Am Freitagabend wurde der Deutsche Comedypreis 2020 verliehen. Das ist immer eine ziemlich dröge Veranstaltung und in Zeiten von Corona war das Ganze noch ein wenig langweiliger: viel zu wenig Publikum, keine Stimmung, Wasserflaschen statt Sektflöten und keine Aftershowparty.
Das Gute an dieser öden Aufmachung: Die Aufmerksamkeit lag zu 100 % auf der Bühne. So hatten wir alle freie Sicht auf das Feminismus-Spektakel, das sich dort oben zutrug. Manche würden sagen: endlich! Andere würden sagen: überflüssig! Wir würden sagen: bitter nötig und trotzdem zum Schreien komisch.
Der Comedypreis 2020: Ein Frauen-Beschwerde-Paradies
Auf der großen Showbühne konnten wir dieses Jahr wieder die üblichen Verdächtigen sehen: Deutsche Comedy-Urgesteine wie Kurt Krömer, Carolin Kebekus und Luke Mockridge schälten sich aus dem Corona-Blues und begaben sich in die Kölner Brainpool-Studios.
Keiner der Auftritte der eigentlichen Comedygrößen sorgte dieses Jahr aber für Gesprächsstoff. Der eigentliche Hype galt der Moderation Katrin Bauerfeind, die die Kategorie beste Moderation anmoderieren durfte. Ironischerweise war in dieser Kategorie keine einzige Frau nominiert.
Ralf Schmirtz, Luke Mockridge und Oliver Pocher freuten sich aber wirklich nur kurz über ihre Nominierung, denn schon ließ Bauerfeind ihre berechtigte Wut auf die noch immer die Comedy dominierende Männerwelt los.
So sehr sie Mockridges Schönheit bewunderte, desto weniger schien sie von seinem comediantischen Talent beeindruckt zu sein. Damit es auch noch der letzte Zuschauer unter den ZuschauerInnen verstand, droppte Bauerfeind zudem ein paar Zahlen: 90 % der der deutschen Comediennes ist männlich und 10 % von ihnen sind Carolin Kebekus.
Wie recht Katrin Bauerfeind damit hat, wird klar, wenn man sich vor Augen führt, dass Carolin Kebekus tatsächlich schon 8 deutsche Comedypreise auf ihrem Kamin Zuhause stehen hat. Die Comedy-Vorzeigefrau eben.
Neue Kategorie: Beste Comedypodcasterin
Die Krone wurde der Veranstaltung bereits vor ein paar Wochen aufgesetzt. Zwar wurde aufgrund der Entwicklung zur Online-Comedy hin eine neue Kategorie eingeführt, die da heißt: bester Comedypodcast. Allerdings waren in dieser Kategorie allein sieben Männer und keine einzige Frau nominiert.
Der Shitstorm danach auf Instagram und Konsorten war riesig. Daraufhin wurde der Comedypreis um eine weitere Kategorie erweitert: Beste Comedypodcasterin. Nominiert waren Herrengedeck, der Harry Podcast und Busenfreundin. Eigentlich egal, wer das Comedyei am Ende nach Hause holte, denn alle Podcasterinnen hatten dieses Jahr wohl nur eine wichtige Message: Frauen sind wohl witzig.
Als sich Ariana Baborie und Laura Larsson von Herrengedeck ihren Preis von der Bühne holten, stand ihnen die Wut ins Gesicht geschrieben. Die Wut darüber, dass extra für sie eine neue Kategorie eingeführt werden musste, weil offenbar ansonsten Frauen nicht witzig genug sind.
Die Wut über eine Veranstaltung, in der Talent wohl weniger zählt als ein Penis und in der eine einzige Preis-Kategorie wohl dazu dienen sollte, alle Minderheiten in der Comedyszene abzubilden: Die Kategorie Comedy-Newcomer bestand nämlich aus einer Frau, einem Schwulen und einem Schwarzen. Super gemacht, Deutscher Comedypreis.
Eine Chance bekommt der Deutsche Comedypreis noch
Wir hoffen, dass der Deutsche Comedypreis aus dieser wirklich peinlichen Veranstaltung gelernt hat. Nächstes Jahr erhoffen wir uns einen anderen Comedypreis. Wir wollen nicht, dass Frauen auf ein Podest gehoben werden, Extrakategorien bekommen oder sich in Wutreden in den Vordergrund drängen müssen. Wir wollen nur, dass sie berücksichtigt werden und eine Chance bekommen. Eine faire Chance, wie die Männer eben.
Dankeschön, Deutscher Comedypreis 2021.
Nochmal nachlesen: Der Deutsche Comedypreis 2020 ist eine einzige Schwanzparade.
Ariana Baborie und Laura Larsson sagen euch nichts? Dann ist es aber höchste Zeit, dass ihr bei Herrengedeck – Der Podcast einschaltet.