„Er versprach mir die ganze bekannte Welt, ein Häuschen am Forum, Sklaven, Eselsmilch, so viel Gold wie ich nur essen könnte…“ Für die Filme der britischen Komiker-Truppe „Monty Python“ schlüpfte Terry Jones schon in viele schräge Rollen. Wohl keine blieb jedoch so sehr in Erinnerung wie jene als strenge Muttergottes mit schriller Stimme in „Das Leben des Brian“ – namens Mandy. Doch Jones, der am 1. Februar 80 Jahre alt geworden wäre, nur auf diese Rolle, ja nur auf „Monty Python“ zu reduzieren, wäre denkbar falsch.
Sechs Freunde sollt ihr sein
Terry Jones und Michael Palin (78) lernten sich an der Universität Oxford kennen, mit ihm hatte Jones die innigste Beziehung innerhalb der Gruppe. Auf der Trauerfeier zu Ehren Jones, der am 21. Januar 2020 verstarb, bezeichnete Palin sie „weniger als Freundschaft und vielmehr als Ehe.“ John Cleese (82), Eric Idle (78) und Graham Chapman (1941-1989) wiederum kannten sich von Cambridge, US-Amerikaner Terry Gilliam (81) stieß als letzter zur Gruppe – „Monty Python“ war geboren.
Ender der 1960er Jahre startete die Comedy-Show „Monty Python’s Flying Circus“, 1971 erschien der erste Film „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“ – eine Art Highlight-Reel zur Serie. Der erste „richtige“ Film kam schließlich 1975 auf die Leinwand und gilt bis heute als Meilenstein des schrägen Klamauks: „Die Ritter der Kokosnuß“, bei dem Jones neben Gilliam die Regie führte. Für die beiden darauffolgenden Filme tat er das sogar im Alleingang: „Das Leben des Brian“ (1979) sowie Episodenfilm „Der Sinn des Lebens“, der letzte Film der Truppe.
Die große Kontroverse
Sein „Das Leben des Brian“ ist der kommerziell erfolgreichste Film der sechs – und mit Abstand der kontroverseste. Kirchenvertreter liefen Sturm gegen die auf Leinwand gebannte „Blasphemie“. Länder wie Irland und Norwegen verboten den Film, in den USA versammelten sich Protestgruppen vor den Kinos. Die wunderbare Ironie des Ganzen: endlich einmal waren sich jüdische, katholische und protestantische Vereinigungen bei etwas einig…
Jones selbst empfand „Das Leben des Brian“ übrigens nie als blasphemisch, wie er 2011 „The Guardian“ verriet. „Es wurde als ketzerisch angesehen, weil es die Struktur der Kirche […] kritisierte.“ Er gab im Interview aber auch an, dass sie „heutzutage zweimal darüber nachdenken“ würden, den Film zu drehen. Denn schon Ende der 190er habe er sich gedacht, dass „eventuell ein religiöser Spinner auf uns ballern könnte“ – ein Szenario, das in seinen Augen über die Jahre nicht unrealistischer geworden ist.
Der Historiker, der Kinderbuchautor
Nach der großen „Monty Python“-Ära drehte Jones unter anderem noch Filme wie „Die Reise ins Labyrinth“ (1986) mit David Bowie (1947-2016) oder „Erik der Wikinger“. Zudem versuchte er sich erfolgreich als Kinderbuchautor. Allein die Titel der Bücher zaubern ein Schmunzeln auf die Lippen. Etwa bei „Wie der Knappe Tom einen Handstand machte, sein Herz verlor und beinahe die Wasserspülung erfand“.
Doch nicht immer musste es Humor sein. Schon zu Schulzeiten interessierte sich Jones für das Mittelalter. Ein Umstand, der ihn ein Sachbuch über die Kreuzzüge schreiben ließ. Und auch eine dazu passende BBC-Dokumentationsreihe brachte Jones auf den Weg.
Tragischer Tod, lustiger Abschied
Die erste Hiobsbotschaft ereilte Jones 2006, als bei ihm Darmkrebs diagnostiziert wurde. Dank eines operativen Eingriffs besiegte er die Krankheit jedoch. Zehn Jahre später dann die Schockdiagnose Demenz. Jones, der 2009 mit seiner zweiten und wesentlich jüngeren Ehefrau Anna Söderström Eltern einer Tochter geworden war, verlor als Folge die Fähigkeit, zu kommunizieren (Aphasie). Im Januar 2020 verstarb Jones schließlich kurz vor seinem 78. Geburtstag.
Nach dem viel zu früh an Krebs verstorbenen Graham Chapman hatte „Monty Python“ sein zweites Mitglied verloren. Und wie bei Chapman trauerten die verbliebenen vier Comedy-Stars auf ihre ganz eigene Weise. Zu den Klängen ihres Songs „How Sweet To Be An Idiot“ („Wie schön, ein Idiot zu sein“) wurde Jones‘ Sarg in die Kirche getragen. Einem Blumenstrauß legten die vier eine Botschaft bei, die, wie könnte es anders sein, ein Zitat von Muttergottes Mandy beinhaltete: „Terry, nicht der Messias, nur ein sehr ungezogener Junge! Liebe von all deinen Gefolgsleuten, John, Terry G, Eric und Michael.“