Heute ist der Equal Pay Day. Dieser macht wie jedes Jahr symbolisch auf die starken Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Eine neue Studie zeigt, dass gerade Arbeitnehmer:innen mit Care-Arbeit nicht nur schlechter bezahlt werden, sondern auch weniger Wertschätzung erleben.
Welchen Einfluss hat Care-Arbeit?
Info: Equal Pay Day
Der Equal Pay Day markiert laut der eigenen Website symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke, der laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent in Deutschland beträgt. Angenommen also Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn. Dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Und dies während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
Eine neue Glassdoor Studie zeigt: Jedoch nicht nur bei bezahlter Arbeit besteht Nachholbedarf. Denn Frauen wenden laut einem Gutachten der Bundesregierung pro Tag im Durchschnitt 52 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Dies habe so laut Glassdoor Auswirkungen auf die Gender-Pay-Gap.
Welchen Einfluss hat also die Care-Arbeit auf die Karriere und die Situation am Arbeitsplatz?
Studie zeigt: Frauen machen den Großteil der Care-Arbeit
Für viele Arbeitnehmer:innen bedeutet der Feierabend noch lange keine Entspannung. Neben ihrer zum Teil unterbezahlte Arbeit wenden sie zusätzlich Zeit für unbezahlte Care-Arbeit auf. Dazu zählen sämtliche Aufgaben wie die unentgeltliche Betreuung und Versorgung von Kindern, anderen Familienmitgliedern oder Personen wie beispielsweise pflegebedürftigen Menschen. Im Rahmen der Studie wurden 1000 angestellte Sorgearbeitende zum Ausmaß und den Auswirkungen der Care-Arbeit auf ihre Karriere und ihre Situation am Arbeitsplatz befragt.
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Das Ergebnis: Frauen machen den Großteil der Care-Arbeit – und einige auch lieber selbst. Frauen übernehmen in Deutschland den Großteil der Sorgearbeit. Auch dann, wenn diese noch mit einer anderen Person geteilt wird. Von den Befragten, die sich die Care-Arbeit mit mindestens einer anderen Person teilen, sagen nur 16 Prozent der Frauen, dass die Verpflichtungen im Bereich der Sorgearbeit gleich aufgeteilt sind. Von den Männern hingegen behaupten dies über ein Viertel. Knapp vier von zehn der sorgearbeitenden Frauen (37 %) gaben sogar zu, dass sie den Großteil übernehmen, obwohl sie sich die Arbeit mit einer anderen Person teilen können. Gerecht finden die Aufteilung offenbar beide Seiten nicht. Zwei Drittel der Frauen (66 %) denken, Männer sollten mehr Sorgearbeit übernehmen, als sie es momentan tun. Aber auch sechs von zehn Männer stimmen dieser Aussage zu (61 %).
Welche Gründe hat dies? Laut Glassdoor sind die Top vier Gründe:
- Es wird sich nicht wohl dabei gefühlt, jemand anderem die Care-Arbeit zu überlassen.
- Die Care-Arbeit ist wichtiger als ihr Job.
- Die meisten können es sich nicht leisten, andere dafür zu bezahlen, ihnen bei der Sorgearbeit zu helfen.
- Andere könnten theoretisch den Teil ihrer Sorgearbeit übernehmen, aber die Arbeit bleibt trotzdem an ihnen selbst hängen.
Care-Arbeit führt zu Karrieresorgen
Dass Sorgearbeit einen negativen Einfluss auf die Karriere hat, zeigen auch die Umfrageergebnisse: Unter den Befragten, die den Großteil der Care-Arbeit übernehmen oder diese sogar allein stemmen, ist die Hälfte der Meinung, ihre Karriere leidet oder hat unter den Verpflichtungen im Bereich der Sorgearbeit gelitten. So würden sich die meisten eigentlich gern mehr auf ihre Karriere konzentrieren, aber der Umfang ihrer Care-Arbeit hindert sie daran. Mehr als die Hälfte sagt außerdem, dass sie Schwierigkeiten hat, Qualifikationen und Fähigkeiten aufgrund ihrer Aufgaben im Bereich der Sorgearbeit auf dem aktuellsten Stand zu halten.
Auch am eigenen Arbeitsplatz gibt es Ängste in Bezug auf die Karriere, die bei Männern etwas ausgeprägter zu sein scheinen als bei Frauen. So fühlen sich 57 Prozent der Männer am Arbeitsplatz weniger wertgeschätzt aufgrund ihrer Verpflichtungen im Bereich der Sorgearbeit, bei den Frauen sind es 47 Prozent. Fast die Hälfte der Männer hat sogar das Gefühl, dass sie diese vor ihrem Arbeitgeber verbergen müssen. Über die Hälfte der Befragten, die einen Großteil der Care-Arbeit übernehmen oder diese sogar allein stemmen, haben außerdem das Gefühl, dass sie als unzuverlässig wahrgenommen werden, wenn sie einen Schwerpunkt auf die Care-Artbeit legen.
Gleichberechtigung sollte gefördert werden
Das mangelnde Verständnis und die anhaltenden Diskussionen zeigen, dass Strukturen erwünscht sind, die Gleichberechtigung ermöglichen und fördern. Denn unabhängig davon, wie viel Care-Arbeit übernommen wird, denken die Befragten, dass eine ausgeglichenere Aufteilung der Sorgearbeit-Verpflichtungen helfen würde, die Gender-Pay-Gap zu schließen. Auf beiden Seiten sei so die Bereitschaft Care-Arbeit zu leisten da. Es gebe von Seiten der Regierung und Arbeitgeber:innen so allerdings noch zu wenig Förderprogramme, Hilfestellungen und Verständnis.
Diese Umfrage von Glassdoor zeigt, dass sich Sorgearbeitende an ihrem Arbeitsplatz nicht unterstützt fühlen und deshalb ihre Care-Verpflichtungen vor ihren Arbeitgebern verbergen müssen, damit sie nicht als unzuverlässig gelten. Frauen sind davon besonders betroffen, da sie den Großteil der Care-Arbeit übernehmen.
Jill Cotton, Expertin für Karrieretrends bei Glassdoor
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