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Machtmissbrauch? Joss Whedon äußert sich erstmals zu den Vorwürfen

Seit zwei Jahren stehen schwere Vorwürfe gegen Joss Whedon im Raum. Nun hat sich der „Justice League“-Regisseur und „Buffy“-Erfinder erstmals dazu geäußert.

Joss Whedon weist die meisten Anschuldigungen von Schauspielern und Schauspielerinnen von sich.. © Xavier Collin/Image Press Agency/ImageCollect.com
Joss Whedon weist die meisten Anschuldigungen von Schauspielern und Schauspielerinnen von sich.. © Xavier Collin/Image Press Agency/ImageCollect.com

Die Vorwürfe gegen „Justice League“-Regisseur und „Buffy“-Erfinder Joss Whedon (57) wiegen schwer – und das tun sie seit nunmehr fast zwei Jahren. Dennoch ließ sich der Filmemacher, der vor zehn Jahren auch das „Avengers“-Franchise auf den Weg brachte, bis jetzt mit einer Stellungnahme Zeit. In einer ausführlichen Titelgeschichte für das Magazin „New York“ weist Whedon sowohl die schärfsten Anschuldigungen des „Justice League“-Casts als auch von „Buffy“-Star Charisma Carpenter (51) zurück.

Zu den Vorwürfen von Ray Fisher

Den Auftakt machte 2020 der afroamerikanische Schauspieler Ray Fisher (34), der in „Justice League“ Superheld Cyborg spielte. Whedon hatte zuvor aufgrund einer familiären Tragödie die Regie von seinem Kollegen Zack Snyder (55) übernommen und umfangreiche Neudrehs angestoßen. Dabei soll er sich dem gesamten Cast gegenüber unangemessen verhalten und seine Macht missbraucht haben.

Im Fall von Fisher habe das Fehlverhalten auch rassistische Züge angenommen, behauptete der Schauspieler. Etwa, dass seine Hautfarbe in der Postproduktion künstlich aufgehellt worden sein soll. Zudem seien auffallend viele Szenen seiner Figur nachträglich der Schere zum Opfer gefallen. Dem widerspricht Whedon nun vehement. Er habe schlichtweg dem gesamten, sehr dunkel aufgenommenen Film eine hellere Optik verliehen.

Die Szenen mit Fisher habe er derweil aus zwei Gründen eingedampft. Zum einen hätten diese „aus logischen Gründen keinen Sinn ergeben“, zum anderen sei er mit Fishers Schauspielleistung nicht zufrieden gewesen. Die Anschuldigungen des Schauspielers bezeichnet Whedon daher als „heimtückische Kraft. Wir reden hier von einem schlechten Schauspieler – in doppelter Hinsicht.“

Das konnte der Schauspieler nicht unkommentiert lassen. Bei Twitter meldete er sich mit einem zynischen Kommentar zu Wort: „Sieht so aus, als dürfte Joss Whedon doch noch ein Endgame drehen…“ Zu den „heutigen Lügen und der Posse“ wolle sich Fisher demnach wohl in den kommenden Tagen ausführlich äußern.

Zu den Vorwürfen von Gal Gadot

Kurz nach Fishers Aussagen eilte ihm „Justice League“-Kollegin Gal Gadot (36) zur Seite. Auch sie warf Whedon Machtmissbrauch vor. Im Interview mit der israelischen Seite „N12“ berichtete sie davon, wie sie von Whedon am Set regelrecht bedroht wurde: „Er hat auf eine gewisse Weise meine Karriere bedroht und sagte, dass er sie ruinieren würde.“ Auch das sei nicht wahr, entgegnet Whedon nun laut „New York“. „Ich bedrohe keine Menschen, wer macht so etwas?“, wird der Regisseur zitiert.

Er vermutet hinter all dem ein Missverständnis: „Englisch ist nicht ihre Muttersprache und ich habe die Angewohnheit, anstrengend blumig zu reden.“ Wegen einer Szene, die sie gerne aus dem Film geschnitten haben wollte, habe er zu ihr gesagt, dass dies „nur über seine Leiche“ geschehen werde. „Dann wurde mir erzählt, dass ich angeblich etwas von ihrem toten Körper gesagt haben soll“, gibt Whedon nun an. In einer E-Mail an „New York“ habe Gadot bereits auf diese Aussage mit den Worten reagiert: „Ich habe ihn perfekt verstanden.“

Zu den Vorwürfen von Charisma Carpenter

Doch schon lange vor dem „Justice League“-Dreh habe sich Whedon einiges zu Schulden kommen lassen, berichtete Charisma Carpenter Anfang 2021 auf Instagram. Sie spielte in den Serien „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und „Angel – Jäger der Finsternis“ jeweils die Figur Cordelia Chase. An beiden Sets habe Whedon „toxische und feindselige Arbeitsumgebungen“ geschaffen.

Er habe unter anderem oftmals gedroht, Carpenter zu feuern. Als sie im vierten Monat schwanger war, habe er sie „fett“ genannt. Hinter verschlossenen Türen habe er die Schauspielerin gefragt, ob sie ihr Baby „behalten würde“. Unter anderem auch über ihren religiösen Glauben habe er sich lächerlich gemacht. Michelle Trachtenberg (36), die die jüngere Schwester der Titelheldin Buffy Summers spielte, berichtete außerdem von einer Regel, die es Whedon untersagte, alleine mit ihr am Set zu sein.

Von dieser Regel habe Whedon bis heute keine Kenntnis, sagt er. Bezüglich Carpenter gesteht er hingegen (mit Abstrichen) Fehler ein: „Ich war jung. Ich habe herumgeschrien – manchmal musste man aber auch schreien.“ Zwar habe er im Gespräch mit ihr nicht immer gute Manieren bewiesen, aber: „Ich habe sie nicht fett genannt. Natürlich habe ich das nicht.“ Stattdessen seien die meisten „Erfahrungen mit Charisma herzlich und charmant gewesen.“ Vom „Buffy“-Cast hat sich bislang noch niemand zu Whedons Sicht der Dinge geäußert.

(stk/spot)