Schluss mit der Karriere, Schluss mit dem Getingel. Beschaulicher Ruhestand ist angesagt, das habe vor allem seine Frau verdient. Deshalb: Rückzug von der großen Bühne, „ich gehe in Show-Rente!“ So hatte es Mike Krüger (70), seit über 40 Jahren einer der Stars im deutschen Comedy-Betrieb, vor einigen Wochen via „Bild“ angekündigt. Er hat es ja auch verdient. Am 14. Dezember wird er 70 Jahre alt. Da kann er sich schon mal die Rente zum Geschenk machen. Sagt er jedenfalls.
Natürlich kann es einer wie Mike Krüger nie ganz lassen. Einmal Zirkuspferd, immer Zirkuspferd. Deshalb macht er auch ein wenig weiter, quasi mit dem eigenen TV-Sender. In seiner zweigeschossigen Wohnung in Hamburg-Wellingsbüttel – „unten wohnen wir und oben ist Platz für die Firma“ – moderiert er auf seinem YouTube-Kanal das Format „7 Tage, 1 Kopf“, in dem „ich mir zu allem Gedanken mache, was gerade so anliegt“.
In Erinnerung an „7 Tage, 7 Köpfe“
Das erinnert an die legendäre RTL-Show „7 Tage, 7 Köpfe“, unter anderem mit Gaby Köster (60) und Jochen Busse (80), die Rudi Carrell produzierte. Sein Freund Mike Krüger gehörte von 1996 bis 2005 zum festen Kern. Da hatte er sich längst zu einer Allzweckwaffe im deutschen Showbiz entwickelt. Seine Sendungen „Vier gegen Willi“ (ARD), „Punkt, Punkt, Punkt“ (Sat.1) und „Krüger sieht alles“ (RTL) liefen über Jahre.
Nun ist er also 70. Wie fast jeder Komödiant hat auch er die Härte des Lebens erfahren müssen. Da war er noch Michael Friedrich Wilhelm Krüger, der auf der Durchreise nach Hamburg, wo die Eltern lebten, rein zufällig in Ulm geboren wurde. Das Baby kam als Siebenmonatskind halbseitig gelähmt zur Welt und lag sechs Monate im Brutkasten. Im Alter von drei Jahren starb die Mutter.
„Ich weiß darüber eigentlich sehr wenig“, erzählte Mike Krüger 2015 bei der Vorstellung seiner Autobiografie „Mein Gott, Walther – das Leben ist oft Plan B“ auf der Frankfurter Buchmesse. „Als mein Vater starb, habe ich den Totenschein meiner Mutter gefunden und da stand dann drin, dass sie in Paris in einem Hotelzimmer gestorben ist. Ich habe gedacht: Paris ist eine große Stadt. Hat sie es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft, oder was war da los? Leider habe ich das nie richtig mit meinem Vater besprochen. Er hat das auch immer sehr abgeblockt.“
Der Vater, Prokurist bei der Norddeutschen Treuhandgesellschaft, hat wieder geheiratet. Der Junge kam auf ein Internat nach Büsum an der Nordsee. Schließlich ging er zurück nach Hamburg, wo er das Gymnasium von Norderstedt mit dem Abitur abschloss. Nach der Schule machte er eine Lehre als Betonbauer und war am Bau des neuen Hamburger Elbtunnels beteiligt. Anschließend ging Krüger zur Bundeswehr, danach begann er ein Architekturstudium.
Seine Verwandlung zu Mike Krüger
Anfang der 70er wandelte sich Michael Friedrich Wilhelm zu Mike. Es war die hohe Zeit der Blödelbarden: Die Insterburgs mit Karl Dall (1941-2020) waren Stars, Ulrich Roski (1944-2003), Schobert & Black ebenfalls – und natürlich Otto Waalkes (73). Mike Krüger passte wunderbar in diese Riege, mit seiner Musik, seinem Humor, seinem Aussehen.
