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Wegen der AfD? In Ostdeutschland ist die Impfquote immer noch gering

In Ostdeutschland lassen sich immer weniger Menschen impfen. Was die AfD damit zutun haben soll, liest du hier.

AfD
Die AfD hat ein neues Wahlplakat. Foto: IMAGO / Sylvio Dittrich

Weißt du noch? Zu Beginn dieser ganzen Pandemie-Scheiße gingen wir davon aus, dass gut 60 Prozent der Bevölkerung durchgeimpft sein müssen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Das ist gut ein Jahr, viele Lockdowns und noch mehr Coronavirus-Varianten her. Heute weiß man: Es wird wohl eher eine Durchimpfungsrate von 80 bis 85 Prozent benötigt. Und wann wird das erreicht? Tatsächlich liegt das an uns! Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto schneller normalisiert sich das Leben wieder. Allerdings machen uns einige Bundesländer gerade einen Strich durch die Impf-Rechnung. Doch was hat die AfD damit zutun?

Ostdeutsche Bundesländer & die Coronaimpfung: Ist die AfD schuld?

Bei vielen Menschen in den ostdeutschen Bundesländern scheint die Impfkampagne der Bundesregierung nicht zu fruchten. Während viele westdeutsche Bundesländern teilweise bereits eine Impfquote von 72,5 Prozent erreicht haben (Bremen, Erstimpfung), sieht das in Ostdeutschland anders aus. Sachsen liegt beispielsweise gerade einmal bei 53,6 Prozent (Erstimpfung) und auch Brandenburg und Thüringen haben eine nicht viel höhere Quote.

Doch woran liegt das? Der Ostbeauftragte der Bundesregierung ist sich sicher, dass das an der hier starken AfD-Partei liegt, die sich offen gegen die Impfung ausspricht. wmn ordnet das Gesagte ein.

So unterschiedlich sehen die Impfquoten in den verschiedenen Bundesländern Deutschlands aus:


So ist der Impfstand in Deutschland am 17.08.2021. @Robert Koch-Institut

Die Impfquoten Deutschlands sind ein politisches Statement

Bremen, das Saarland und Schleswig Holstein sind die Bundesländer mit der höchsten Impfquote. Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Sachsen bilden die Schlusslichter der Impfquoten. Das Muster, das sich abzeichnet, zeigt vor allem eines: Der Osten impft weniger als der Westen Deutschlands.

Marco Wanderwitz, Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, ist sicher, dass es an der rechten AfD-Partei liegt. Je mehr diese Partei auf Zustimmung stößt, desto niedriger ist die Impfquote: „Es gibt zwischen der Zustimmung für die AfD und Impfablehnung einen klaren Zusammenhang. Er lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Noch ist kein Anstieg der Infektionen zu verzeichnen

Wichtig ist es zu erwähnen, dass zwar die Impfquote in den ostdeutschen Ländern geringer ist, die Impfungen aber auch dort stetig steigen. Man kann die Bundesländer Deutschlands genauso wenig über einen Kamm scheren wie die Wähler:innen der AfD oder anderen Parteien. Auch bei der AfD gibt es beispielsweise viele Wähler:innen, die sich impfen lassen und gegen Corona schützen.

Außerdem: Die Corona-Fallzahlen sind (Stand: 17.08.2021) nicht in den Ländern mit einer geringeren Impfquote gestiegen. Noch immer haben die Länder mit den meisten Einwohner:innen (NRW und Bayern) die höchsten Coronafallzahlen zu verzeichnen.

Wanderwitz kritisiert das rigorose Vorgehen der AfDler:innen gegen das Impfen

Wanderwitz sagt, dass die AfD in den Ostbundesländern so viel Hetze gegen das Impfen mache wie seinerzeit der US-Präsident Donald Trump. Auch bei den Querdenkenden, die sich besonders gegen die Maßnahmen der Bundesregierung gegen Corona wehrt, sind besonders viele Wähler:innen der AfD dabei.

AfDler:innen sind Nicht mit Argumenten erreichbar

Die AfD sei, so Wanderwitz, nicht mit Argumenten zu erreichen. Natürlich muss man eine komplette Wählerschaft differenziert betrachten, aber die Tendenzen der AfD gehen in eine sehr genaue Richtung.

Was bedeutet das für Deutschland?

Die Ironie der Situation wird der AfD-Wählerschaft erst dann klar werden, wenn sie die Konsequenzen ihres Handelns spüren. Je mehr Menschen sich nicht impfen lassen, desto mehr Menschen können sich weiter mit dem Coronavirus anstecken. Sollten wir die Delta-Variante nicht in den Griff bekommen, steuert Deutschland auf einen weiteren Winter-Lockdown zu. Die bereits steigenden Inzidenzen bestätigen, dass die Pandemie keineswegs vorbei ist, sondern nur im Sommerloch steckt.

Niemand soll zum Impfen gezwungen werden

Wichtig ist aber dennoch zu betonen, dass es in Deutschland keine Impfpflicht gibt und auch nicht geben wird. Darauf haben sich Politker:innen geeinigt. Niemand sollte gezwungen werden, sich impfen zu lassen, wenn er oder sie das nicht mit ihrem oder seinem Gewissen vereinbaren kann. Angst vor einer Impfung kann nämlich ebenfalls zu negativen körperlichen Impfreaktionen führen. Das nennt man den sogenannten Nocebo-Effekt. Außerdem ist es jedem Menschen selbst überlassen, was er oder sie sich spritzen lässt.

Corona Impfung Nebenwirkungen
In Deutschland wird es keine Impfpflicht für die Corona-Impfung geben. Foto: IMAGO / photothek

Wichtig ist aber, dass gerade über die Corona-Impfungen richtig aufgeklärt wird und gute Empfehlungen abgegeben werden können. Dazu gehören nicht nur politische Parteien, die AfD gute Argumente entgegenbringen können sollten, sondern auch Ärzt:innen, die ihren Patient:innen die Angst vor der Impfung nehmen sollten.

Was sagt ein Antikörpertest nach einer Impfung aus?

Was sagt ein Antikörpertest nach einer Impfung aus?

So kann man auch nach einer Impfung mithilfe eines Antikörpertests herausfinden, ob man sich in Vergangenheit bereits mit Covid-19 infiziert hat.

Niemand soll gegen Impfe hetzen

Wenn wir die Parteien und die Ärzt:innen ins Gebet nehmen, dann sollten wir das aber auch mit der populistischen Partei AfD tun. Parteichefin Alice Weidel kritisiert die Impfkampagne aber so rigoros, dass hier wenig Diskurs zustande kommen kann: „Wir sind für die Freiheit für alle Bürger, egal ob geimpft oder ungeimpft“, sagte sie der Funke Mediengruppe. „Mit Hygiene- und Abstandsregeln könne man schon sehr viel abfangen. Die Maßnahmen der Bundesregierung sind völlig überzogen.“