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KI und Finanzen: Schlagen Algorithmen menschliches Know-how?

Wir sprechen mit Alexa, erhalten präzise Wetterprognosen oder unterhalten uns mit Chatbots. Künstliche Intelligenz ist oft schon Teil unseres Alltags. Auch im Finanzsektor spielt KI eine immer größere Rolle. Doch welche Konsequenzen ergeben sich dadurch für Bank- oder Versicherungskunden?

Online-Shopping und -Banking kratzen nur an der Oberfläche dessen
Online-Shopping und -Banking kratzen nur an der Oberfläche dessen

Der Mensch kann sich heute dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) nicht mehr entziehen. Schon bei der nächsten Google-Suche entscheiden Algorithmen darüber, wem welches Ergebnis angezeigt wird. Auch die automatische Bilderkennung in unserem Smartphone nutzt KI, ebenso unser Navi, das uns sicher von A nach B bringt und dabei den Verkehrsfluss permanent im Blick hat.

Das finden viele Menschen in Deutschland auch gut. Laut einer Umfrage des ITK-Branchenverbands Bitkom messen über 60 Prozent der befragten Deutschen Künstlicher Intelligenz eine wichtige Bedeutung bei, wenn es um künftigen Wohlstand in Deutschland geht. 75 Prozent der Befragten derselben Studie wollen sogar, dass Deutschland in der KI-Entwicklung eine Vorreiterrolle übernimmt. Grund genug, sich die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in einem Bereich anzuschauen, der sehr großen Einfluss auf unseren Wohlstand hat: die Finanzbranche.

Die KI-gesteuerte Geldanlage: Computer schlägt Mensch

Was die Geldanlage und den Vermögensaufbau betrifft, gelten die Deutschen eher als traditionsbewusst. So vertrauen laut einer Erhebung von Statista immer noch mehr als 40 Prozent ihrem Sparbuch als Geldanlage. Dabei bieten Aktien oder Aktienfonds weitaus größere Renditen. Und Künstliche Intelligenz könnte den Deutschen dabei helfen, auf alternative Geldanlagen umzusteigen. Markus Lehner, Geschäftsführer von Lehner Investments, beantwortet die Frage, ob KI bei der Aktienanlage besser als menschliche Anleger agiert, mit einem klaren „Ja!“. Allerdings schränkt er ein, dass die KI noch nicht die Parameter bei der Geldanlage eigenständig festsetzen könne. Diese sind laut Lehner nämlich oftmals sehr subjektiv und haben deshalb nichts mit den Stärken der KI – Geschwindigkeit oder selbständigem Lernen – zu tun.

Robo Advisor oder KI-gesteuerte Investmentfonds erfordern auf jeden Fall weniger menschlichen Einsatz. Für Verbraucher kann das den Vorteil geringerer Gebühren mit sich bringen. Doch Lehner betrachtet diesen Aspekt eher als nebensächlich. Vielmehr helfe KI dabei, die Performance von Fonds zu verbessern – und damit die Frage zu beantworten: „Was gewinnt der Investor mit seinem jeweiligen Investment netto?“

Künstliche Intelligenz zeigt sich vor allem in der Finanzindustrie vielfach als dem Menschen überlegen. Für Verbraucher, Händler und Dienstleister bringen die höhere Geschwindigkeit der Prozesse und die geringeren Kosten viele Vorteile. Doch letztlich wird es auch im Finanzsektor nicht darum gehen, Menschen einfach durch Maschinen zu ersetzen, sondern die Arbeit des Menschen mit maschineller Intelligenz zu optimieren. Ganz konkret bringt es Lehner auf den Punkt: Banken werde es auch im Zeitalter von KI „noch sehr lange geben, aber deren Funktion und Funktionsweisen werden sich grundsätzlich verändern müssen“ – zu diesem Thema spricht Lehner auch beim Eurominds-Gipfel kommende Woche (5.-6.8.) in Hamburg.

