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Nachhaltige Schuhe: Warum „vegan“ nicht immer die beste Alternative ist

Immer mehr Marken setzen auf nachhaltige Schuhe und verwenden das Label „vegan“. Doch wie vielversprechend sind diese Alternative wirklich?

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© Nike

Ist es eigentlich schädlich jeden Tag Sneaker zu tragen?

Sneaker statt High Heels: Was passiert wirklich, wenn man nur noch Turnschuhe trägt?

So leicht am Fuß, so schwer sind sie für die Umwelt. Turnschuhe sind mittlerweile zu einem Stil-Statement geworden. Was lange Zeit ausschließlich zum Sport getragen wurde, ist heute fast überall salonfähig. Nachhaltige Schuhe sind oftmals jedoch Mangelware.

Das Problem: Sneaker bestehen aus bis zu 40 verschiedenen Komponenten, darunter Plastik, Gummi, Leder, Baumwolle und Metall, die mit synthetischem Klebstoff zusammengehalten werden. Hinzu kommt der Einsatz giftiger Chemikalien, um den Schaumstoff für die Sohlen in Form zu bringen. Die gute Nachricht: Inzwischen hat die Nachhaltigkeitswelle auch die Schuhindustrie erreicht. Immer mehr Marken setzen auf nachhaltige Schuhe, mit dem Ziel, Sneaker und Co. möglichst fair und langlebig herzustellen. Was aber machen nachhaltige Sneaker aus? Und wann solltest du sie wegwerfen, wann behalten?

Nachhaltige Schuhe brauchen Zeit

Der Abrieb von Schuhsohlen gilt als einer der größten Mikroplastik-Verursacher, denn bei jedem Schritt werden kleinste Partikel freigesetzt. Auch wenn sich das Obermaterial weniger stark abnutzt als die Sohlen, kommen bei der Herstellung in der Regel gegerbtes Leder und Gummi zum Einsatz. Nachhaltige Schuhe unterscheiden sich gegenüber konventionellen Sneakern vor allem in der Produktion und den Materialien.

Turnschuhe sind nachhaltig, wenn Transportwege und CO2-Emissionen minimiert, der Wasserverbrauch drastisch gesenkt und möglichst naturbelassene Rohstoffe sowie recyclebare Materialien verwendet werden. Hierzu gehören beispielsweise Bio-Baumwolle, Naturkautschuk und Kork. Des Weiteren ist die Einhaltung sozialer Standards von Bedeutung. Neben der Produktion und den Materialien spielt auch die Langlebigkeit eine entscheidende Rolle. Je länger Schuhe getragen werden, desto geringer der Ressourcenverbrauch und umso weniger Müll entsteht.

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Verwendet wird brasilianische Bio-Baumwolle für den Oberstoff und die Schnürsenkel. Credits: Veja Foto: Veja

Veganes Leder für einen grünen Anstrich

Leder gehört zu den wichtigsten Rohstoffen in der Schuhbranche und hat eine lange Tradition. Für viele Labels ist es ein Zeichen ihrer Handwerkskunst. Der größte Vorteil von Echtleder liegt in seiner Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit. Zudem handelt es sich um ein Naturmaterial, aus Tierhaut gewonnen, das durch verschiedene Gerbverfahren haltbar gemacht wird.

Doch genau hier aber liegt das Problem. Beim Kauf eines Lederprodukts unterstützt du in erster Linie die konventionelle Rinderzucht. Schon lange sind die furchtbaren Zustände, unter denen die Tiere leben und gehäutet werden, bekannt. Für das Gerben von Leder kommen giftige Chemikalien zum Einsatz, die krebserregend sind und Flüsse verschmutzen. Kein Wunder also, dass immer mehr Marken, wie Adidas und Puma, explizit mit lederfreien Modellen werben.

Nachhaltige Schuhe: Ist vegan wirklich die bessere Alternative?

Grundsätzlich gilt: Nicht jedes vegane Ersatzprodukt ist nachhaltig und nicht jedes nachhaltige Produkt ist vegan. Das beste Beispiel hierfür ist veganes Leder, welches einerseits die Achtung der Tierrechte garantiert, anderseits die Umwelt stark belastet. Kunstleder aus Polyester beispielsweise wird aus Erdöl hergestellt, ist nicht abbaubar und hat einen enormen Energieverbrauch.

Dennoch nutzen zahlreiche Unternehmen den nachhaltigen Trend und geben sich einen grünen Anstrich, indem sie ihre Produkte mit „vegan“ kennzeichnen. Auch das Recyceln von Polyester zu Leder ist nicht zwingend nachhaltig, da die Endprodukte aus nicht abbaubarem Polyurethan oder PVC bestehen. Die Verwendung von veganem Leder ist also einer von vielen Schritten, die Schuhherstellung nachhaltiger zu gestalten, allerdings reicht das für eine gute Umweltbilanz noch lange nicht aus.

Noch mehr nachhaltige Fashion-Artikel?

Die nachhaltigste Alternative: Secondhand, fair trade oder recyceln?

Secondhand-Schuhe sind nahezu klimaneutral, da keine neuen Ressourcen benötigt werden. Des Weiteren entfällt der Fertigungsprozess, der oftmals unter widrigen Arbeitsbedingungen erfolgt. Einzig der laufende Betrieb von Secondhand-Shops sowie der Versand bei Bestellungen über Onlineshops sind zu berücksichtigen. Allerdings wird Secondhand-Ware zum Problem, wenn intakte Schuhe im Altkleidercontainer landen und nach Afrika oder Osteuropa exportiert werden. Dort landen sie mangels funktionierender Entsorgungssysteme irgendwann im Meer oder im Straßengraben.

