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George R.R. Martin lebt im Clinch mit der modernen Technik

Erfolgsautor George R.R. Martin ist nicht sonderlich gut auf die moderne Technik zu sprechen. Wohl auch, weil er sich selbst immer mehr als deren Geisel sieht.

George R.R. Martin hat mit 72 Jahren mehr Arbeit denn je vor sich. © lev radin / Shutterstock.com
George R.R. Martin hat mit 72 Jahren mehr Arbeit denn je vor sich. © lev radin / Shutterstock.com

US-Autor George R.R. Martin (72) ist ein vielbeschäftigter Mann. Gerade erst hat er einen über fünf Jahre geltenden Megavertrag mit HBO abgeschlossen. Schon seit einem Jahrzehnt warten die Fans seiner „Das Lied von Eis und Feuer“-Romane zudem auf den neuesten Teil, „Winds of Winter“. Viel Druck also für Martin, der immerhin schon 72 Jahre alt ist. Eine Woche müsste mehr sieben Tage und jeder Tag mehr 24 Stunden haben, „um diesen Erwartungen zeitlich gerecht zu werden“, sagt er nun im Interview mit der „Welt am Sonntag“. Vielleicht ist aber auch einfach nur die moderne Technik schuld?

Auf die ist der Erfolgsautor im „Welt am Sonntag“-Interview jedenfalls nicht gut zu sprechen. Twitter sei „besonders übel“ und „hat nicht nur intellektuelles Junkfood, sondern in den USA zuletzt auch einen Junk-Präsidenten hervorgebracht“ – Martin hat mit seiner Abneigung dem inzwischen abgewählten Donald Trump (74) gegenüber nie hinterm Berg gehalten. Genervt sei er neben Twitter aber auch von alltäglichen Dingen, die für ihn als weltbekannten Star unumgänglich scheinen: „Immer wieder muss ich für Selfies stehen bleiben. Ich könnte denjenigen umbringen, der die Idee hatte, eine Kamera in einem Smartphone zu integrieren.“

Seine Ode an die Fantasie

Er selbst habe sich über viele Jahre erfolgreich dagegen gewehrt, inzwischen besitze aber auch er ein Smartphone und sei davon „peu à peu umrankt“ worden. „Seitdem bin ich wie jeder andere auch. Ich kann mich nicht mehr von dem Ding trennen. Ich checke jede Stunde, ob mir jemand einen Text oder was auch immer geschickt hat. Es ist eine Sucht.“ Und genau da kommt seine Assistentin ins Spiel: „Ihr Job ist es, mir alles andere vom Leibe zu halten, sodass ich selbst mich auf den Weg nach Westeros machen und die reale Welt ignorieren kann.“ Mit dieser Taktik soll es dann auch endlich zeitnah mit „Winds of Winter“ klappen. Genaue Prognosen hierzu gibt er schon seit Längerem ohnehin nicht mehr ab.

Als Kind habe er weitaus weniger Probleme gehabt, der Realität abzuschwören und sich in fremden Welten zu verlieren. Es käme ihm heute noch so vor, als habe er damals als Schüler selbst „mit Gandalf und der Gefolgschaft des Rings die Minen von Moria durchquert“, schwärmt Martin. „Es ist eingraviert in meine Erinnerung. An mein reales Leben aus jener Zeit kann ich mich dagegen kaum erinnern.“ Und genau diese Form des fantastischen Eskapismus wolle er mit seinen Werken der neuen Generation ermöglichen. Sofern Twitter und Co. das zulassen.

(stk/spot)