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Warum der Bruttolohn für eine gerechte Bezahlung nicht aussagekräftig ist

Wie finden Frauen heraus, ob sie gut bezahlt werden oder nicht? Wir zeigen dir die Punkte, die wichtiger sind als der Bruttolohn.

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Wie wird man als Frau gerechter bezahlt? Foto: Gettyimages/ Klaus Vedfelt

Der Gender Pay Gap ist leider auch im Jahr 2022 immer noch Realität. Ganz aktuell kämpft eine Abteilungsleiterin vor Gericht darum, das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen zu bekommen. Zwar steht es im Grundgesetz, dass niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert werden darf. Doch offensichtlich sieht es in der Realität anders aus. Aber wie kann ich herausfinden, ob ich gerecht bezahlt werde?

Gerecht bezahlt werden: Wie soll das für Frauen funktionieren?

Je nach Unternehmensgröße kann ich mir diese Auskunft gerichtlich erstreiten. Dieser Weg ist teuer und wie wir im Fall der Abteilungsleiterin sehen, bringt er mindestens kurzfristig nicht unbedingt das gewünschte Ergebnis. Es gibt aber noch einen anderen Weg, den wir gerade in Deutschland selten gehen, denn über Geld spricht man nicht. Was aber wäre, wenn wir tatsächlich einfach darüber reden und dann unsere Konsequenzen ziehen?

Das steht im Grundgesetz zum Gender Pay Gap

  1. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
  2. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
  3. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Natürlich gibt es alle möglichen Statistiken, die du dir online ansehen kannst. Dort liegt aber häufig der Teufel im Detail und deshalb sind sie nicht immer aussagekräftig. Auch wenn es unglaublich unangenehm ist: Wir Frauen kommen aus der Gender Pay Gap-Falle nur dann heraus, wenn wir offen über unsere Gehälter kommunizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass unser Gehalt unter dem von männlichen Kollegen liegt, ist hoch. Wir haben also nichts zu verlieren.

Bruttolohn ist nicht aussagekräftig bei einem gerechten Gehalt

Aber Achtung: Das Bruttogehalt selbst ist nicht unbedingt aussagekräftig. Es gibt noch andere Punkte, die einen Einfluss darauf haben, ob ein Gehalt angemessen ist oder nicht:

Überstundenregelungen

Hier gibt es ein breites Spektrum. Es gibt Unternehmen, die für bestimmte Jobs Überstunden bereits mit dem regulären Gehalt vergüten. In anderen Unternehmen werden Überstunden in Absprache wieder abgebaut, wenn es beiden Seiten gerade gut passt oder sie werden ausgezahlt. Je nachdem, wie deine Präferenzen sind, kannst du mit einer für dich passenden Regelung vielleicht auch auf ein wenig Gehalt verzichten.

Kinderbetreuung

Wer Kinder hat, weiß, wie nervig es sein kann, genau zur Abholzeit in der Kita sein zu müssen. Manche Unternehmen bieten Kinderbetreuung vor Ort an. Das hat meist den Vorteil, dass die Betreuungszeiten auf die Arbeitszeiten abgestimmt sind und man sich lange Wege erspart. Und natürlich auch den nervenaufreibenden Kampf um einen regulären Kitaplatz. Das ist bares Geld wert.

Homeoffice

Wer gerne und gut im Homeoffice arbeitet, kann durch die eingesparte Fahrtzeit Kosten sparen und Lebensqualität gewinnen. Auch das ein Argument für ein niedrigeres Gehalt. Das Argument funktioniert allerdings auch andersherum: Unternehmen sparen Kosten vor Ort ein, wenn Mitarbeiter gänzlich auf einen Arbeitsplatz im Unternehmen verzichten. Sofern die Arbeitsqualität und -quantität gleich bleiben, ist das auch ein Argument für ein höheres Gehalt. Besonders dann, wenn man nicht gerne zu Hause arbeitet. 

Unternehmenskultur

Wer von Freund:innen oder Bekannten erfährt, dass sie ein extrem gutes Gehalt beziehen, sollte ganz gezielt nach der Unternehmenskultur fragen. Häufig sind besonders attraktive Gehälter mit einer Unternehmenskultur verbunden, in der sich nicht jede:r wohlfühlt. 

Gleitzeit

Für eine ausgewogene Work-Life-Balance kann es sehr wertvoll sein, wenn du nicht täglich fixe Arbeitszeiten hast. Das ist natürlich nicht in jedem Beruf umsetzbar. Wenn es aber möglich ist, bei gutem Wetter früher Schluss zu machen, um ins Freibad zu gehen, hat das einen hohen Freizeitwert.

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Fazit: Mehr als der Lohn ist wichtig bei einem fairen Gehalt Foto: We Are via Getty

Fazit: Mehr als der Lohn ist wichtig bei einem fairen Gehalt

Diese Punkte sollten also eine Rolle bei der Bewertung spielen, ob ein Gehalt für dich akzeptabel ist oder nicht. Aber im Grundsatz ist klar: Wir dürfen uns nicht weiterhin daran gewöhnen, dass wir weniger verdienen als unsere männlichen Kollegen. Deshalb ist es wichtig, im ersten Schritt offen darüber zu sprechen, um alle verfügbaren Informationen zu sammeln. Mit dem entsprechenden Wissen lohnt sich ein Gespräch mit den Chefs und wenn ein solches Gespräch nicht zu einer gleichen Bezahlung führt, gibt es auch noch andere Arbeitgeber. Birte Meier, eine Journalistin, die ihren vorherigen Arbeitgeber wegen Ungleichbezahlung verklagt hatte, hat einen neuen Job gefunden und ist zu RTL gewechselt. Die Zeiten ändern sich – machen wir mit!

Jeannine
Das ist Jeannine. Noch mehr von ihr lest ihr in ihrer Kolumne. Foto: WJD/Pia Jennert /

Über die Autorin: Jeannine Budelmann

Jeannine Budelmann schreibt aufgrund ihrer großen Leidenschaft für die Frauen und ihrer noch größeren Expertise auf eigentlich „männerdominierten“ Gebieten. Sie ist Geschäftsführerin eines Elektronik-Unternehmens. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Münster.

Für wmn.de schreibt Jeannine von ihrem Alltag als Chefin, ihren täglichen Begegnungen mit Männern und Frauen in einer patriarchalen Branche. Ihre Beobachtungen sind scharfsinnig, ihre Schlüsse sind wohldurchdacht und ihre Tipps sind spitzzüngig. Hier findest du ihre Autor:innenseite.

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