Wenn eine Beförderung ansteht, geht es häufig nicht nur um ein höheres Gehalt. Auch Dienstwagen, neue Büros und Homeoffice stehen auf der Agenda. Unsere Kolumnistin Jeannine erklärt, welche Statussymbole wichtig sind und wie du damit umgehen solltest, wenn sie dir angeboten werden.
Ich interessierte mich nie sonderlich für Autos. Sie sind notwendig, um zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte zu gelangen. So sah ich das bis vor etwa 10 Jahren.
Bis ich irgendwann feststellte, dass mich die Menschen anders behandelten, wenn sie gesehen hatten, mit welchem Auto ich zu einem Business-Termin kam. Ich fuhr einen etwas älteren Renault Scénic. Sobald meine meist männlichen Gesprächspartner das Auto sahen, war ich einfach nicht mehr interessant für sie. Ich kam kaum ins Gespräch.
Später bekam ich einen Dienstwagen. Ich fuhr einen Audi und während alles andere an mir gleichgeblieben war, änderte sich sofort die Verhaltensweise mir gegenüber: Mit einem Auto gehörte ich auf einmal dazu. Es war nicht der größte und dickste Wagen, aber immerhin spielte ich nun in einer ähnlichen Liga.
Diese Erfahrung machte mich sprachlos. Das Auto als Statussymbol ist offenbar für manche wichtiger als die Leistung, die die fahrende Person erbringen kann. Wer sich nicht als etwas Besseres sieht als seine Mitmenschen, dem fällt es schwer, sich auf diese Mentalität einzulassen.
Gerade wir Frauen denken häufig, wir müssten eine bestimmte Leistung erbringen, um beruflich erfolgreich zu sein. Wahrscheinlich ist das auch keine schlechte Strategie. Aber es reicht nicht. Wenn du einen Beruf oder eine Position im Unternehmen hast, in der du dich behaupten musst, müssen klare Signale her: die Statussymbole. Jeder kennt sie und nimmt sie wahr. Das ist wie früher in der Schule: Wer zu den Coolen gehörte, saß hinten im Bus. Jetzt signalisieren wir das eben mit anderen Dingen.
Können Frauen von Statussymbolen profitieren?
Der zentrale Tipp ist: Selbst wenn dir ein Statussymbol nicht wichtig ist: Nimm es an, wenn du es angeboten bekommst! Beim Wechsel in eine Position mit mehr Verantwortung solltest du dich umschauen, ob deine Kolleg:innen bestimmte Privilegien haben und diese dann auch für dich reklamieren. Statussymbole haben ihren Zweck, auch wenn du sie selbst albern und unnötig findest: Für viele Menschen sind sie wichtig. Sie helfen, Menschen in bestimmte Kategorien einzuordnen. Und häufig genug lautet die (zugegeben sehr stumpfe) Verbindung: dickes Auto – wichtiger Mensch!
Der Firmenwagen – the bigger the better?
Ich bin scheinbar nicht alleine, was die fehlende Emotionalität hinsichtlich Autos angeht. Häufiger habe ich gehört, dass gerade Frauen häufig auf eine kleinere Version des Firmenwagens zurückgreifen. Schließlich braucht man die größte Größe nicht. Und man bedenke die Umwelt: In diesen Zeiten fällt es schwer, ein Plädoyer für große, dicke Benzinschleudern zu schreiben. Immerhin gibt es mittlerweile auch coole E-Autos.
Und sicherlich braucht man sich sein Leben auch nicht mit Statussymbolen zuzukleistern. Aber an der einen oder anderen Stelle gezielt eingesetzt, bringen sie einen durchaus weiter. Ein kleines Auto ist in dieser Hinsicht leider kontraproduktiv.
