Du sitzt gerade an deinem Schreibtisch, vertieft in deine Arbeit, und plötzlich wird deine Konzentration durch lautes Geschrei durchbrochen. Du drehst dich um und siehst deinen Chef, der gerade in einen Wutanfall ausbricht. Ein Gefühl der Ungerechtigkeit, der Demütigung, vielleicht sogar der Angst durchflutet dich. Ist das erlaubt? Darf dein Chef dich tatsächlich anschreien? Und was kannst du in so einer Situation tun? Wir geben dir in diesem Artikel wertvolle Antworten und Lösungsansätze.
Viele Menschen kennen es aber dennoch nur zu gut, wie es ist, angeschrien zu werden. „Das ist doch ganz normal“ und „Der ist eben noch von der alten Schule“ sagen die Menschen dann. Doch was steckt wirklich dahinter? Wir zeigen es dir.
Das Arbeitsrecht und der Schutz der Arbeitnehmer:innen
Lass uns zunächst einen Blick auf die rechtliche Seite der Dinge werfen. Das Arbeitsrecht ist ein mächtiger Verbündeter der Arbeitnehmer und schützt sie vor vielen Formen des Missbrauchs und der Ausbeutung. Die Gesetze schreiben klar und deutlich vor, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter mit Respekt und Anstand behandeln müssen. Dies schließt alle Formen von Belästigung, darunter auch das Anschreien, ausdrücklich aus.
Definition von Belästigung und Missbrauch am Arbeitsplatz
Belästigung am Arbeitsplatz ist nicht nur auf physische Angriffe begrenzt. Sie kann auch psychischer Natur sein und sich durch Beschimpfungen, Drohungen oder Erniedrigungen äußern. Hierzu zählt definitiv das Anschreien durch Vorgesetzte. Auch wenn manche Menschen glauben, dass ein gewisses Maß an Druck oder Härte in einer professionellen Umgebung normal ist, so übersteigt das laute und aggressive Anschreien den Rahmen des Akzeptablen.
Darf der Chef dich anschreien?
Die klare Antwort lautet: Nein. Es ist nicht nur unprofessionell und respektlos, es ist auch rechtlich gesehen eine Form von Belästigung. Niemand sollte am Arbeitsplatz Angst haben müssen, angeschrien oder schlecht behandelt zu werden. Ein guter Chef sollte stets respektvoll und wertschätzend mit seinen Mitarbeitern umgehen. Wut und Frustration haben in einer professionellen Umgebung nichts zu suchen.
Drei Dinge, die du tun solltest, wenn dein Chef dich anschreit
In einer idealen Welt würde jeder Chef diese Prinzipien beherzigen. Leider ist das nicht immer der Fall. Aber denke daran: Du hast immer das Recht, in einem respektvollen und sicheren Umfeld zu arbeiten, und du hast immer die Möglichkeit, dich zu wehren, wenn dieses Recht verletzt wird.
1. Bleib ruhig und professionell
Es ist absolut natürlich, dass du in so einer Situation verärgert, verletzt oder wütend bist. Es ist jedoch wichtig, dass du Ruhe bewahrst und dich nicht auf dasselbe Niveau herablässt. Bleibe professionell und versuche, die Situation zu deeskalieren. Denke daran: Jemand, der dich anschreit, hat bereits die Kontrolle über seine Emotionen verloren. Du solltest die Kontrolle über deine bewahren.
2. Dokumentiere das Vorkommnis
Notiere dir das Datum, die Uhrzeit, den Ort und die Details des Vorfalls. Wer waren Zeugen? Was genau wurde gesagt oder getan? Eine solche Dokumentation kann von unschätzbarem Wert sein, wenn du dich dazu entscheidest, das Thema offiziell anzusprechen.
3. Suche das Gespräch oder ziehe professionelle Unterstützung hinzu
Zögere nicht, das Gespräch mit deinem Chef zu suchen, wenn du dich dazu in der Lage fühlst. Es könnte sein, dass er oder sie sich der Auswirkungen seines oder ihres Verhaltens nicht bewusst ist. Ist das jedoch keine Option oder führt es zu keiner Besserung, ziehe professionelle Unterstützung hinzu. Dies kann eine Personalabteilung, ein Betriebsrat, ein Anwalt oder sogar die Polizei sein.
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So sollte sich dein Chef oder deine Chefin stattdessen verhalten
Ein Chef hat in jeder Situation eine Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern, besonders wenn es um die Aufrechterhaltung eines gesunden und respektvollen Arbeitsklimas geht. Dies gilt auch, und besonders, wenn er oder sie sauer oder ungehalten ist. Hier sind einige Punkte, die beschreiben, wie ein Chef sich in solchen Situationen verhalten sollte:
- Beruhigung und Kontrolle: Ein guter Chef sollte immer in der Lage sein, seine Emotionen zu kontrollieren, insbesondere Ärger und Frustration. Emotionale Ausbrüche, wie Anschreien oder Beschimpfen, sind nicht nur unprofessionell, sondern können auch eine toxische Arbeitsatmosphäre schaffen. Wenn ein Chef sich in einer Situation erregt fühlt, sollte er oder sie einen Moment innehalten, durchatmen und sich beruhigen, bevor er oder sie reagiert.
- Klare und sachliche Kommunikation: Wenn es ein Problem oder einen Konflikt gibt, sollte ein Chef in der Lage sein, dies klar und sachlich zu kommunizieren. Das bedeutet, das Problem oder den Fehler zu benennen, ohne dabei persönlich oder beleidigend zu werden. Die Kritik sollte immer konstruktiv und lösungsorientiert sein, mit dem Ziel, die Situation zu verbessern und nicht einfach nur Dampf abzulassen.
- Respekt und Wertschätzung: Egal, was passiert, ein Chef sollte immer Respekt und Wertschätzung gegenüber seinen Mitarbeitern zeigen. Jeder macht Fehler, und es ist wichtig zu verstehen, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind. Anstatt Mitarbeiter herabzuwürdigen oder zu beschämen, sollte ein Chef sie ermutigen und unterstützen, aus ihren Fehlern zu lernen und sich zu verbessern.
- Aktives Zuhören: Ein guter Chef sollte immer bereit sein, die Perspektive seiner Mitarbeiter zu hören. Das bedeutet, aktiv zuzuhören, wenn ein Mitarbeiter seine Sichtweise oder seine Gründe für ein bestimmtes Verhalten erklärt. Ein Dialog ist oft effektiver als ein Monolog.
- Vorbild sein: Letztlich sollte ein Chef immer ein Vorbild für seine Mitarbeiter sein, auch und insbesondere in Bezug auf sein Verhalten in Konfliktsituationen. Indem er oder sie zeigt, wie man professionell und mit Respekt mit Ärger und Frustration umgeht, setzt der Chef einen Standard für die gesamte Arbeitsumgebung.