Schnellerer Service und mehr Sicherheit durch KI im Banking

Auch beim klassischen Banking beispielsweise laufen sehr viele Prozesse im Hintergrund ab, die sich mittlerweile mit KI rationalisieren lassen. So kann Künstliche Intelligenz große Datenmengen (Big Data) verarbeiten und Kreditausfall- oder andere Risiken schneller bewerten. Basierend auf diesen Analysen treffen dann die Analysten schneller Entscheidungen. Analysiert KI Bezahlvorgänge dient sie vor allem der sogenannten „Fraud Prevention“, sie verhindert beispielsweise Kreditkarten- oder Warenkreditbetrug und macht so Banking und Einkaufen im Netz sicherer – für Kunden wie für Händler und Kreditinstitute.

Beim Bankenverband sieht man das große Potenzial von KI und möchte diese Technologie aktiv weiter ausbauen. Tobias Tenner, Leiter Digitalisierung des Bankenverbands, sagt dazu: „Durch Künstliche Intelligenz werden auch Prozesse der Finanzindustrie schneller und effektiver. Der Bankenverband will diesen Wandel noch aktiver durch den Fokus auf Quantenalgorithmen mitgestalten.“

Wie Versicherte dank KI schneller zu ihrem Geld kommen

Ähnlich sieht es im Versicherungsmarkt aus: Er ist hart umkämpft und Versicherungsunternehmen suchen immer wieder nach Möglichkeiten, um Kosten zu sparen und damit Preise zu senken. Künstliche Intelligenz hilft der Versicherungsbranche dabei. So kann KI zum Beispiel bereits Gutachten nach einem Schadensfall automatisiert auslesen und die wesentlichen Punkte extrahieren. Auf diese Weise lässt sich die gesamte Schadensregulierung von mehreren Monaten auf wenige Tage reduzieren. Kleinschäden können mithilfe von Natural Language Programming sogar komplett automatisiert von KI reguliert werden. So sparen Versicherer Gutachterkosten ein, die beim Endkunden für günstigere Policen sorgen.

Auch bei der Einstufung von Versicherungstarifen kann KI wertvolle Arbeit übernehmen. Algorithmen bewerten dabei das Versicherungsrisiko der Antragsteller und beschleunigen den gesamten Antragsprozess. Gleichzeitig erfolgt so eine datenbasierte Risikobewertung, die viele tausend Datenpunkte berücksichtigt und somit viel genauer als eine von Hand durchgeführte „menschliche“ Risikoanalyse ist.

KI erhöht dank Personalisierung die Shopping-Laune

Wie intelligent KI mittlerweile ist, zeigt ein Blick in die E-Commerce-Branche. Denn sie spielt immer dann ihre Stärken aus, wenn sehr viele Daten im Spiel sind. Gerade beim Shopping im Internet entstehen sehr viele Datenpunkte, die Online-Händler für ein besseres Einkaufserlebnis und höhere Umsätze nutzen können. So unterstützt KI Besucher in Online-Shops dabei, über die Suche schneller zum gewünschten Produkt zu gelangen. Darüber hinaus können Algorithmen aber auch eingesetzt werden, um auf der Basis des Nutzerverhaltens, der Einkaufshistorie, den bisher gesuchten Produkten und besuchten Kategorien maßgeschneiderte und personalisierte Angebote und Empfehlungen zu erstellen, z.B. im Shop selbst oder über Mailings an den Kunden.

Beim Verbraucher stellt sich das Gefühl ein, dass der Anbieter schon vor ihm selbst weiß, was er will oder braucht. Und für den Händler erhöht sich so die Chance, dass der Kunde auch wirklich kauft. Große Plattformen wie Amazon, Otto oder Zalando zeigen hier den Weg. Urs Bergmann, Research Lead bei Zalando Research, erklärt dazu: „Über eines sind sich im Grunde alle einig: In Zukunft kann fast kein europäischer Industriezweig ohne den Einsatz Künstlicher Intelligenz wettbewerbsfähig bleiben.“ Online-Shopping ist dabei nur der Anfang, Versicherungen, Banken und Vermögensberater ziehen nach.

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