In letzter Zeit wurden vor allem rassistische Aussagen auf Shirts und Sweatern in den Schlagzeilen beanstandet, doch auch Sexismus ist noch überall zu finden. Nirgends zeigt sich das so stark wie in Baby- und Kleinkindkleidung. Mädchen werden schöne Prinzessinnen, Jungs werden Astronauten. Was für ein wunderbares Klischee.
Immer wieder landen solche sexistischen Sprüche auf Baby- und Kindersachen im Internet. Aber hat sich was gebessert? Ich habe mich auf die Suche gemacht.
Sexistische Babysachen: Warum ist das ein Problem?
Von sexistischen Aussagen auf Kleidungsstücken spricht man dann, wenn sie typischen Klischees und Gender-Stereotypen entsprechen. Natürlich kann man nicht jedem rosa T-Shirt für Mädchen Sexismus vorwerfen. Immerhin gibt es Mädchen, die gern rosa tragen.
Problematisch ist es dann, wenn Slogans auf Mädchensachen sich nur um Jungs, Make-Up und Schönheit drehen, während Jungs mit NASA-Logo oder als künftiger CEO herumlaufen. Was soll das unseren Kindern beibringen?
Noch schlimmer ist es, wenn Sprüche auf Babysachen auf sexuelle Gewalt eingehen oder Sexismus beschönigen. Besonderes Aufsehen hatte beispielsweise Forever21 erregt, mit mit Junngenshirts wie „Sorry, Ladies. I only date models.“ Auch andere Hersteller versagten mit „I’m too pretty to do math“, „Future trophy wife“ oder „Lock your dauthers!“, wie auch meine Schnellsuche bei Amazon, wie man im Titelbild erkennen kann.
Kinder können vielleicht noch nicht lesen, aber sie saugen es auf
Du denkst jetzt „Calm your titties! Die Kids sind noch viel zu klein, um das überhaupt lesen zu können.“ Jein. Natürlich sind sie teilweise zu klein, um zu lesen, was auf dem T-Shirt steht. Oft aber nicht, um es zu verstehen. Gerade Vor- und Grundschulalter saugen Kinder Informationen auf.
Frühe Prägung der Geschlechtertrennung
Sie lernen von den Unterschieden zwischen Jungen und Mädchen und wenden das dann auf sich an. Verbildlicht hat das eine Studie von 2012. Sie zeigte, dass Kinder schlechter in Fähigkeiten abschnitten, wenn ihnen vorher gesagt wird, dass die Gruppe, der sie sich zugehörig fühlen, generell schlecht darin ist. Und das sagen wir Mädchen und Jungen tagtäglich.
Gut, jetzt wissen wir, wo das Problem liegt. Also lasst uns zusammen schauen, was wir jetzt (Juli 2020) in den Onlineshops für sexistische Slogans auf Kindersachen finden. Ich habe mir dafür die Shirts und Sweater der bekanntesten Shops angeschaut.
1. H&M Kids
H&M hat öfter einmal Schlagzeilen gemacht wegen unbedachten Slogans auf ihren Shirts. Scheinbar haben sie daraus gelernt und versuchen derzeit komplett auf Slogans zu verzichten. Stattdessen setzen sie auf einzelne Wörter wie Fabulous, Amazing oder Lovely bei jungen Mädchen, bei Jungen geht es entweder um sein tolles Team, Bagger oder Autos.
Bei Teenage-Girls hingegen sind Marken, Bands oder Städte wieder im Trend, aber auch mal ein schöner Satz wie „The future ist yours“. Dankeschön. Den gibt’s auch bei den Jungen, dazu noch Gamer-, Surfer und Comicprints.
H&M scheint hier vorsichtig geworden zu sein und arbeitet eher mit Marken oder Themen, als mit Slogans. Außerdem gibt es viele Unisex-Linien. Daumen hoch.
2. Forever21 Girls
Bei uns ist das Geschäft eher online für Mädchenmode gefragt. Hier ist mir sofort ein Shirt herausgestochen. Darauf zu sehen ist eine Rose und der Satz „Careful with my heart“. Wow. Mädchenherzen sind also zerbrechlich wie Rosen und Jungs sind die Herzensbrecher, oder was? Hätte man sich sparen können. Eine Jungenkollektion gibt es im deutschen Shop nicht.
3. C&A Kinder
Auch C&A hat offenbar Abstand zu sexistischen Slogans auf ihren Kleidungsstücken genommen und versucht stattdessen die Kids anzuspornen. Bei den Mädchen gibt es hier und da mal Einhörner und ein Shirt mit der Aufschrift „Influencer“, aber der Beruf ist so lukrativ, dass man darüber wohl nicht spotten darf.
