Das nachhaltige Verpackungsmaterial Graspapier wird immer beliebter. Nachdem es in der breiteren Öffentlichkeit durch die biologisch abbaubaren Pflanztöpfe „Pottburri“ in der VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ bekannt wurde, setzen immer mehr Anbieter auf die ökologische Alternative für Papier und Pappe.
Jetzt gab sogar der Fast-Food-Riese McDonalds hierzulande bekannt, dass er nun den Deutschlandburger und seine McWraps in Graspapier serviert. Diese Umstellung spare knapp 70 Prozent an Material allein bei dem Premium-Burger ein. Das Unternehmen will bis 2025 alle Verpackungen aus erneuerbaren, recycelten oder zertifizierten Materialien anbieten. Auch die Firma Hakle entwickelt bereits seit einiger Zeit gemeinsam mit dem Hennefer Hersteller Creapaper eine Lösung im Bereich Toilettenpapier, wie der Kölner Express berichtete. Was sollte man rund um das trendige Öko-Papier wissen?
Die Idee und die Vorteile
Die Idee, bei der Papier- und Pappherstellung überwiegend auf Heu statt Holz zu setzen, stammt wie unter anderem „Deutsche Welle“ berichtet von Creapaper-Inhaber Uwe D’Agnone persönlich. Nachdem er von dem Problem der Waldabholzung in Indonesien las, entwickelte er gemeinsam mit Agrarwissenschaftlern der Uni Bonn ein alternatives Material. Der Vorteil des Grünschnitts, neben kurzen Transportwegen und großer Verfügbarkeit: Gras enthält fast kein Lignin. Der natürliche Klebstoff muss bei der herkömmlichen Papierherstellung erst aus dem Holz entfernt werden, wofür Energie, Wasser und Chemie zum Einsatz kommen.
Bei der Herstellung des Creapaper-Produkts werden hingegen keine Chemikalien eingesetzt. Außerdem wird im direkten Vergleich mit der Holzpapierherstellung nur knapp ein Zehntel der Energie verbraucht. Und auch in Sachen Wasser und CO2-Ausstoß punktet das Graspapier: Statt 6.000 Liter für eine Tonne Holz im Rohzustand kommen bei der Grasverarbeitung nur zwei Liter Wasser zum Einsatz. Der CO2-Verbrauch beträgt nur 75 Prozent des Ausstoßes bei der reinen Holzverarbeitung.
Der Herstellungsprozess und die Verwendungsmöglichkeiten
Aber wie genau wird Graspapier eigentlich hergestellt? Nach Trocknung und Reinigung werden die Gräser zugeschnitten, anschließend zu Pellets gepresst und mit Wasser vermischt. In Kombination mit Holz- oder Altpapier-Zellstoff entsteht dann in den Fabriken Papier, das einen Grasanteil von bis zu 60 Prozent aufweist.
Einsetzbar ist Graspapier auf vielfältige Art und Weise. Da es keine Allergene enthält, darf es direkten Kontakt zu Lebensmitteln haben. Viele Supermarktketten wie Rewe und Edeka haben das Material deshalb bereits für sich entdeckt. Erstere überprüft bei der saisonalen Produktplanung von Obst und Gemüse explizit, ob Graspapier als Verpackung verwendet werden kann. Und auch Riesen aus anderen Bereichen wie der Getränkehersteller Coca-Cola und das Versandhaus Otto haben das Material bereits im Einsatz. 2019 berichtete Creapaper-Inhaber D’Agnone „Welt“ zudem, an Trinkhalmen und Getränkebechern zu arbeiten.
Die Nachteile
Es gibt jedoch nicht nur Vorteile. Neben der Tatsache, dass die Optik bei manchen Kunden nicht auf positive Resonanz stößt, sowie den zum Teil noch langen Transportwegen, schwächt das Gras das Papier bei einem zu hohen Anteil. Deshalb muss weiterhin immer auch Holz beigemischt werden, wie Kay Hedrich vom Verlag Metabooks aus Dresden „Deutschlandfunk Nova“ erklärte.
Die Alternativen
Im Zuge des anhaltenden Nachhaltigkeitsbooms gibt es mittlerweile einige Alternativen zu Graspapier auf dem Markt, darunter Varianten aus Bambus, Stein oder Hanf. Alle haben – wie das Grasprodukt – erwähnenswerte Vor- und Nachteile. Bambus ist beispielsweise extrem leicht und wächst schnell, muss jedoch aus Asien importiert werden. Die Papierherstellung aus Stein erfordert laut Experte Valkama bis zu 20 Prozent chemische Kunststoffbestandteile, seine Öl- und Wasserbeständigkeit ist dennoch von Vorteil. Für Hanf spricht seine Widerstandsfähigkeit. Allerdings ist das Wachstum der Pflanzengattung jahreszeitenabhängig und streng reglementiert.