Der Job von Faisal Kawusi (30) ist es eigentlich, zu unterhalten. Menschen zum Lachen zu bringen. Angesichts der Geschehnisse in und der damit verbundenen Berichterstattung über seine zweite Heimat Afghanistan muss der Comedian aber zwangsläufig ernste Töne anstimmen. Das tut er in einem über 20 Minuten langen Video auf Instagram, in dem er nicht nur eindringlich seine Sicht der Dinge schildert. Er tut dies auch auf ausgesprochen differenzierte Art und Weise und erklärt, wie die Versäumnisse der vergangenen Jahre seiner Meinung nach zu dem geführt haben, was wir jetzt mit Schrecken in den Nachrichten sehen müssen.
Es fällt Kawusi sichtlich schwer, mit seinem Monolog zu starten. Tief atmet er durch, nimmt noch einmal einen Schluck Wasser. Er sei „kein Politiker, kein Aktivist, kein Experte“, stellt er zu Beginn der Aufnahme umgehend klar – sondern „einfach nur der Faisal“. Und als der habe er erst einmal „emotional verarbeiten müssen“, was derzeit in Afghanistan geschehe. „Ich habe jeden Tag geweint.“
Die Folge vieler Fehler
Besonders frustrierend für ihn sei, dass über Monate hinweg die Warnhinweise aus Afghanistan ignoriert worden seien. Zumal die Versäumnisse seiner Ansicht nach weit in die Vergangenheit reichen – lange bevor die Taliban Kabul eingenommen hätten. Denn Afghanistan sei eben nicht erst seit wenigen Wochen zu einem unsicheren Land geworden.
Dass die Taliban dort überhaupt so rasch erstarken konnten, sei auch ein hausgemachtes Problem. Eine „korrupte afghanische Regierung“ etwa, während Menschen Hunger leiden. Oder Drohnenangriffe, bei denen auch unzählige Zivilisten den Tod gefunden hätten. All das habe dazu beigetragen, dass sich immer mehr Menschen in den vergangenen Jahren radikalisierten, erklärt Kawusi.
Die Zeche dieser Misswirtschaft müsse jetzt das unschuldige afghanische Volk zahlen – allen voran die Frauen. „Ich habe Angst um unsere Frauen in Afghanistan“, so Kawusi. Das sage er als „Sohn, als Bruder, als Onkel“.
Afghanistan in seinem Herzen – und auf der Haut
Am Ende des Videos spricht Kawusi darüber, wie es ihm das Herz gebrochen hat, mit ansehen zu müssen, wie die afghanische Flagge in Kabul abgehängt wird. Daraufhin zieht er sein Shirt aus und zeigt ein neues Tattoo, das an seiner Schulter an die schwarz-rot-grüne Flagge erinnert. „Solange es mich gibt, wird auch die afghanische Flagge nicht sterben.“
Das Statement auf seiner Haut zeigt er auch noch einmal in einem gesonderten Instagram Post, zu dem er unter anderem schreibt: „Ich konnte nicht ertragen, dass diese Taliban die Fahne unserer Urväter und Vorfahren abschaffen möchten. Aber sie können uns nicht nehmen was in unserem Herzen ist, sie können uns nicht nehmen was wir sind. Die Afghanische Flagge, gehört zu uns wie unsere Haut, die könnt ihr uns nicht nehmen, wir geben nicht auf.“