2019 beendete Lindsey Vonn (37) ihre erfolgreiche Sportkarriere, jetzt hat die ehemalige Skirennläuferin ihr Leben in ihrer Autobiografie „Rise“ niedergeschrieben. Auf der einen Seite stehen 82 Weltcupsiege, Glamour und Stärke, auf der anderen Verletzung, Depressionen und harte Kämpfe. Dennoch sei sie dankbar für das, was sie erreicht habe und „auch für alles, was ich erlebt und durchgemacht habe“, wie die US-Amerikanerin in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ sagt. „Ich möchte nichts ändern.“
Das Ganze in einem Buch niederzuschreiben, sei auf vielerlei Art und Weise „therapeutisch“ gewesen, so Vonn. „In der Lage zu sein, alles, was ich erlebt habe, noch einmal durchzugehen.“ Schon als Kind sei das Schreiben für die Skirennläuferin ein Weg gewesen, Dinge zu verarbeiten. Bereits als Achtjährige habe sie regelmäßig Tagebuch geschrieben. Sie habe es damals als Ventil benutzt, berichtet sie. „Weil ich manchmal niemanden hatte, mit dem ich wirklich sprechen konnte oder wollte.“ Gerade mit Teamkollegen wolle man nicht unbedingt alles teilen, was gerade im eigenen Leben passiere.
Deshalb machte Lindsey Vonn ihre Depressionen öffentlich
Schon seit Teenagertagen leidet Lindsey Vonn unter Depressionen. Erstmals sprach die 37-Jährige nach den Olympischen Spielen 2010 über die Erkrankung. „Es war ein riesiger Schritt für mich“, erklärt sie im aktuellen Interview. „Und kein leichter.“ Es sei damals aber wichtig für sie gewesen, „den Druck von meinen Schultern zu nehmen und auf eine gewisse Art frisch neu starten zu können“.
Das Thema mentale Gesundheit ist im Sport heute viel präsenter als noch vor zwölf Jahren. So zog sich etwa die US-Turnerin Simone Biles (24) während der Olympischen Spielen 2021 in Tokio wegen psychischer Probleme zurück, Tennis-Star Naomi Osaka (24) sagte kurz vorher ihre Teilnahme an den French Open wegen Depressionen ab. Das bemerkt auch Lindsey Vonn: „Auch unter den Athleten wird mehr darüber gesprochen – und ich finde, das ist großartig und dringend notwendig.“
Als Vonn 2010 ihre Erkrankung öffentlich machte, „hat niemand darüber gesprochen“, sagt sie. Deshalb sei für viele schwierig zu verstehen gewesen, warum man einerseits Erfolg im Sport haben kann, es aber „abseits der Pisten nicht so leicht für mich“ war. „Ich glaube, für mich war es vor allem hart, wenn Menschen es nicht verstanden haben“, so Vonn weiter. „Ich kann ihre Perspektive aber nachvollziehen, schließlich haben mich selbst ja auch großartige Athleten inspiriert, die ich ebenfalls als Superhelden sah.“ Aber man solle nicht vergessen, dass hinter erfolgreichen Athleten Menschen stecken. „Wir sind nicht perfekt, wir haben alle unsere Probleme – mental, körperlich, was auch immer. Wir sind nicht unzerstörbar, niemand ist übermenschlich“, fasst Vonn zusammen.
Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111.