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Alfred Biolek: Kollegen und Stars trauern um Fernsehlegende

TV-Legende Alfred Biolek ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Kollegen und Stars trauern um den Entertainer, der nicht von Anfang an eine Fernsehkarriere anstrebte.

Alfred Biolek wurde unter anderem mit "alfredissimo!" TV-Zuschauern bekannt.. © imago images/Sven Simon
Alfred Biolek wurde unter anderem mit "alfredissimo!" TV-Zuschauern bekannt.. © imago images/Sven Simon

Alfred Biolek (1934-2021) ist tot. Der Entertainer wurde durch zahlreiche TV-Sendungen wie „alfredissimo!“ oder „Boulevard Bio“ zum bekannten TV-Star. Zahlreiche Stars und Weggefährten haben sich in den sozialen Medien und in Statements vom Entertainer verabschiedet.

WDR-Intendant Tom Buhrow (62) erklärte in einer Mitteilung: „Mit Alfred Biolek verlieren wir ein Allroundtalent des deutschen Fernsehens. Er war nicht nur ein begnadeter Talkmaster, sondern auch Ideengeber, Entdecker, Förderer und äußerst kreativ.“ Gerne erinnere er sich auch an seine Kochsendung „alfredissimo!“ zurück: „Mit wie viel Freude und Humor er sie zusammen mit seinen prominenten Gästen zelebrierte, das war mir beim Zuschauen immer ein Vergnügen.“ Aus gegebenem Anlass ändert Das Erste sein Programm und zeigt heute um 23:55 Uhr den Film von Oliver Schwabe „Tschüss Bio!“ (WDR). Im Anschluss (00:10 Uhr) wird das 90-minütige Portrait „Mensch, Bio!“ (WDR) ausgestrahlt.

Patrick Lindner hat von ihm gelernt

Patrick Lindner (60) schrieb zu einem Bild mit Biolek beim gemeinsamen Kochen in seiner Sendung: „Heute noch koche ich nach deinem Rezept ‚Seeteufel im Schweinenetz‘, was hab ich zu dir aufgeschaut und alles gelernt. Du warst charmant, klug, feinfühlig, ein Allrounder im Showgeschäft, immer ein exzellenter Gastgeber.“ Biolek habe für Toleranz gekämpft, so der Sänger. „Nun haben wir dich für immer im Herzen, lieber Bio, Alfred Biolek, danke für die wunderbaren Momente, die wir hatten.“

Auch Moderatorin Marijke Amado (67) teilte ein Video, in dem sie mit Biolek gemeinsam kocht, und kommentierte es mit: „Es gibt so viele gemeinsame Momente! […] Danke Unterhaltungskönig!“ Moderatorenkollege Ralph Morgenstern (64) schrieb zu einem Sendungsfoto mit dem Koch: „Wir haben manches Süpp’chen zusammen gekocht und auch ausgelöffelt. Danke für alles ! Gute Reise, Alfred, du fehlst, auch in der Fernsehlandschaft!“ Starkoch Eckart Witzigmann (80) ist Biolek vor allem für eines dankbar: „Das große Verdienst von Alfred – und das kann man gar nicht hoch genug einschätzen – ist, dass er die Leute für das Kochen im Allgemeinen interessiert hat und eine riesige Lawine damit losgetreten hat. Er erreicht mit einer einzigen TV-Sendung mehr Kochinteressierte, als ich mit all meinen Büchern zusammen. Ruhe in Frieden!“ Auch die Politik meldete sich zu Wort: Arbeitsminister Hubertus Heil (48) twitterte: „Er war ein kluger und nachdenklicher Mensch, der Fernsehgeschichte geschrieben hat. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden.“

Vom Jurastudium vor die Kamera

Alfred Franz Maria Biolek kam am 10. Juli 1934 in der damaligen Tschechoslowakei zur Welt. Dort wuchs er mit zwei Brüdern in einer wohlhabenden Familie auf. Sein Vater war ein promovierter Rechtsanwalt, seine Mutter eine Laienschauspielerin. Die Familie zog 1946 nach Waiblingen bei Stuttgart. Biolek studierte Jura in Freiburg im Breisgau, München und Wien. 1958 schloss er das juristische Staatsexamen mit Prädikat ab.

In den 60er Jahren wurde das ZDF auf Biolek aufmerksam, stellte ihn zunächst als Justiziar in der Rechtsabteilung ein. Doch war es die Arbeit in der Redaktion, die den angehenden Entertainer nach und nach reizte. Fortan begann er, verschiedene Sendungen zu moderieren, allen voran „Tipps für Autofahrer“, gefolgt von „Urlaub nach Maß“, „Nightclub“ und „Die Drehscheibe“. Nach einem Umzug nach München widmete er sich vollends einer Tätigkeit vor der Kamera. So kam es 1974 zu der Produktion von „Am laufenden Band“ mit Rudi Carrell (1934-2006), die Sendung wurde Bioleks großer Durchbruch. Anschließend sah man ihn gemeinsam mit Dieter Thoma (1927-2017) in der WDR-Talkshow „Kölner Treff“, ehe er 1978 seine eigene Sendung „Bio’s Bahnhof“ produzierte.

Weitere Sendungen machten Biolek in den 80er und 90er Jahren schließlich zum Kultstar. So stand er von 1991 bis 2003 für seine wöchentliche ARD-Talkshow „Boulevard Bio“ vor der Kamera, in der Menschen aus verschiedensten Bereichen zu Wort kamen. Seine Fernsehreihe „alfredissimo!“, die ab Dezember 1994 im WDR lief, machte das Kochen vor laufender Kamera in Deutschland prominent. Darin stellten sich bis 2007 verschiedene Stargäste an den Herd, um ihre Lieblingsgerichte zu kochen. „Bio“ beendete schließlich seine TV-Karriere.

1991 wurde der Entertainer in der RTL-plus-Talkshow „Explosiv – der heiße Stuhl“ als homosexuell geoutet. Filmemacher Rosa von Praunheim (78) sagte damals: „Warum sagt Biolek nicht, dass er schwul ist?“ Für Biolek sei das „ein Schlag“ gewesen, anschließend habe er sich aber „gelöst“ gefühlt.

2010 veränderte ein schwerer Sturz sein Leben radikal. Der damals 76-Jährige fiel die Treppe hinunter und lag für längere Zeit im Koma. In den darauffolgenden Jahren zog er sich weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück, 2018 feierte er noch ein Comeback beim „Kölner Treff“. Hilfe im Alltag bekam er unter anderem von seinem schottischen Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie. Im April 2021 verstarb sein zweiter Adoptivsohn, Keith Biolek-Austin, im Alter von 58 Jahren in den USA. „Wir hatten eine sehr enge Verbindung, bis Keith zurück nach Amerika gezogen ist. Trotz allem Abstand sind wir tief gerührt“, erklärte Biolek damals „Bild“.

(jom/spot)