Nach Angaben des UN-Umweltprogramms ist die Fast-Fashion Branche der zweitgrößte Wasserverbraucher, denn sie ist für rund 8–10 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Das ist mehr als alle internationalen Flüge und die Seeschifffahrt zusammen. Wegen dieser Kritik vermarkten viele Fast Fashion Geschäfte ihre Kleidungsware nun als recycelt und nachhaltig. Wir haben uns mal angeschaut, ob das stimmt und ob recycelte Baumwolle eine Lösung ist.
Ist ein nachhaltiges Fast Fashion Modell die Lösung?
Fast Fashion ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für die Menschen. Die Menschen, die in den Fabriken arbeiten, die die Marken beliefern, werden oft ausgebeutet und arbeiten unter schlimmen Bedingungen. Der britische TV-Sender Channel 4 hat kürzlich eine Dokumentation veröffentlicht, in der sie aufdecken, dass die Menschen, die in den Fabriken arbeiten, die das Unternehmen Shein beliefern, um die 0,003 Cent pro Stunde verdienen. Zudem haben diese keine geregelten freien Tage und arbeiten meist um die 75 Stunden die Woche.
Wenn du den Fast-Fashion König Shein noch nicht kennst, kannst du dir hier diesen Bericht der Deutschen Welle anschauen.
Können Fast Fashion Unternehmen nachhaltig sein?
Das eigentliche Geschäftsmodell von Fast Fashion kann eigentlich nicht nachhaltig sein. Drei Wege, wie diese nachhaltiger sein können, ist unter anderem eine gewisse Transparenz über ihre Lieferketten, das Zusammenarbeiten mit nachhaltigen Markenpartnern zusammen, umweltfreundliche Verpackungen und das Wechseln zu einem Anbieter mit erneuerbaren Energien.
Wenn wir durch die Einkaufszentren gehen und uns Kleidungsstücke in den herkömmlichen Läden anschauen, sieht man schnell die Label, dass viele Teile recycelt sind. Stimmt das wirklich? Nicht wirklich. Hier begehen die Marken den Trick namens Greenwashing. Greenwashing ist irreführendes Marketing, das dazu dient, ein Unternehmen oder ein Produkt als nachhaltig und umweltfreundlich darzustellen. Diese Praxis kann Naturbilder, vage Behauptungen oder ungeprüfte Etiketten beinhalten. Die Modeindustrie ist ein Paradebeispiel für Greenwashing, insbesondere Fast Fashion.
Auch hierzu kannst du dir eine Doku der Deutschen Welle anschauen.
Aber was ist recycelte Baumwolle eigentlich?
Unsere Kleidung besteht zumeist aus Mischgewebe. Zur Baumwolle gesellen sich eine Menge zusätzliche Materialien, wie zum Beispiel Polyester. Polyester ist übrigens nicht biologisch abbaubar. Es kann also bis zu Tausende von Jahren dauern, bis es sich in den Ozeanen zersetzt. Polyesterkleidung erzeugt riesige Mengen an Abfall und verschmutzt Luft, Boden und Wasser mit Mikrofasern aus Kunststoff und gefährlichen Chemikalien
Das macht das Recyceln von Klamotten schwierig. Deswegen wird Baumwollkleidung – getragen oder nicht getragen – am Ende größtenteils verbrannt. Jetzt ist erstmals eine kleine Recycling-Revolution geglückt: Forscher:innen ist es gelungen, recycelte Baumwolle herzustellen.
Recycelte Baumwolle spart Ressourcen
Üblicherweise wird bei der Kleidungsproduktion Zellstoff aus Holz zu Textilfasern, beziehungsweise Viskosefasern, verarbeitet. Das Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung in Potsdam hat im Auftrag des schwedischen Unternehmens re:newcell, das sich auf nachhaltige Kleidung spezialisiert hat, ein Verfahren entwickelt, mit dem die verschiedenen Fasern in der Kleidung getrennt werden können. Der reine Baumwoll-Zellstoff kann so zu Viskosefasern weiterverarbeitet werden.
Was ist daran besonders nachhaltig?
Viskose ist erst einmal ein pflegeleichter, robuster und feuchtigkeitsregulierender Stoff. Die von den Forschern hergestellten Viskosefasern bestehen aus reiner Zellulose, der Basis von Viskose, der normalerweise aus dem Holz von Buchen, Fichten, Bambus oder Eukalyptus gewonnen wird. Erst durch den Zusatz von chemischen Mitteln wird daraus ein synthetischer Stoff.
Reine Zellulose verrottet und trägt damit nicht zur Mikroplastik-Verschmutzung bei, ganz im Gegensatz zu Polyester. Die Erdöl-basierten Fasern nehmen immer noch gut 60 % des Weltmarktes ein.
Laut den Forschern lässt sich die recycelte Naturfaser-Baumwolle als alternative Zellstoff-Basis etablieren und auch in der Massenproduktion einsetzen. Ob die Fast Fashion-Industrie endlich schrumpft, wird sich zeigen. Zumindest treibt es die nachhaltigen Entwicklungen in der Modeindustrie an und die Hoffnung lebt, dass die Greenpeace-Studie das nächste Mal nicht mehr ganz so dramatisch ausfällt.
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Ist recycelte Baumwolle die Rettung für Fast Fashion und unseren Planeten?
Recycelte Baumwolle könnte ein Anfang sein, unsere Kleidung nachhaltiger zu gestalten. Wenn wir uns allerdings das Modell Shein nochmal anschauen, kann man sagen, dass in der Menge und zu dem Preis, bei dem die Kleidung hergestellt wird, recycelte Baumwolle keine Rolle spielen wird. Kleidung aus recycelter Baumwolle wird wahrscheinlich teurer als 2 € pro Oberteil und kann nicht in den Maßen hergestellt werden. Genau wie bei anderen nachhaltigen Alternativen ist eine gute Idee, solange sie auch von den großen Unternehmen übernommen wird.