Attraktive Menschen haben es leichter im Leben, heißt es gerne mal. Dass es Robert Redford (85) auch seinem Aussehen zu verdanken hatte, vor über sechs Jahrzehnten einen Fuß ins Tor zur Traumfabrik bekommen zu haben, ist wohl unbestritten. Der Erfolg stellte sich deswegen für das Geburtstagskind, das am 18. August 85 Jahre alt wird, aber nicht automatisch ein, im Gegenteil. Zu Beginn seiner Karriere galt er regelrecht als hübsches Kassengift und musste mehr als manch anderer Darsteller den Beweis erbringen, dass hinter dem wohlgeformten Gesicht auch ein guter Schauspieler schlummert.
„Du kannst keine Verlierer spielen“
Ob der Kriegsfilm „Hinter feindlichen Linien“, das Drama „Verdammte, süße Welt“ oder der mit Marlon Brando (1924-2004), Jane Fonda (83) und Robert Duvall (90) hochrangig besetzte Streifen „Ein Mann wird gejagt“ – die ersten Filme von Redford zu Beginn der 60er Jahre floppten allesamt an den Kinokassen. Eine potenziell wegweisende Rolle erhielt er gar deswegen nicht, weil er zu gut für sie aussah.
Diese herrliche Anekdote erzählte einst Regisseur Mike Nichols (1931-2014) laut „Vanity Fair“. Als der die Hauptrolle seines Films „Die Reifeprüfung“ (1967) suchte und Redford sich selbst ins Spiel brachte, habe Nichols geantwortet: „Das kannst du nicht spielen. Du kannst niemals einen Verlierer spielen.“ Als er Redford dann fragte, ob er jemals einen Korb von einer Frau bekommen habe und dieser die Frage schlichtweg nicht verstand, sah sich Nichols in seiner Annahme bestätigt – und Dustin Hoffman (84) wurde stattdessen von Mrs. Robinson um den Finger gewickelt.
Die Geburtsstunde vom Sundance Kid
Lange musste sich Redford aber nicht grämen, denn noch im selben Jahr wie „Die Reifeprüfung“ gelang ihm dank der Komödie „Barfuß im Park“ nichtsdestotrotz der Durchbruch. Nur zwei Jahre später dann der ganz große Wurf mit der Western-Komödie „Zwei Banditen“, im Original „Butch Cassidy and the Sundance Kid“. Neben Redford stellte Paul Newman (1925-2008) das titelgebende Cowboy-Duo, der Film wurde in den USA zum erfolgreichsten Kinostart des Jahres und verdrängte dabei sogar einen gewissen 007, der sich damals „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ befand.
In den folgenden 50 Jahren war Redford nicht von der Leinwand wegzudenken. 1974 lebte er als „Der große Gatsby“ in Saus, Braus und Liebeskummer, brachte 1976 (an der Seite von Dustin Hoffman) in „Die Unbestechlichen“ US-Präsident Richard Nixon (1913-1994) zu Fall oder brillierte 1985 an der Seite der ewig großartigen Meryl Streep (72) in „Jenseits von Afrika“.
Eine Nacht mit Demi Moore und ein unehelicher Filmsohn
Auch in den 90er Jahren war Redford alles andere als arbeitslos. Mit fast 60 Jahren machte er Demi Moore (58) „Ein unmoralisches Angebot“, ehe er in jenem Film mitwirkte und diesen auch drehte, mit dem ihn heute noch viele (weibliche) Zuschauer verbinden: „Der Pferdeflüsterer“ mit Kristin Scott Thomas (61) und Scarlett Johansson (36) im Teenageralter. Es sollte aber bis ins Jahr 2001 dauern, ehe Redford in „Spy Game – Der finale Countdown“ auf die Person traf, die in diversen Google-Suchanfragen gerne als sein geheimer Sohn vermutet wird: Brad Pitt (57). Beinahe gespenstisch war die Ähnlichkeit der beiden in dem Agententhriller, in dem sie allerdings nicht Vater und Sohn, sondern Mentor und Schüler mimten.
Auf seine älteren Tage trieb es Redford ab 2013 dann noch an die jeweils entgegengesetzten Pole des Kommerzes. Im Indie-Meisterwerk „All Is Lost“ von J. C. Chandor (47) ist über 106 Minuten nur der wettergegerbte Redford auf einem Segelboot zu sehen, gesprochen werden nur wenige Worte. Nur ein Jahr später stieg er mit „The Return of the First Avenger“ hingegen ins Marvel-Universum ein, in dem er 2019 mit „Avengers: Endgame“ und weit über 80 Jahren auch seinen letzten Kinoauftritt hinlegte. Denn 2018 hatte Redford angekündigt, dass mit dem Schauspiel danach Schluss sei.
Verdienste abseits des Rampenlichts
So holprig der Beginn seiner Karriere als Schauspieler gewesen sein mag, so eindrucksvoll startete er als Regisseur durch. Gleich seine erste („Eine ganz normale Familie“) von insgesamt neun Regiearbeiten brachte ihm 1981 den Oscar für die „Beste Regie“ ein, 2002 folgte ein Ehrenoscar für sein Lebenswerk. Kurz nach seinem ersten Oscargewinn gründete er zudem das Sundance Institute, aus dem 1984 das bis heute stattfindende Sundance Film Festival hervorging. Filmemacher wie Quentin Tarantino (58), Jim Jarmusch (68) oder die Coen-Brüder verdankten dem Independent-Festival ihren weltweiten Durchbruch.
Auch ihren Urlaub können Redford-Fans übrigens passend zu ihrem Idol angehen. Schon 1969 kaufte der sich von seinen ersten Gagen ein naturbelassenes Grundstück in den Rocky Mountains. Im – wie könnte es anders heißen – Sundance Resort lässt sich dort inzwischen luxuriös übernachten.
Das Drama seines wahren Lebens
Die größten Dramen erlebte Redford nicht vor der Kamera, sondern als Familienvater. Aus seiner ersten Ehe mit Lola Van Wagenen (82) von 1958 bis 1985 gingen vier Kinder hervor, von denen aber nur noch zwei leben. Sein erstgeborener Sohn Scott verstarb bereits 1959, von seinem jüngsten Sohn David James Redford musste er sich 2020 verabschieden. Er erlag mit 59 Jahren einem Krebsleiden.
Die Frau an der Seite des Hollywood-Stars ist seit 1996 die deutsche Malerin Sibylle Szaggars (64), mit der er 2009 in Hamburg den Bund der Ehe eingegangen ist. Mit ihr lebt er, na wo wohl, in Sundance, Utah.