Second Hand Schuhe sind eindeutig nachhaltiger als Schuhe, die man neu kauft. Foto: Helin Loik-Tomson/ Getty Images/iStockphoto

Die Herstellung von Fair-Trade-Schuhen beinhaltet strenge Richtlinien, die ein Label einzuhalten hat. Das beginnt bei der Auswahl der Materialien, geht über die Produktionsabläufe bis hin zum Verkauf und Versand. Nachhaltige Labels besitzen in der Regel zertifizierte Gütesiegel wie das GOTS(Global Organic Textile Standard). Doch auch wenn ein Unternehmen nachhaltig produziert, verbraucht es neue Ressourcen, weshalb Secondhand nach wie vor die umweltfreundlichere Alternative darstellt.

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Was kann man alles aus alten Schuhen noch basteln? Foto: Hana Brannigan via Canva

Ein neuer Trend, der in den letzten Jahren vor allem in der Sneaker-Szene an Bedeutung gewann, ist das sogenannte „Recycling“. In der Schuhherstellung lassen sich zwei Arten von Recycling unterscheiden: Zum einen das Zerlegen von Turnschuhen und die Wiederverwendung der einzelnen Materialien, zum anderen die Herstellung neuer Schuhe aus Abfällen wie Autoreifen und Meeresplastik. Beide Varianten reduzieren den Ressourcenverbrauch gegenüber der Verwendung neuer Rohstoffe.

Damit Schuhe länger leben, sollte man sie hin und wieder imprägnieren. Foto: Dmytro – stock.adobe.com

Zu berücksichtigen ist jedoch die Tatsache, dass sich Turnschuhe, aufgrund der komplexen Mixtur aus Materialien, nur schwer in ihre Einzelteile zerlegen lassen. In den meisten Fällen ist diese Art von Recycling mit einem hohen Aufwand verbunden, der alles andere als wirtschaftlich ist. Ziel sollte es sein, den Schuh von Grund auf so zu konzipieren, dass er nach Rückgabe des Trägers, problemlos zerlegt und wiederverwertet werden kann. Denn: Auch recycelte Materialien benötigen Ressourcen, weshalb der nachhaltigste Sneaker immer noch der ist, der nicht neu produziert wird. Folglich ist die beste Lösung, den Schuh so lange wie möglich zu tragen.

Ein nachhaltiges Statement an unseren Füßen: 4 tolle Brands

Nachhaltige Schuhe haben sich in den letzten Jahren zum absoluten Hype entwickelt. Von Kooperationen großer Markenhersteller bis hin zu kleinen Slow-Fashion-Labels – alle verfolgen dasselbe Ziel: ein nachhaltiges Statement an unseren Füßen. Welche Brands gerade total angesagt sind, zeigen wir dir hier.

1. Nike x Billie Eilish

Zeitlos wie das Nike-Original und dennoch geprägt vom unverkennbaren Billie Eilish Stil: Mit den neuen Air Force 1 Billie setzt die Sängerin in Kooperation mit Nike ein klares, nachhaltiges Statement. Das Obermaterial besteht ausschließlich aus synthetisches Nubuk-Material und die Details des Schuhs zu 100 Prozent aus recyceltem Polyester. „Überall, wo es möglich war, wurden bevorzugt ökologische Materialien verwendet“, so die Sängerin. Die Sneaker sind in der neutral-beigen Farbe „Mushroom“ erhältlich und spiegeln Billies Verbindung zur Natur wider.

Billie Eilish
Die erfolgreiche Musikerin setzt sich öffentlich für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein. Credits: Nike Foto: Nike

2. Saye

„Say Yes“ zu nachhaltigen Materialien und fairen Arbeitsbedingungen. Genau dafür steht das Label aus Barcelona seit 2018 ein. Gegründet von den drei Freunden Marta, Lizzie und Damian hat sich das Label in puncto Nachhaltigkeit weltweit einen Namen gemacht. Das Leder stammt von europäischen Kühen und wird von den Gründern als überflüssiges Abfallprodukt aufgekauft. Die Laufsohle besteht größtenteils aus recycelten Materialien. Die Herstellung erfolgt in Portugal und für jedes verkaufte Paar pflanzt Saye zwei Bäume. Damit beteiligt sich das Label aktiv an Aufforstungsprojekten in Sambia und Indien.

Saye
Produziert wird nur in zertifizierten Fabriken, die auf faire Arbeitsbedingungen setzen. Credits: Saye Foto: Saye

3. Paprcutsa

Nachhaltige Schuhe aus recycelten Plastikmüll, der aus dem Ozean gefischt wurde. Die Sneaker vom Berliner Start-up Paprcuts sind wasserabweisend, atmungsaktiv und für jede Jahreszeit geeignet. Dafür verantwortlich ist das reiß- und wasserfeste Material Tyvek, welches dünn wie Papier und robust wie Echtleder ist. Die Schuhe werden in Portugal unter fairen Arbeitsbedingungen produziert. Die Sohle besteht aus Naturkautschuk, die Kappe an der Vorderseite aus veganem Leder. Für jedes verkaufte Paar pflanzt das Label einen Mangrovenbaum in Bangladesch.

4. Veja

Das französische Label Veja zählt zu einem der bekanntesten nachhaltigen Sneakerbrands überhaupt. Bereits vor 15 Jahren waren die Gründer Sébastien und François-Ghislain in Brasilien, auf der Suche nach fairen Baumwollkooperativen. Mit Erfolg! Heute werden die nachhaltigen Sneaker aus umweltfreundlichen Materialien wie Zuckerrohr, Bananenöl, Reisabfälle und Wildkautschuk hergestellt. Die Rohstoffe stammen aus der Zusammenarbeit mit lokalen Farmern des Amazonasgebiets.

Autorin: Naemi Huet

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