4. ZARA Kids
Auch hier kann man nicht direkt meckern. Bei den Mädchen sollen die Slogans vor allem eines: positive Vibes verbreiten: „Love over all“, „Negative? Never“ oder „Let your dreams grow“. Jungs hingegen wird versichert, wie cool sie sind mit „Coolest day ever“, „100 % cool reasons for fun“ oder „I am a creative person“.
Dann gab es da ein paar Sprüche, die gern auch bei dem jeweils anderen Geschlecht hätten genutzt werden dürfen wie etwa „We are heroes from the future“ bei den Mädchen oder „Mistakes are made for learning“ oder „Go one step further“ bei den Jungen.
Ja, auch hier wieder Meckern auf höherem Niveau, aber anstatt Mädchen zu sagen, immer alles positiv zu sehen und zu lächeln, könnte man sie auch ermutigen „strong and bold“ zu sein für ein bisschen weniger Sexismus in unserem Alltag.
5. Mango Kids
Bei den kleineren Mädchen wieder dasselbe Schema „You look amazing“, „Mum’s Favourite“ und andere liebliche Sprüche. Die Jungen sind hingegen wieder laut, stark und mutig. Gähn. Es langweilt. Auch nicht gerade nett, dass in den Jungen Kollektionen nie „Mum’s Favourite“ steht. Und was ist mit dem Vater?
„Save the Planet“ oder „Save the bees“ steht mal wieder nur bei den Jungen. Da freut sich Greta! Man könnte auch diese Klimawandelfakten sehr gut auf Shirts drucken lassen.
6. Ernstings Family
Geht man da noch hin? Zumindest war das der Lieblingsshop meiner Mutter, als ich klein war, also habe ich mal ein Blick darauf geworfen. Ein bisschen negativ fällt mir der Unterschied bei Kleinkindern auf: Jungs haben da Shirts wie „Kleiner Reiseforscher“, „Future: Bio Farmer, Earth Saver, Good Food Producer“ oder „Loud, Wild & Roarsome“ stehen (, was wirklich schön ist!); Mädchen hingegen „Be happy“, „I love my Mum!“ oder „The new one“. Erinnert an das viel geliebte „Lächel doch mal!“
Bei den Teenagern sind Jungs vor allem Surfer, Weltretter oder Skater, die Mädchen sind Pferdenarren, lieben Eis und die Liebe. Naja, das ist wohl eher unterschwelliger Sexismus. Mädchen sind brav und gehorsam, Jungen wild und brechen die Regeln.
Du willst wissen, was eine Feministin wirklich ausmacht? Dann schau mal hier nach…
7. Takko
Mädchen werden von rosa Shirts erschlagen, Jungs von Blauen. Als Teenager gibt es dann mal ein paar gepfefferte Sprüche wie „Break the rules, not hearts“ oder „Own your magic“ für Mädchen. Jungs haben fast ausschließlich Gamer, Playstation und Fortnite Shirts à la „Play to win“, Ja, auf beiden Seiten recht einfallslos.
Fazit: Keine Rulebreaker, aber absolut langweilig!
Alle Shops sind sehr vorsichtig, was offensichtlich sexistische Sprüche angeht. Und das ist nichts, was man loben muss, es ist vielmehr eine Selbstverständlichkeit. Sexismus sollte auf Kinderklamotten, aber auch auf Fashion generell nichts zu suchen haben.
Trotzdem sind die Themen auf T-Shirt Prints ziemlich eintönig und fast überall gleich. Mädchen sind glitzernde Einhörner, Meerjungfrauen, Mamis Lieblings, sollen happy und lovely sein. Jungs hingegen sind laut, frech, Surfer, Skateboarder, Gamer oder Umweltschützer. Bei keinem einzigen Jungenshirt, was ich gesehen habe, stand etwas über sein aussehen. Bei Mädchen schon. Schade. Mehr will ich dazu nicht sagen.
Doch, eines muss noch raus: Natürlich sind hier nicht nur die Läden in der Verantwortung, sondern auch Eltern. Immerhin shoppt ihr für eure Kids. Schaut euch doch das nächste Mal für euer Mädchen auch bei den Jungen um und umgedreht.
Nachhaltiges Spielzeug für die Kleinsten und Kinderbücher für starke Mädchen stellen wir euch hier vor. Übrigens macht es Sinn, dein Kind früh ein Instrument lernen zu lassen.