Nicht nur der Pirates of the Carribbean-Reihe mangelt es an weiblichen Crewmitgliedern, auch die Geschichte der Piraten wird oft nur sehr einseitig erzählt. Logo, schließlich brachten Frauen an Deck Unglück, richtig? Ja, aber das hat sie trotzdem nicht aufgehalten. Tatsächlich gehörte die einflussreichste Piratenflotte der Welt einer Frau. Wir zeigen dir, dass es durchaus berühmte Piratinnen gab, die unbedingt in unsere Abenteuerbücher gehören.
Das erfährst du über die berühmtesten Piratinnen der Geschichte
Berühmte Pirat:innen: Frauen werden vergessen
Pirat:innen haben für uns eine gewaltige Faszination, denn obwohl viele von ihnen Kriminelle und Mörder waren, gab es bei ihnen die erste Verbliebenenrente, es gab eine Versehrtenkasse und sogar eine Art Krankenkasse. Gemeinschaft wurde großgeschrieben und der Kapitän konnte abgewählt werden (wenn auch nicht unbedingt unblutig).
Pirat:innen haben vieles falsch, aber auch vieles richtig gemacht. In unseren Köpfen sind es Revoluzzer, Robin Hoods der damaligen Zeit. Und weil diese Aufgabe in der Geschichte wohl noch nie Frauen zustand, wurden sie in vielen Abenteuerromanen und Büchern über die Zeit vergessen. Denn trotz des Aberglaubens, dass Frauen an Bord Unglück bringen, haben sich einige einen echten Namen gemacht. Das sind die berühmtesten Piratinnen der Geschichte:
1. Madame Zheng Yisao, Madame Ching
Zheng Yisao (auch Ching Shih genannt) lebte im 18. Jahrhundert in China und arbeitete als eine Hure und Zuhälterin. Sie wurde Piratin, als sie Cheng I. heiratete, einen bekannten Piraten und baute mit ihm zusammen eine Flotte von 70.000 Mann und 400 Kriegsschiffen auf.
Nachdem er starb, übernahm sie die gesamte Leitung und regierte in Hochzeiten sogar über 800 Kriegsschiffe und Tausender kleinerer Schiffe. In ihrer Crew waren Männer, Frauen und Kinder. Sie stellte einen Kodex auf, nachdem sich ihre Piraten zu richten hatten. Missachtungen ihrer Anweisungen, Vergewaltigungen, Ehebruch oder Diebstahl untereinander wurden allesamt mit dem Tod bestraft.
Die berühmte Piratenkönigin und ihre Piratenkoalition regierten sämtliche Meere östlich von China und kämpfte gegen Großbritannien, Portugal und Spanien. Als sie eine Niederlage vermutete, ließ sie sich auf einen Deal ein. 100 ihrer schlimmsten Piraten wurden gehängt, alle anderen wurden in die Royal Navy aufgenommen, während ihr Amnestie erlassen wurde. Sie baute später ein Casino mit dazugehörigem Opiumschmuggel auf.
Zhen Yisao klingt ziemlich Badass und das war sie auch. Natürlich darf man natürlich nicht vergessen, dass sie trotzdem unzählige Menschen ermorden und Dörfer plündern ließ. Außerdem heiratete sie später ihren Stiefsohn. Aber gut, wer in einer Männerwelt überleben wollte, musste genauso handeln wie sie (?).
- Fun Fact: Madame Ching wird im dritten Teil der Pirates of the Caribbean gezeigt als Teil des Piraten-Tribunals.
2. Anne Bonny & Mary Read
Am ehesten kennt man vermutlich noch die Piratin Anne Bonny. Sie wurde schon als kleines Kind als Junge ausgegeben und verkleidete sich gern. Als sie James Bonny heiratete, zogen beide nach Nassau und ihr Mann spähte dort Pirat:innen für den Gouverneur aus. Anne verliebte sich in den Piraten Jack Rackham und floh zusammen mit ihm.
Sie heuerte auf seinem Schiff an, erst verkleidet als Mann, später offen als Frau. Hier stieß die dritte Person im Bund dazu: Mary Read. Auch sie heuerte als Mann verkleidet auf dem Boot an. Zwischen den Dreien gab es vermutlich auch ein kleines Liebesdreieck.
Die Piratenzeit der Drei war aber nicht besonders lang, wohl nur ein Jahr, denn alle wurden geschnappt und zum Tode verurteilt. Anne und Mary waren allerdings in der Zeit schwanger, sodass sie am Leben bleiben durften, bis das Kind geboren war. Während Mary wohl an einem Fieber starb, kam Anne Bonnie später frei.
- Fun Fact: Man sagt, Mary Read habe einem besiegten Gegner immer ihre blanke Brust gezeigt, um ihm klarzumachen, dass er von einer Frau besiegt wurde.
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3. Jeanne de Belleville: Die bretonische Tigerin
Als Adelige und Herrin von Chateaubriand hatte Jeanne ein perfektes Leben mit ihrem Mann und fünf Kindern. Doch dann entbrannte (mal wieder) ein Krieg zwischen England und Frankreich. Ihr Mann wurde für seine Rolle in diesem Zwist 1343 wegen Hochverrats vom französischen König Philipp VI. zum Tode verurteilt und enthauptet und Jeanne schwor Rache.
