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Mit Erkältung zur Arbeit gehen kann 2.400 Euro kosten: Wer muss bezahlen?

Hast du schon mal von Präsentismus gehört? Wir erklären dir, warum eine Erkältung ganz schnell ziemlich teuer werden kann.

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Hast du schon mal von Präsentismus gehört? Foto: IMAGO/Westend61

Rund 73 Prozent der Deutschen gehen laut Statista auch mit einer Erkältung noch zur Arbeit und ganze 35 Prozent sogar mit einer Grippe. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie geht sogar jede:r Zehnte auch trotz eines positiven Corona Tests in die Arbeit. Als Gründe nennen die meisten Befragten, dass sie ihre Kollegen entlasten wollen und zugleich ihre Arbeit nicht liegen lassen wollen. Krank zur Arbeit zu erscheinen, nennt man auch Präsentismus. Dieser kann sich in den verschiedensten Auswirkungen zeigen.

Hältst du es für sinnvoll, mit einer Grippe, Kopfschmerzen oder Menstruationsbeschwerden zur Arbeit zu gehen? Das wird sich mit dem Lesen dieses Artikels ändern. Welche Folgen des Präsentismus für dich und für dein Unternehmen hat, zeigen wir dir hier. Wir klären auch über das Gegenteil, den Absentismus, auf und geben einen Ausblick auf die Zukunft der Arbeitswelt.

Darf man überhaupt mit einem positiven Corona Test in die Arbeit?

Laut dem Infektionsschutz soll sich eine infizierte Person sich mit einem positiven Test in die Quarantäne begehen, bis die Tests wieder negativ sind. Dies dient nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern auch die deiner Kolleg:innen.

Was ist Präsentismus?

Präsentismus zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen auch dann bei der Arbeit erscheinen, wenn sie eigentlich krank sind. Das Wort stammt aus dem Englischen „presenteeism“, was mit Anwesenheitszwang übersetzt werden kann.

Der Arbeitswissenschaftler Auren Uris prägte diesen Begriff im Jahr 1955. Damals wollte man mit diesem neuen Begriff vor allem den Krankheitsstand in den Unternehmen verringern. Damals war das Arbeiten nämlich viel weniger sicher als heute. Unfälle in Fabriken und eine bescheidene Gesundheitsversorgung waren die Hauptgründe für Arbeitsausfälle unter den Mitarbeitenden. Erst in den letzten Jahrzehnten bekam der Begriff seine heutige Bedeutung: Das Arbeiten trotz Krankheit.

schöne Komplimente
Beim Präsentismus macht man oft gute Miene zum bösen Spiel. Foto: IMAGO / Westend61

Was sind die Gründe für Präsentismus?

Präsentismus ist in Deutschland ein weit verbreitetes Phänomen, das sich branchenunabhängig durchzusetzen scheint. Dabei hängt das Ausmaß des Präsentismus vor allem davon ab, wie die Arbeitsbedingungen im Unternehmen aussehen. Ein Mitarbeitender, der oder die unter besonders hohem Termindruck steht oder das Gefühl hat, von den Kolleg:innen nicht ausreichend vertreten zu werden, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auch krank bei der Arbeit erscheinen.

Laut einer Erhebung der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2011 sind die Gründe für Präsentismus unter den betroffenen Mitarbeiter:innen vor allem die folgenden:

  • 66 % aus Pflichtgefühl und weil sonst die Arbeit liegen bleibt
  • 46 % aus Rücksicht auf die Kolleg:innen
  • 25 % aus der Angst vor Arbeitsplatzverlust
  • 25 % aus Angst vor beruflichen Nachteilen

Die Folgen von Präsentismus

Präsentismus bewirkt für niemanden etwas Gutes. Auch wenn die Menschen, die krank bei der Arbeit erscheinen, zu glauben scheinen, dass sie damit ihrem Unternehmen etwas Gutes tun, ist das weit gefehlt. Verschiedene Statistiken und Umfragen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist: Präsentismus führt zu hohen Einbußen auf Unternehmensseite, genauso wie zu hohen Einbußen für die Gesundheit der Mitarbeitenden.

Das Statistische Bundesamt hat im Jahr 2011 beispielsweise eine Erhebung durchgeführt, die zeigte, dass Präsentismus die Unternehmen pro Kopf und Jahr gut 2.399 Euro koste. Im Gegensatz dazu sind die Kosten für den sogenannten Absentismus pro Kopf und Unternehmen relativ gering, sie liegen bei 1.199 Euro.

Laptop auf dem Schoß
Gut 50 % der Deutschen arbeiten auch dann, wenn sie krank sind. Foto: kaboompics / pixabay via canva

Das Gegenteil von Präsentismus: Was ist Absentismus?

Absentismus ist, wie der Name schon sagt, das Gegenteil des Präsentismus. Er zeichnet sich dadurch aus, dass Mitarbeitende ohne bestimmten Grund (wie beispielsweise einer Krankheit) ihren Verpflichtungen auf der Arbeit nicht nachkommen. Vor allem häufige Abwesenheit vom Arbeitsplatz und Fehlzeiten zeichnen dieses Phänomen aus. Die Gründe für Absentismus, so erklärt es die Redaktion des Magazins timetac.com, sind vor allem fehlende Motivation der Mitarbeitenden und das Gefühl, im Unternehmen, nicht wichtig zu sein.