Statussymbole im Büro
Außer dem Auto mitsamt Ausstattung gibt es noch andere Dinge, die du nicht außer Acht lassen solltest:
- Das Homeoffice. Durch die Corona-Maßnahmen haben sich hinsichtlich Homeoffice zwei Unternehmenskulturen herauskristallisiert: Solche, bei denen Homeoffice ein Privileg ist und solche, bei denen das eigene Büro in der Firma ein Privileg ist. Während der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen das Desk-Sharing als Möglichkeit wahrgenommen, Bürokosten zu reduzieren. Dadurch hat ein eigener Schreibtisch einen ganz besonderen Wert erhalten. Wenn du gerne von zu Hause aus arbeitest, solltest du das eigene Büro in der Firma trotzdem annehmen, wenn es dir angeboten wird. Auch, wenn du es nicht wirklich viel benutzen wirst.
- Die Büroausstattung. In den Unternehmen, in denen das Büro eine besondere Rolle spielt, gibt es viele Differenzierungsmöglichkeiten: Ein Einzelbüro oder eines mit mehr Fenstern zum Beispiel. Wer es im Rahmen einer Beförderung angeboten bekommt, sollte annehmen, auch wenn das bedeutet, dass man sich von den liebgewonnenen Bürokolleg:innen verabschieden muss. Auch ein größerer Schreibtisch oder Bürostuhl leistet wertvolle Dienste, wenn es darum geht zu zeigen: Kollegen, hier bin ich!
- Parkplatz: Da ist es wieder, das Auto als Statussymbol. Damit verbunden gibt es noch eine Steigerungsform: Der für einen persönlich reservierte Parkplatz. Es macht auch nichts, wenn du mit dem Bus zur Arbeit fährst. Dein Name auf der Plakette zeigt auch ohne dort parkendes Auto, wie wichtig du bist.
Statussymbole: Warum du mitmachen solltest
Es gibt gute Gründe, sich für angebotene Statussymbole zu entscheiden. Es gibt aber auch gute Gründe, sich dagegen zu entscheiden. Viele Statussymbole zu haben, kann einen erhöhten Ressourcenverbrauch fördern. Ich kann sehr gut verstehen, wenn du das Spiel nicht mitmachen möchtest. Auch dann wirst du sicherlich gut durchs Berufsleben kommen.
Ich fahre zwar ein kleines Auto, aber ich bin trotzdem die Abteilungsleiterin.
An der einen oder anderen Stelle gibt es wahrscheinlich einen höheren Erklärungsbedarf nach dem Motto: „Ich fahre zwar ein kleines Auto, aber ich bin trotzdem die Abteilungsleiterin“. Auch wenn du dich gegen ein bestimmtes Statussymbol entscheidest, kann es nicht schaden, wenn du das Thema präsent hast. Wenn du also Kund:innenbesuch bekommst und als Teamleiterin mit allen anderen im Großraumbüro sitzt, kannst du die komischen Blicke einordnen.
Das Wichtigste ist dann: Proaktiv damit umgehen. Wenn man denn den Kunden sagt: „Willkommen in unserem Büro! Mir ist es wichtig, nah bei meinen Kollegen zu sein, um schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können.“ ist das Thema vom Tisch und es geht wieder ans Arbeiten. Nur dürfen die Kund:innen nicht denken, dass du kein eigenes Büro hättest bekommen können. Denn dann besteht die Gefahr groß, dass sie dich unterschätzen. Und genau das ist ja der Sinn und Zweck von Statussymbolen: Sie zeigen, wie unfassbar wichtig du fürs Unternehmen bist!
Über die Autorin: Jeannine Budelmann
Jeannine Budelmann schreibt aufgrund ihrer großen Leidenschaft für die Frauen und ihrer noch größeren Expertise auf eigentlich „männerdominierten“ Gebieten. Sie ist Geschäftsführerin eines Elektronik-Unternehmens. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Münster.
Für wmn.de schreibt Jeannine von ihrem Alltag als Chefin, ihren täglichen Begegnungen mit Männern und Frauen in einer patriarchalen Branche. Ihre Beobachtungen sind scharfsinnig, ihre Schlüsse sind wohldurchdacht und ihre Tipps sind spitzzüngig. Hier findest du ihre Autor:innenseite.