst zum Kauf zu verführen – das Duftmarketing wird oft so subtil eingesetzt, dass wir es gar nicht bemerken. Putzmittel riechen bei uns nicht umsonst meist nach Zitrone, weil wir das mit Frische assoziieren. Riechen Sie doch einfach mal genauer hin, wenn Sie das nächste Mal einen Stadtbummel machen – es ist eine sehr spannende und überraschend gefühlvolle Erfahrung.

Kann man sich durch Deodorant und Parfum attraktiver machen?

Löber: Menschen hegen schon seit tausenden von Jahren den Wunsch, sich mithilfe von Düften besser in Szene zu setzen – heute mehr denn je. Angefangen mit Duschgelen, die den Herren versprechen, reihenweise Frauenherzen zu brechen und den Damen ein besseres Körpergefühl und eine sinnliche Aura zu verleihen. In der Parfumwelt wird damit geworben, dass die Tuberose in Verbindung mit Bergamotte nicht nur unwiderstehlich macht, sondern auch noch die Lebenseinstellung der dynamischen, selbstbestimmten Trägerin widerspiegelt.

Der Duft soll der Umwelt also schon einen bestimmten Eindruck von uns vermitteln – aber wirklich verlässliche Studien zur Attraktivitätssteigerung durch Parfums gibt es nicht. Duftvorlieben sind so individuell, dass sich kaum einschätzen lässt, wer wie auf einen bestimmten Duft reagiert. Was auf den einen betörend und sexy wirkt, kann bei jemand anderem Würgereiz auslösen. Ich kaufe Düfte ausschließlich für mich selbst, denn ein Duft ist wie ein Kleidungsstück. Die Hauptsache ist in erster Linie, dass man sich mit dem Geruch wohlfühlt – dann steigert sich die Attraktivität schon von ganz allein.

Ändert sich der Geruchssinn im Laufe des Lebens? Wenn ja, wie wirkt sich das auf die Suche nach einem Partner oder das Verhältnis zu seinem Partner aus?

Löber: Leider erwischt es auch unseren Geruchssinn: Im Alter baut er etwas ab. Das liegt daran, dass auch unsere Riechzellen ganz normalen Altersveränderungen unterliegen und in späteren Jahren nicht mehr ganz so perfekt funktionieren. Außerdem werden sie mit der Zeit weniger regenerationsfähig, können also schädliche Einflüsse schlechter abpuffern.

Es gibt Hinweise darauf, dass der Verlust des Geruchssinns die Partnerbindung unsicherer macht. Das gilt interessanterweise aber eher für die Frauen, die grundsätzlich mit einem etwas besseren Riechvermögen ausgestattet sein sollen. Ob der schlechter werdende Geruchssinn aber dazu führt, dass man sich dann von einem langjährigen Partner trennt, ist nicht belegt und eher zu bezweifeln.

Was sind für Sie die drei faszinierendsten Dinge, die man über die Nase weiß?

Löber: Die Nasenschleimhaut produziert am Tag bis zu einem Liter Schleim, den wir in aller Regel nicht mal bemerken, weil er unauffällig in den Rachen abfließt. Die Nase ist der Luftfilter „Deluxe“ und der wichtigste Beschützer unserer Lunge: Die Atemluft wird durch die einzigartige Konstruktion der Nase nicht nur angewärmt und angefeuchtet, sie wird außerdem durch die Funktion der Nasenhaare und des Nasenschleims von Fremdkörpern, Keimen und anderen Eindringlingen befreit. Faszinierend ist außerdem, dass die Nase und die Nasennebenhöhlen ein zusammenhängendes und perfekt zusammenarbeitendes System sind. Das, was wir von außen als völlig individuell gestaltetes Zentrum des Gesichts sehen, die äußere Nase, ist also nur ein sehr kleiner Teil einer großen Kooperation.

(sob/spot)

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