Wahre Größe hat nichts mit Körpergröße zu tun. Diese Botschaft vermittelte Schauspieler Michael J. Fox (60) mit seinen 1,63 Meter ausgerechnet zu einer Ära, in der testosteronschwitzende Muskelberge Hochkonjunktur feierten – den 1980er und 1990er Jahren. Seinen Figuren, allen voran dem charmant-rebellischen Marty McFly aus „Zurück in die Zukunft“, waren dabei trotz manch auswegloser Situation zumeist Happy Ends vergönnt. Dem Star selbst, der am 9. Juni seinen 60. Geburtstag feiert, nicht. Zumindest nicht in der Traumfabrik.
Kanadischer Glücksritter
Schon mit 15 Jahren war Michael J. Fox. dermaßen felsenfest davon überzeugt, in Form der Schauspielerei seine Zukunft gefunden zu haben, dass er die Highschool abbrach. Gleich mit 18 (1979) zog der gebürtige Kanadier dann in die USA, um dort sein Glück zu suchen – und fand es auch relativ früh. Erste größere Rollen ergatterte er in der Komödie „Midnight Madness: Ein ausgeflippter Haufen“ (1980) und dem Thriller „Die Klasse von 1984“ (1982).
1985 bekam Fox schließlich den Part, der ihn auf ewig Teil der Filmgeschichte werden ließ. Als Marty McFly bereist er in dem cleveren wie unterhaltsamen Sci-Fi-Film „Zurück in die Zukunft“ mit seiner ikonischen DeLorean-Zeitmaschine das Jahr 1955. Der erste Teil stellte den Durchbruch des Schauspielers dar und bekam 1989 und 1990 zwei würdige Nachfolger. Martys Reise in die Vergangenheit, Zukunft und noch fernere Vergangenheit an der Seite von Christopher Lloyd (82) als Emmett „Doc“ Brown gilt bis heute als perfekte Trilogie und darf bei keinem Zeitreise-Filmabend fehlen. Samt dem Satz: „Niemand nennt mich eine feige Sau!“
Weit mehr als nur Marty McFly
Im selben Jahr wie „Zurück in die Zukunft“ war Fox noch in einem weiteren Film zu sehen. In der Jugendkomödie „Teenwolf“ erfährt der 17-jährige Scott Howard (Fox), Sohn eines Werwolfs zu sein und übernatürliche Kräfte zu haben. Und die nutzt der schmächtige Teenager natürlich prompt, um im Basketball-Team seiner Schule durchzustarten. Auch hier das Prädikat: Charmante Coming-of-Age-Geschichte mit schöner Botschaft am Ende.
Doch Fox kann auch ernst. 1989 bewies er das mit dem eindringlichen Antikriegsfilm „Die Verdammten des Krieges“. Er spielt darin an der Seite von Sean Penn (60) den Soldaten Eriksson, der im Vietnamkrieg Zeuge eines bestialischen Verbrechens seiner gesamten Einheit an einer jungen einheimischen Frau wird. Soll er den Vorfall melden und riskieren, selbst zum Opfer zu werden – oder sein Leben retten und dafür sein Gewissen verlieren?
Der wohl ungewöhnlichste Film in der Vita von Michael J. Fox ist die 1996 erschienene Sci-Fi-Horrorkomödie „Mars Attacks!“ Als schräge Antwort auf Roland Emmerichs (65) „Independence Day“ aus dem Vorjahr lässt Tim Burton (62) darin die sadistischen Marsmenschen auf ein absolutes Starensemble los. Neben Fox etwa Jack Nicholson (84), Pierce Brosnan (68), Glenn Close (74) und Danny DeVito (76), um nur einige zu nennen.
Ebenfalls 1996 kam die Horrorkomödie „The Frighteners“ heraus, die vom späteren „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson (59) gedreht wurde. Darin spielt Fox einen Mann, der seit dem Tod seiner Frau die Gabe hat, mit Geistern zu kommunizieren und diese auch zu sehen. Es sollte der letzte Streifen sein, in dem Fox die Hauptrolle innehatte. Das ist nun 25 Jahre her.