Sie verkaufte sämtliche Länder, die sie besaß und kaufte sich dafür drei Schiffe. Ihre kleine Flotte war pechschwarz mit roten Segeln und besetzt mit ruchlosen Pirat:innen. Jedes französische Handelsschiff raubte sie aus und wehe ein:e Adelige:r war an Bord, denn diese:r wurde geköpft. Trotz der 13 Jahre Piraterie konnte Jeanne sich irgendwann zur Ruhe setzen und heiratete sogar noch einmal standesgemäß.
- Fun Fact: Angeblich soll ihr Geist noch im Schloss Clisson hausen.
4. Sayyida al-Hurra
Auch von ihr hast du vermutlich noch nichts gehört und das, obwohl sie im modernen Islam eine wichtige Rolle spielt. Sie war die Tochter einer muslimischen Adelsfamilie, die 1492 Granada verlassen mussten, nachdem die Spanier:innen einmarschiert waren. Sie wuchs in Marokko auf und heiratete den Gouverneur von Tetouan.
Als dieser starb, übernahm sie seine Aufgaben. Um Rache an Spanien zu üben, die Granada eingenommen hatten, baute sie sich ein zweites Standbein als Piratin auf und wurde als Königin des Mittelmeers bekannt. Sie arbeitete unter anderem mit dem berühmten Piraten Barbarossa zusammen. Mithilfe von eroberten Schätzen und Gefangenen konnte sie außerdem Gefolgsleute aus den spanischen und portugiesischen Gefängnissen freikaufen.
Selbst als sie später einen marokkanischen Sultan heiratete, stellte sie sicher, dass sie weiterhin die uneingeschränkte Herrschaft über Tetouan hatte. Nach 30 Jahren Herrschaft wurde sie von ihrem Sohn gestürzt und lebte noch weitere 20 Jahre.
5. Grace O’Malley, die irische Heldin
Von dieser irischen Piratin mit kurz geschorenen Haaren hast du vermutlich auch noch nie gehört. Sie wurde unter dem Namen Gráinne Mhaol Ní Mháille geboren und war Tochter eines einflussreichen irischen Clanführers im 16. Jahrhundert. Nachdem ihr Vater gestorben war, übernahm sie die Führung der O’Mallays.
Ihre Familie lebte davor schon von Piraterie und Grainne übernahm das Familiengeschäft und ließ es wachsen. Sie eroberte etliche Burgen und schloss sich mit dem Clan ihres verstorbenen Mannes zusammen den O’Flahertys.
Grace O’Malley war ein Dorn im Auge der englischen Königin Elisabeth I. und auf sie wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. Sie wurde tatsächlich auch gefangen, entkam jedoch in einer spektakulären Flucht. Später bat sie Elisabeth um Amnestie und versprach für die englische Krone zu kämpfen. Die Königin ging darauf ein. Allerdings ging Grainne ihrem Versprechen wohl nie nach und plünderte bis zu ihrem Tod weiterhin Schiffe.
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6. Rachel Wall
Rachel Wall war wohl eine der wenigen Frauen, die es je zu einer berühmten Piratin geschafft hat, ganz ohne Verkleidung. Dabei war ihre Strategie genial, wenn auch eiskalt: Aus Geldsorgen erstand sie mit ihrem Mann zusammen ein kleines Schiff. Immer wenn gerade ein Sturm gewütet hatte, gaben sie sich als Schiffbrüchige in Not aus mit Rachel an Deck, die um Hilfe schrie.
Sobald ein Schiff nah genug war, wurde es von der Mannschaft, die sich unter Deck versteckte, geplündert und alle Widersacher ermordet. Später wurde sie oft als Sirene dargestellt, die ihr tödliches Klagelied singt.
Das Plündern stoppte nach einem echten Sturm, der ihr Boot zerstörte. Sie stahl sich dann an Land weiter durch und wurde gefasst. 1789 wurde die Piratin für ihre Verbrechen geängt, obwohl sie schwor, nie jemanden getötet zu haben.
Fazit: Frauen gehören zu Pirat:innengeschichten dazu
Es ist leider normal, dass in der Geschichte viele wichtige und berühmte Frauen ausgelassne werden. Und dafür können Historiker:innen oder Lehrende von heute noch nicht einmal besonders viel. Denn die wichtigsten Zeugnisse, die uns helfen, unsere Geschichte zu verstehen, sind von Männern geschrieben und denen haben starke Frauen nicht immer in den Kram gepasst. Umso wichtiger ist es, dass wir JETZT mehr darüber lernen, was Frauen in der Geschichte geleistet haben, auch wenn es krimineller Natur war als berühmte Piratin.
Denn: Was wir inzwischen wissen ist, dass die Gleichstellung von Mann und Frau noch längst nicht erreicht ist. Studien zufolge sind aber weibliche Vorbilder einer der besten Katalysatoren für Frauen. Klar, wir sollten nicht gleich alle rebellieren, Schiffe entern und plündern. Aber wir sollten genauso mutig wie sie sein, wenn es darum geht in eine Männerdomäne einzusteigen. Zum Beispiel wenn es ums Gründen geht, denn nur ein Bruchteil aller Start-Ups in Deutschland werden von Frauen geführt.
Weitere geschichtliche Fun Facts genehm? Wusstest du, dass Adam in der jüdischen Mythologie eine andere erste Frau hatte, nämlich 100% Badass Feminist Lilith.
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