Da stand einer auf der Bühne und sang von einem Tollpatsch, der durch das Leben stolperte. Eine schlichte Melodie, die mit zwei Griffen (a-moll, G-Dur) auf der Gitarre begleitet wurde. Er hat sie bereits als 15-Jähriger geschrieben. Textprobe: „Walther war nicht groß, war eher klein, trotzdem glaubte er, von den Kleinen einer der Größten zu sein.“ Und das Publikum stöhnte auf zum gemeinsamen Refrain „Mein Gott, Walther!“
Dieser Song war ein Riesenerfolg. „Mein Gott, Walther“ kam (mit anderen Liedern) als Album heraus. „Durch den großen Erfolg der LP habe ich überhaupt in Erwägung gezogen, ins Showgeschäft zu gehen“, sagte er in einem Interview mit der „FAZ“. „Ich wollte ja nicht Komiker oder Star werden, sondern mein Studium finanzieren und es in den Semesterferien angenehmer haben, als auf dem Bau zu arbeiten. Wenn ich von der LP statt 800.000 Stück 100.000 verkauft hätte, wäre ich heute, denke ich mal, Architekt.“
So aber wurde er ein Star. Es folgten weitere Nonsens-Hits wie „Bodo mit dem Bagger“ und „Welthits aus Quickborn“, vor allem das Album „Der Nippel“ verkaufte sich 900.000 Mal. Mike tourte durch Deutschland und füllte die Hallen. Da kam die Filmbranche auf die Idee, dass so einer auch die Kinos füllen könnte – und stellte ihm Thomas Gottschalk (71) als kongenialen Partner zur Seite.
Mike Krüger erzählte dem „Spiegel“, wie die Filmkarriere begann: „Der Produzent Carli Spiehs hatte Thomas Gottschalk und mich das Drehbuch selbst schreiben lassen, vier Wochen am Tegernsee, ein teures Hotel mit den Familien. Geld spielte keine Rolle. Dann saßen wir irgendwann zusammen und wollten ihm feierlich das Drehbuch überreichen. Spiehs, ein Österreicher, war begeistert. ‚Super, das machen wir. Aber der Titel, der geht gar nicht.‘ Er wollte einen ‚Supertitel‘, das sei ‚das Wichtigste überhaupt‘. Alle saßen also an dieser langen Tafel und überlegten. Bis plötzlich Thea Gottschalk fragte: ‚Was haltet ihr von ‚Supernasen‘?‘ Sie hatte uns wohl beide im Profil gesehen. Die mit den Supernasen. Carli Spiehs fand es jedenfalls super.“
Die Spielfilme „Die Supernasen“, „Zwei Nasen tanken Super“, „Piratensender Powerplay“, „Geld oder Leber“ oder „Der Senkrechtstarter“ wurden Kassenschlager.
45. Hochzeitstag mit Ehefrau Birgit
Mittlerweile ist es wesentlich ruhiger um ihn geworden. Er ist mit seiner Frau Birgit glücklich in erster Ehe verheiratet (eine Tochter) – eine seltene Ausnahme in seiner Branche. Er sagt, er sei eben nicht der Typ, der Versuchungen suchen würde. „Und bei Komikern ist es nicht ganz so heftig wie bei Schlagersängern oder internationalen Stars, die von Mädels regelrecht belagert werden. Ich brauchte weder Bodyguards, noch musste ich vor Hotels jemanden abwehren.“ Am 12. Dezember feierte das Paar den 45. Hochzeitstag.
Zwei Tage später können seine immer noch zahlreichen Fans zum 70. Geburtstag auf dem YouTube-Kanal „7 Tage, 1 Kopf“ seine „allerallerallererste Fernsehshow“ im ZDF von 1981 sehen. Der Titel war dem gleichnamigen Song entnommen: „Ach du bist’s Mike“. 13 Millionen Zuschauer sahen damals zu.