Was wäre, wenn…?
Mit seinen nun 60 Jahren leidet der Star bereits seit der Hälfte seines Lebens an der Parkinson-Krankheit. Erste Symptome fielen ihm 1991 während der Dreharbeiten zu „Auf die harte Tour“ auf, die er jedoch jahrelang überspielte. Erst 1998 machte er seine Erkrankung öffentlich, nachdem deren Anzeichen nicht mehr zu kaschieren waren.
„Was wäre, wenn?“-Fragen sind in aller Regel müßig. Hin und wieder kommt aber selbst der rationalste Mensch nicht umhin, sie sich zu stellen. Etwa bei Fox. Würde er sich wohl heutzutage mit Schauspielern wie Tom Hanks (64), Tom Cruise (58) oder Sean Penn um Rollen balgen, wäre er nie von der tückischen neurodegenerativen Erkrankung heimgesucht worden?
Das Karriereende
Inzwischen herrscht stattdessen die traurige Erkenntnis, dass Fox nie wieder in einem Kinofilm oder einer Serie mitspielen wird. 2020 hat er der US-Seite „People“ verraten, dass aufgrund von Parkinson neben all den körperlichen Einschränkungen nun auch sein Kurzzeitgedächtnis „hinüber“ sei. Texte könne er sich nicht mehr merken und daher sei er gezwungen, seine Schauspielkarriere endgültig an den Nagel zu hängen.
Sieht man von einigen Ausnahmen vor „Zurück in die Zukunft“ und manch Gastauftritt, Synchronarbeit oder TV-Engagement in den vergangenen 25 Jahren ab, so beschränkt sich die große Karriere von Fox auf etwas mehr als zehn Jahre – von 1985 bis 1996.
Sein Tiefpunkt und die neue Hoffnung
Der jüngste Wendepunkt war zugleich seine dunkelste Stunde und trug sich 2018 zu, verriet Fox ebenfalls dem „People“-Magazin. Damals wurde an seiner Wirbelsäule ein Tumor entdeckt. „Mir drohte die Querschnittslähmung, hätte ich mich nicht operieren lassen“, so Fox. Eine höchst riskante Operation, da der Eingriff direkt am Rückenmark des Stars vorgenommen werden musste. Zwar verlief die OP erfolgreich, dennoch musste Fox vier Monate lang Reha betreiben, um wieder laufen zu lernen.
Doch als er sich gerade wieder in die Normalität zurückgekämpft hatte, stürzte Fox schwer in seiner Küche und brach sich den Arm. „Das war definitiv mein düsterster Moment“, erinnert sich der inzwischen 60-Jährige im Interview zurück. „Ich flippte aus. Ich lehnte mich gegen die Wand in meiner Küche, wartete auf den Krankenwagen und hatte das Gefühl: ‚Das ist es, tiefer geht es für mich nicht.‘ Ich hinterfragte alles […] Es gab daran keine Sonnenseite, keine positive Perspektive. Nur Bedauern und Schmerz.“ Der grenzenlose Optimismus des Stars schien gebrochen.
Infolge des Sturzes war Fox erneut ans Bett gefesselt. Doch statt weiter zu verzagen, nutzte er die Zeit, um tief in sich zu gehen. Dabei wurde ihm bewusst: „Optimismus ist mit Dankbarkeit verwurzelt.“ Und er habe so vieles, wofür er dankbar sein kann. Etwa seine Ehefrau Tracy Pollan (60), mit der er bereits seit 1988 glücklich durchs Leben schreitet und vier gemeinsame Kinder hat. Oder seine neue Karriere als Buchautor, die bereits vier Werke hervorgebracht hat, das letzte davon erst 2020.
Michael J. Fox‘ Hollywood-Karriere mag ohne wohlverdientes Happy End geblieben sein. Auf sein Leben trifft das nicht zu. „Ich habe den Optimismus eines 60-jährigen Mannes“, lautete Fox‘ Resümee im „People“-Interview. Und das kann manch einer, dem das Schicksal besser mitgespielt hat, nicht von sich behaupten.