Nachdem der dänische Fußball-Star Christian Eriksen (29) während des EM-Spiels gegen Finnland am Samstag in Kopenhagen kollabiert war, holte ihn der Kölner Arzt Dr. Jens Kleinefeld (57), der als Dopingarzt, Medical Officer und Experte für das Side-Line-Doctor-Team vor Ort war, ins Leben zurück. Wie es genau ablief, erzählt er nun im Interview mit der „Bild“-Zeitung.
„Ich saß auf der Tribüne auf der gegenüberliegenden Seite, als Eriksen umkippte. Ich habe mir erst mal nichts dabei gedacht. Dann sah ich aber wie der dänische Teamarzt relativ hektisch agierte. Ich habe erkannt, dass es keine normale Verletzung ist“, erinnert er sich an den Moment. Nachdem sich die Spieler an den Kopf fassten, habe er dem Side-Line-Team ein Zeichen gegeben. „Die sind dann auf den Platz gerannt und hatten den Defibrillator dabei.“ Auch Kleinefeld eilte zu dem bewusstlosen Fußballer.
Die Ersthelfer hatten da die Vorarbeit mit der Herzdruckmassage und dem Anlegen des Defibrillators schon geleistet. „Dann habe ich die Leitung übernommen. Wir haben geschockt und mit der Herzdruckmassage weitergemacht“, so Kleinefeld. Die Schulung, die er im Vorfeld der Partie gemacht hatte sei „das Entscheidende“ gewesen.
Für den Teamarzt war es schwieriger, „einen Herztod direkt zu erkennen“
Der dänische Teamarzt, der zuerst bei dem Sportler war, habe „die Situation nicht vollständig erfasst“, analysiert Kleinefeld weiter. „Aber die Mannschaftsärzte behandeln ja vor allem Verletzungen aller Art, deswegen ist es für sie schwieriger, einen Herztod direkt zu erkennen“, zeigt er Verständnis. Das habe man schon gesehen, als versucht worden sei, die Zunge aus dem Hals zu ziehen. „Das ist natürlich Unsinn. Das rettet kein Leben. Eine minimale Überstreckung des Kopfes reicht vollkommen aus“, erklärt der Profi.
Nach „zwei Minuten“ war dem Mediziner mit Blick auf den EKG-Monitor klar: „Der Schock war erfolgreich. Dann dauerte es noch 20 oder 30 Sekunden, bis das Bewusstsein von Eriksen zurückkehrte. Er machte die Augen auf und sprach mit mir“, beschreibt er den Gänsehautmoment.
Christian Eriksen: „Oh Sch…, ich bin doch grad mal 29 Jahre alt“
„Ich fragte ihn auf Englisch: ‚Bist du wieder da?‘ Er sagte: ‚Ja, ich bin da.‘ Und dann sagte er noch: ‚Oh Sch…, ich bin doch grad mal 29 Jahre alt.'“ Dr. Jens Kleinefeld erklärte Christian Eriksen daraufhin kurz, dass jetzt alles gut sei und keine Gefahr mehr bestünde und Eriksen habe das auch alles verstanden. „Ein Musterbeispiel für eine Lebensrettung. Ich sehe mich als Lebensretter“, fasst er zusammen. Und weiter: „Es war ein schöner Moment, als Eriksen die Augen wieder geöffnet hat.“
Wenige Tage später meldete sich Eriksen persönlich aus dem Krankenhaus. „Hallo zusammen, vielen Dank für die lieben und wunderbaren Nachrichten aus der ganzen Welt. Mir und meiner Familie bedeutet das sehr viel“, schrieb Eriksen in einem Instagram-Post.