Es ist eigentlich nur eine kleine Randbemerkung in den Gerichtsdokumenten zur Einigung zwischen Prinz Andrew (61) und Virginia Roberts Giuffre (38) – doch daraus erwächst derzeit ein Sturm der Entrüstung gegen den Sohn von Queen Elizabeth II. (95). Zur Erklärung: Gegen eine Zahlung von umgerechnet rund 14,4 Millionen Euro wird aller Voraussicht nach die Klage wegen sexuellen Missbrauchs vor einem New Yorker Gericht gegen Andrew eingestellt. Das Geld soll an die von Roberts Giuffre gegründete Wohltätigkeitsorganisation fließen, die sich für Missbrauchsopfer einsetzt.
So weit, so nachvollziehbar. Doch die Anwälte von Prinz Andrew formulierten in ihrem Schreiben, dass dies auch deswegen geschehe, weil ihr Mandant „den Kampf gegen die Übel des Sexhandels“ und die daraus resultierenden Opfer finanziell unterstützen möchte. Blanker Hohn für viele „echte“ Aktivisten. Teresa Parker, Sprecherin von Women’s Aid, wird im britischen Boulevard-Blatt „The Sun“ deutlich: „Das Letzte was Überlebende von Missbrauch wollen, ist Unterstützung von einem mächtigen Mann, der selbst beschuldigt wird, Frauen missbraucht zu haben.“
„Entsetzt“, „furchtbar“, „manipulativ“
Man wisse, dass viele Täter „manipulativ“ agieren. Außergerichtliche Einigungen und finanzielle Vergleiche seien in den Augen der Opfer „das Gegenteil von Gerechtigkeit“. Es gehe den Tätern nur um Macht und Kontrolle. Das sei der Kern von Missbrauch – das Bezahlen für das Verschwinden der Vorwürfe ist ein Teil davon. Die wahren „Kämpfer gegen Missbrauch“ seien mutige Frauen, die ihn überlebt hätten. Und eben nicht diejenigen, die ihren Namen reinwaschen wollen würden.
Auch die Aktivistin Lily Di Giovanni (40) von der Organisation Isle of Wight sieht das ähnlich. Sie selbst wurde ab ihrem 14. Lebensjahr acht Jahre lang missbraucht und ist „entsetzt“ über die Zahlung von Andrew. Es sei furchtbar: „Warum sollte er eine Frau auszahlen, wenn es nie passiert ist?“ Sie hätte sich einen Prozess gewünscht und könne es nicht verstehen, dass auch noch die Queen ihren Sohn unterstütze. Die Königin soll rund 2,3 Millionen Euro aus eigener Tasche zu der Summe beisteuern.
Andrew sei „wie ein kleines Schwein“, das davonhuscht
Andrew sei in ihren Augen „wie ein kleines Schwein“, das „davonhuscht“ und den Steuerzahler die Zeche zahlen lasse: „Ich bin wütend, er hätte in den Zeugenstand gehen müssen.“ Labour-Politikerin Jess Phillips (40) hat ebenfalls kein Verständnis für Prinz Andrew. Es zeige ein „schockierendes Maß an Arroganz“, dass er nun auch noch den Opfern helfen wolle. Es sei ein weiterer „bizarrer Moment“ in der ganzen Posse um den Sohn der Königin.
Dr. Charlotte Proudman, eine führende Anwältin auf dem Gebiet des häuslichen Missbrauchs und Kämpferin für einen besseren Umgang mit schutzbedürftigen Frauen, sagte der Zeitung „The Sun“ überdies: „Es ist völlig arrogant von Prinz Andrew zu glauben, dass die Opfer von Sexhandel jemals seine Unterstützung wollen würden.“ Die Beschuldigungen stünden weiter im Raum und er habe sich seiner Verantwortung nie gestellt, geschweige denn entschuldigt.