Nice to Know: So sind Fehltage nach einer Kündigung in vielen Unternehmen besonders hoch. Die letzten drei Monate, die Mitarbeitende bei einer gesetzlichen Kündigungsfrist weiterhin im Unternehmen arbeiten, drücken auf die Arbeitsmotivation der Mitarbeitenden.

Produktivitätsverlust durch Präsentismus

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fand im Jahr 2011 zudem heraus, welche die wichtigsten Ursachen für Präsentismus am Arbeitsplatz sind. Diese tragen am meisten zum Produktivitätsverlust bei und verursachen auch die größten Kosten für das Unternehmen.

  • 20 % Verlust der Produktivität durch Migräne und Kopfschmerzen
  • 17,2 % Verlust der Produktivität durch Atemwegserkrankungen (Corona ausgeschlossen)
  • 15,3 % Verlust der Produktivität durch Depressionen oder psychische Störungen
  • 11,4 % Verlust der Produktivität durch Diabetes
  • 22,2 % Verlust der Produktivität durch Arthritis und Asthma
  • 10,9 % Verlust der Produktivität durch Allergien
  • 8,5 % Verlust der Produktivität durch Krebserkrankungen
  • 6,9 % Verlust der Produktivität durch Bluthochdruck
  • 6,9 % Verlust der Produktivität durch Herzerkrankungen

Der Präsentismus leidet in der heutigen Zeit

Der Präsentismus zieht sich also durch die meisten Unternehmen wie ein roter Faden. Es ist ein Phänomen, das nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit bekannt ist. Allerdings sind die Zahlen und Statistiken zum Präsentismus in Deutschland aus dem Jahr 2011 und damit bereits 11 Jahre alt. Seither hat sich die Arbeitsweise innerhalb von Unternehmen bereits weitflächig ändern können. Wir zeigen drei Gründe, warum der Präsentismus in der heutigen Zeit weniger Chancen auf Verbreitung hat.

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Die Arbeitswelt verändert sich mit der Zeit. Sie wird beispielsweise viel digitaler. Foto: Gettyimages/ Westend61

1. Digitalisierung der Unternehmen

Unternehmen sind in den letzten Jahren sehr viel digitaler geworden. Nicht nur wegen, aber auch aufgrund der Coronakrise und der Homeoffice-Regelungen waren Unternehmen dazu gezwungen, sich den Umständen anzupassen. Das wirkt sich auf die Arbeitsmotivation, den Stress der Arbeitnehmenden und viele weitere Faktoren aus. Eine Umfrage von Bitkom aus dem Jahr 2021 hat ergeben, dass 75 % der Arbeitnehmenden die fortschreitende Digitalisierung als Chance für das eigene Unternehmen sehen.

2. Die Generation Z verändert die Arbeitswelt

Ein weiterer Faktor, der den Präsentismus in Deutschland verändert, ist die neue Generation Z. Seit den Umfragen aus dem Jahr 2011 ist fast eine ganze Generation ins Land gegangen. Wir erleben also einen Wechsel in der Arbeitswelt aus der Generation Y hin zur Generation Z. (In Alterskohorten spricht man von einem Generationenwechsel nach 15 aufeinanderfolgenden Jahren.)

Die Generation Z (heute 14 bis 25 Jahre alt) ist dafür bekannt, dass sie sich von der Generation Y und X durch ihre Lebenseinstellung grundlegend unterscheidet. Die mentale Gesundheit, ein abwechslungsreiches Leben und Abenteuerlust stehen in ihrer Wertevorstellung an oberster Stelle.

Eine Analyse der AWA aus dem Jahr 2021 bestätigt dies: Gut 81,5 % der Gen Z halten es für wichtig, Spaß im Leben zu haben. In der Gen Y sind es nur 64,1 %. Starke Erlebnisse, Abenteuer und Spannung halten 63,5 % der Gen Z für wichtig, unter den Gen Y sind es nur. 43,8 %.

Hier sehen wir, wie die Grundeinstellungen unter den Generationen sich mit der Zeit verschieben. Dies wirkt sich auch auf die Arbeitsmoral und das Phänomen des Präsentismus aus.

3. Corona zwingt Präsentismus in die Knie

Auch Corona hat dazu beigetragen, dass der Präsentismus sich verändert hat. Heute ist es weit weniger gern gesehen, sich mit einem Husten oder einem Schnupfen in ein Großraumbüro zu setzen. Dafür ist die Angst vor einer Ansteckung schlicht zu hoch. So verschiebt sich der Präsentismus in vielen Unternehmen von einer gefühlten Anwesenheitspflicht am Arbeitsplatz zu einer gefühlten Anwesenheitspflicht im Homeoffice.

Präsentismus: Ja oder nein?

In diesem Artikel haben wir das Phänomen des Präsentismus besprochen und wir konnten klären, dass es weder für Unternehmen, noch für Arbeitnehmende sinnvoll ist, krank auf der Arbeit zu erscheinen.

Und doch tendieren noch immer viele Menschen dazu, trotz einer Erkältung zum Arbeitsplatz zu gehen. Wie ist das bei dir? Schreib uns gern ein Mail an wmn@funkemedien.de und erkläre uns, wie deine Meinung zum Präsentismus ist.

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