Charaktermime und Kommerzgesicht, liebenswürdiger Charmebolzen und/oder fremdgehender Buhmann. Und singen kann er auch noch! Der schottische Schauspieler Ewan McGregor (50) lässt sich weder beruflich noch privat in eine Schublade stecken, so scheint es. Am 31. März feiert der Star, dem das Alter bislang wenig anhaben konnte, seinen 50. Geburtstag.
Er sagte ja zum Ruhm
„Sag‘ ja zum Leben. Sag‘ ja zum Job. Sag‘ ja zur Karriere. Sag‘ ja zur Familie. Sag‘ ja zu einem pervers großen Fernseher. Sag‘ ja zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag‘ ja zur Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag‘ ja zur Bausparkasse […] Aber warum sollte ich das machen? Ich hab‘ zum ja sagen nein gesagt. Ich hab‘ zu was anderem ja gesagt. Und der Grund dafür? Es gibt keinen Grund dafür. Wer braucht Gründe, wenn er Heroin hat?“
In der Retrospektive ist der Monolog hochgradig ironisch, den Ewan McGregor so herrlich trotzig-rotzig zu Beginn von „Trainspotting“ herunterleiert. Denn als Hauptdarsteller von Danny Boyles (64) Verfilmung des gleichnamigen Irvine-Welsh-Romans, auch wenn ihm das 1996 sicherlich noch nicht bewusst war, tat er genau das. Er sagte ja zum Job, zur Karriere, zum Weltruhm.
Und auch seine Idee davon, ab welcher Bildschirmdiagonale ein Fernseher nun „pervers groß“ ist, dürfte sich mit steigendem Bekanntheitsgrad rasch verändert haben. Denn ausgerechnet als Aussteiger Mark „Rent Boy“ Renton, der für den nächsten Schuss Heroin so ziemlich alles tut, gelang McGregor der große Durchbruch im Filmbusiness, der ihn rund drei Jahre später ins Epizentrum des Kommerzes führte. In eine weit, weit entfernte „Star Wars“-Galaxis…
Die Fußstapfen von Sir Alec Guinness
Bei welchen Personen er sich für seine rasante Karriere maßgeblich bedanken darf, liegt auf der Hand. Danny Boyle hatte McGregor vor „Trainspotting“ schon in seinem Regiedebüt „Kleine Morde unter Freunden“ im Jahr 1994 eine tragende Rolle gegeben. Und beim 1999 noch nicht zu Disney gehörenden Milliarden-Franchise war es „Star Wars“-Erfinder George Lucas (76), der dem damals 28-jährigen Schotten als junge Version von Obi-Wan Kenobi die übergroßen Fußstapfen eines Sir Alec Guinness (1914-2000) zutraute.
Auch wenn sich viele „Star Wars“-Jünger von der Prequel-Trilogie (1999-2005) enttäuscht zeigen, die meisten waren sich einig: an McGregor lag es nicht. Im Gegenteil, der junge Schotte lieferte eine so überzeugende Darbietung ab, dass ihm – inzwischen von Disney – eine eigene Serie spendiert wurde. Sie soll noch in diesem Jahr beim hauseigenen Streamingdienst Disney+ anlaufen.
Zwischen Blockbuster und Indie
Vor, während und nach seiner „Star Wars“-Zeit blieb McGregor aber auch kleineren oder ungewöhnlichen Filmen treu. Er bewies Gesangstalent in „Moulin Rouge“ (2001), rührte in Tim Burtons (62) „Big Fish“ (2003) zu tränen, verliebte sich in „I Love You Phillip Morris“ (2009) unsterblich in Jim Carrey (59) oder stellte gemeinsam mit George Clooney (59) im selben Jahr die „Männer, die auf Ziegen starren“. 2017 durfte er in der Fortsetzung zu „Trainspotting“ sogar noch einmal in die Rolle des inzwischen geläuterten Mark Renton schlüpfen.
Dem entgegen standen immer wieder reinrassige Blockbusterfilme. Ob „Black Hawk Down“ (2001), Michael Bays „Die Insel“ (2005), „Illuminati“ (2009) oder zuletzt 2019 die Stephen-King-Verfilmung „Doctor Sleeps Erwachen“. Für den größten Erfolg und den größten Skandal seines Schaffens sollte aber eine Serie sorgen…
Vorbei mit der Liebe
Im Grunde so lange wie seine Karriere währte bis 2017 das private Glück von Ewan McGregor. Doch dann nahm er die anspruchsvolle Doppelrolle als ungleiches Zwillingspaar in der Serie „Fargo“ an. Für die gewann er zwar seinen ersten und einzigen Golden Globe als „Bester Hauptdarsteller – Miniserie oder Fernsehfilm“, er verlor aber die Liebe seines bisherigen Lebens Eve Mavrakis (54), mit der er 1995 den vermeintlichen Bund fürs Leben eingegangen war.
Denn am Set lernte er Schauspielerin Mary Elizabeth Winstead (36) kennen, Sie begannen eine Affäre, wenig später beendeten beide ihre jeweiligen Beziehungen und wurden offiziell ein Paar. 2018 reichte er schließlich die Scheidung von seiner langjährigen Frau ein, mit der er vier gemeinsame Kinder hat. Das kratzte sowohl am Saubermann-Image von McGregor als auch am Ruf von Winstead.
Raschen Trennungsgerüchten der beiden zum Trotz sind sie aber auch heute noch ein Paar und auch McGregors Karriere litt nicht unter der unrühmlichen Aktion – im Gegensatz zu seinem Bankkonto. Laut „People“ wurden die letzten Scheidungsmodalitäten erst 2020 geklärt, neben Kindergeld und Unterhalt soll Mavrakis die Hälfte von allem zustehen, was McGregor bis 2017 verdient hat. Und das dürfte allein wegen „Star Wars“ nicht wenig gewesen sein.