1959 kam die erste Barbie auf den Markt. Sie war weiß, blond, sehr schlank und trägt einen gestreiften Badeanzug. Damit entspricht sie relativ genau dem Frauenbild, das Anfang der 60er-Jahre in Deutschland herrschte.
Eine Zeit, in der in einem Dr. Oetker Werbespot der geistreiche Satz fiel: “Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?” Was die neue Barbie wohl dazu sagen würde?
Dabei war die 60er-Jahre Barbie gar nicht so unemanzipiert, wie man glauben mag. Immerhin war sie berufstätig: Sie war Ärztin, Astronautin und US-Präsidentschaftskandidatin – und damit ihrer Zeit weit voraus. Aber es waren nur ihre Outfits, die variierten. Die Puppe darin war immer gleich: weiß und unverschämt dünn. Die neue Barbie soll nun mehr Diversität repräsentieren.
Die neue Barbie im Wandel der Zeiten
Es ist schwer zu glauben, dass die Entscheidung für mehr Formen und Farben in der Barbiewelt eine echte Herzenssache des Herstellers Mattel war. Wahrscheinlicher ist, dass die Entwicklung der neuen Barbie aus ähnlichen Marketingstrategien resultiert wie die Tatsache, dass man es bei Germany’s Next Topmodel inzwischen auch (oder gerade deshalb) als Curvy Model in die nächste Runde schafft.
Dennoch ist es ein gutes Zeichen, dass sich auch ein Riesenkonzern wie Mattel dem Wandel der Zeit anpassen muss. Es lief nicht gut für Barbie in den Jahren 2013 und 2014. Die Absätze fielen und bald war klar: Eine neue Barbie muss her! Eine, von der sich alle Kinder repräsentiert fühlen, nicht nur die dünnen, blonden.
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Barbie war alles, was wir sein sollten, aber nicht sein wollten.
Weiß & dünn verkauft sich gut
Dennoch bleibt Kritik an der neuen Barbie. Zwar ist sie jetzt auch mal schwarz, mal kleiner, mal curvy. Aber schaut man sich in den Spielwarenabteilungen mal um, dominieren noch immer deutlich die blonden Puppen mit Wespentaille. Feminist:nnen und Forscher:nnen warnen seit Jahren davor, einem Kind solch unrealistische Körpermaße als Ideal zu präsentieren.
Und trotzdem kaufen Eltern weiterhin die klassische Barbie für ihre Kinder. Gibt man bei Amazon „Barbie“ ein, wird man von Pink, Glitzer und langen blonden Haaren förmlich erschlagen. Die bestverkaufte Barbie 2019 trägt den kreativen Namen „Dreamtopia Regenbogenlicht Meerjungfrau Puppe“. Sie ist weiß, blond, dünn, mit Krönchen. Wo sind sie denn nun, die neuen Barbies?
- Hier kannst du die neuen Barbies auf Amazon shoppen.?
Zugegeben, man muss ein wenig durch Amazon scrollen oder größere Spielwarenläden aufsuchen, um die neue Barbie zu finden – aber es ist durchaus möglich. Und seit es die „Sheroe“- Barbies gibt, mit der weibliche Vorbilder gefeiert werden sollen, kann man sich sogar Frida Kahlo ins Barbie- Traumhaus setzen.
Alle Farben & Formen: Her mit den neuen Barbies!
Die Firma Mattel hat getan, was sie tun musste. Sie hat der neuen Barbie neue Hautfarben gegeben, neue Körperformen, hat sie in den Rollstuhl gesetzt und ihr ein Prothesenbein verpasst.
Neue Barbies 2022: Endlich mehr Diversity bei Barbie und Ken
Eine Barbie mit Hörgerät, ein Ken mit Hauterkrankung: Die Spielwarenfirma Mattel hat ihre neuen Barbie-und-Ken-Modelle für 2022 präsentiert. Dabei sind einige neue, inklusivere Puppen.
- eine Barbie-Puppe mit einem Hörgerät
- eine Ken-Puppe mit der Pigmentstörung Vitiligo
- schmächtigere und weniger muskulöse Ken-Puppen
Mattel, der Hersteller von Barbie- und Ken-Puppen, möchte mit den neuen Modellen die Diversität der Gesellschaft für Kinder greifbarer machen. Außerdem sollen sich mehr Menschen mit den Puppen identifizieren können. Die Puppen sind seit Juni 2022 erhältlich.
Vorbilder schaffen
Die neuen Barbies wollen nicht nur das Verständnis von Körperdiversität Kindern näher bringen, sondern auch Vorbilder schaffen. Mit der Serie „Inspiring Women„, sollen unglaubliche Heldinnen ihrer Zeit gewürdigt werden. So werden mutige Frauen, die Risiken eingingen, Regeln änderten und den Weg für Generationen von Mädchen ebneten, in die Welt der Barbies mit aufgenommen.
In Anerkennung ihres jahrzehntelangen Engagements, ihrer bahnbrechenden Forschung und ihrer heldenhaften Leistungen als Naturschützerin wurde Dr. Jane Goodball nun in eine Barbie und gleichzeitig in eine Identifikationsfigur von Kindern verwandelt.
Neue Welt, neue Barbies
Es gibt durchaus Grund zum Optimismus: „Das Engagement von Barbie hinsichtlich größerer Vielfalt und Integration findet positive Resonanz. Mehr als die Hälfte aller im letzten Jahr weltweit verkauften Puppen waren Diversity-Puppen. Von den zehn meistverkauften Puppen waren sieben divers – einschließlich der Rollstuhl-Puppe.“, schreibt Mattel in einer Pressemitteilung.
Diese Zahlen zeigen, dass die Welt durchaus bereit ist, Frauen so zu sehen und zu repräsentieren wie sie sind und nicht, wie die Werbe- und Modeindustrie sie jahrzehntelang versucht hat, darzustellen. Bei solchen Verkaufserfolgen der neuen Barbie weltweit stellt sich nur die Frage, wieso die offensichtlich hohe Nachfrage weder in den deutschen Amazon-Trends, noch in den Verkaufsregalen zu sehen ist.
Es ist also auch an den Eltern, ihren Kindern aufzuzeigen, wie groß ihre Auswahl tatsächlich ist – wie groß diese Welt tatsächlich ist. Ein kleiner Blick über den Tellerrand bzw. über das erstbeste Spielzeugregal zeigt, dass die neue Barbie auch bei uns angekommen ist. Und mit ihr ein Frauenbild, dass sich Dr. Oetker im Jahr 1954 niemals hätte träumen lassen.
Es ist noch einiges zu tun, für die Barbie der Zukunft.
Das ist aber noch nicht genug – auch bei den neuen Modellen sind immer noch fast ausschließlich extrem schlanke Puppen vertreten. Dabei gibt es in der Realität noch zahlreiche weitere Körpertypen, die auch repräsentiert werden sollten.
Mattel hatte im Jahr 2016 bereits eine kurvige und auch eine kleinere Puppe sowie sieben verschiedene Hauttöne auf den Markt gebracht, die von den Medien zunächst sehr positiv rezipiert wurden. Es zeigte sich jedoch, dass die „Curvy“ Barbie (die in „echt“ wohl gerade mal einer Kleidergöße 34 bis 36 entsprechen würde) nicht gut angenommen wurde von Kund:innen – ein Hinweis darauf, wie früh sich gesellschaftliche Normen in unseren Köpfen festsetzen. Dazu haben auch Spielwarenhersteller in der Vergangenheit beigetragen. Umso wichtiger ist es, dass sie heute ihrer Verantwortung gerecht werden und ein vielseitigeres Körperbild vermitteln.