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Nina Hagen: Das sagt sie zu Merkels Zapfenstreich-Musik

Dass Angela Merkel bei ihrem Abschied ausgerechnet Nina Hagens „Du hast den Farbfilm vergessen“ hören will, konnte die Künstlerin erst gar nicht glauben. Es verwundert sie aber besonders wegen des Hintergrundes des Liedes.

Nina Hagen klärt über den Hintergrund ihres großen Hits auf. © imago/Eibner
Nina Hagen klärt über den Hintergrund ihres großen Hits auf. © imago/Eibner

Wenn Angela Merkel (67) am Donnerstag mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet wird, wird das Lied „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen (66) laufen. Das hielt nicht zuletzt die Künstlerin selbst zuerst für einen Scherz, wie sie auf Facebook mitteilte.

Am Sonntag schrieb Nina Hagen: „… das habe ich auch mitbekommen, dass sich unsere Frau Bundeskanzlerin für ihre Abschieds-Zeremonie, unter anderem, den Song ‚Du hast den Farbfilm vergessen‘ aus der alten DDR gewünscht haben soll.“ In Klammern fügte sie an: „Was ich übrigens für eine Fake-Meldung halte, obwohl ich gerade sehe, dass sogar die Tagesschau berichtet hatte…“ Neben Hagen sollen auch die Lieder „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef und das ökumenische Kirchenlied „Großer Gott, wir loben Dich“ laufen.

Liedtexter, ein verurteilter Sexualstraftäter

Die Erklärung für Hagens Ungläubigkeit liegt allerdings nicht im Musikgeschmack Merkels sondern in dem Hintergrund des Songs. „Das ist ein Song mit Text von Kurt Demmler, und dass jedoch der Kurt Demmler ein DDR-‚Staatsdichter‘ mit Sonderprivilegien war und später ein wegen systematischen Kindesmissbrauchs verurteilter Sexualstraftäter, der im Gefängnis Selbstmord beging… wird ihr hoffentlich bekannt sein.“

Demmler war im Jahr 2008 erneut angeklagt worden, nachdem er acht Jahre zuvor wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Bei seinem letzten Strafverfahren wurden ihm sexueller Missbrauch von Kindern in mehr als 200 Fällen vorgeworfen. In der Nacht vor dem zweiten Verhandlungstag beging er Suizid.

Hagen selbst spielt den Song trotzdem weiterhin: „Nein, ich grenze mich nicht ab von dem Lied, aber ich werde mich nicht vor den Fakten verstecken, und auch nicht so tun, als gäbe es sie nicht.“ Weiter stellt sie klar, dass es schmerze, dass Demmler sich „in der Untersuchungshaft im Knast Moabit erhängte und sich sang- und klanglos aus dem Staub machte.“

Keyboarder war Vorbild für „Micha“

Den genauen Hintergrund, wie der Song entstanden ist, hat die Sängerin am Dienstag auch noch in einem langen Post geteilt. Darin wird unter anderem erzählt, wie Hagen zur Band Automobil kam, wie sie und Keyboarder Michael Heubach zusammenfanden, wie Demmler vermutlich von ihm zu dem Songtext inspiriert wurde und wie schnell das Lied sich zum großen Hit mauserte.

(mia/spot)