Eine Kastration ist ein irreversibler Eingriff. Das bedeutet, dass dieser nicht einfach so rückgängig gemacht werden kann – ist dein Hund einmal kastriert, bleibt das auch für immer so. Viele Menschen scheuen sich deshalb vor diesem großen Schritt und der Vollnarkose, die mit der OP einher kommt. Aufgrund dessen wird sich immer häufiger für eine chemische Kastration beim Hund entschieden. Doch was genau steckt hinter dieser und welche Risiken sollte man hierbei kennen? Wir haben uns schlaugemacht.
Unsere Autorin Anika ist mit ihrem Hund Sherlock das Dream-Team schlechthin. Alle Tipps und Tricks, die Anika in ihren Artikeln gibt, sind deshalb Hunde-approved und vorher gemeinsam mit Sherlock ausprobiert worden.
Alles zum Thema „chemische Kastration Hund“:
Chemische Kastration beim Hund: Was versteht man darunter?
Eine chemische Kastration beim Hund ist sozusagen eine zeitlich begrenzte Unfruchtbarkeit von Rüden, welche mithilfe eines Hormon-Implantats, dem sogenannten Kastrations-Chip, herbeigeführt wird. Die Kastration ist demnach kein großer, operativer Eingriff, sondern wird durch die chemischen Stoffe innerhalb des Chips ausgelöst.
Der Chip wird vom Tierarzt oder der Tierärztin mithilfe einer Kanüle zwischen die Schulterblätter injiziert. Der enthaltene Wirkstoff Deslorelin (GnRH-Analogon) löst dann die chemische Kastration aus. Die Substanz ahmt hierbei die dauerhafte Gabe kleiner Mengen des Hormons GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) nach, welches der Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) natürlicherweise bildet.
Somit werden die Bodenstoffe gehemmt, die für die Bildung des Sexualhormons Testosteron benötigt werden. Zudem wird auch die Aktivität der Keimdrüsen (welche sich beim Rüden in den Hoden befinden) gemindert.
Ab wann wirkt die chemische Kastration beim Hund?
Die Frage, die sich nun vielleicht viele Hundebesitzer:innen stellen: Wann wirkt die chemische Kastration? Kann man direkt mit Veränderungen im Verhalten des Hundes rechnen? In der Regel setzt die volle Wirkung des Chips bei Rüden etwa vier bis sechs Wochen nach dem Einsetzen des Implantats ein. Die Hoden werden kleiner und bilden keine Spermien mehr.
Allerdings können sich in den Nebenhoden noch Spermien befinden. Mit einer Zeugungsunfähigkeit solltest du deshalb erst nach sechs bis acht Wochen rechnen. Zu diesem Zeitpunkt sollte dein Rüde auch kein ausgeprägtes Sexualverhalten mehr zeigen.
Übrigens: Momentan existieren auf dem Markt zwei verschiedene Präparate des Kastrationschips. Das 4,7 Milligramm Präparat sorgt für eine chemische Kastration von über sechs Monaten, das 9,4 Milligramm Präparat kann ganze zwölf Monate halten.
Wie wirkt sich die chemische Kastration auf Rüden aus?
Eine weitere brennende Frage vieler Hundebesitzer:innen: Was bringt die chemische Kastration meinem Rüden? Viele Halter:innen erhoffen sich, dass ihr Vierbeiner durch eine allgemeine Kastration ruhiger wird und einfacher zu erziehen ist. Allerdings ist es mittlerweile bewiesen, dass viele unerwünschte Verhaltensweisen wie ein stark ausgeprägter Jagdtrieb oder territoriales Verhalten gar nicht auf die Sexualhormone zurückzuführen sind.
Natürlich kann die Pubertät dafür verantwortlich sein, dass dein Hund Probleme bekommt; das möchten wir in diesem Zusammenhang gar nicht ausschließen. Wichtig ist es, dass du dich vorher mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin zusammensetzt und die „Probleme“, die du mit deinem Hund hast, durchgehst. Die tiermedizinische Hilfe kann dir sicherlich helfen, herauszufinden, ob eine chemische Kastration, welche dafür sorgen kann, dass dein Hund durchaus ruhiger wird und nicht mehr so viel Freude am Sexualtrieb hat, das Richtige für dich ist.
Chemische Kastration für Hunde: Welche Vor- und Nachteile gibt es?
Wie bei vielen Dingen birgt auch die chemische Kastration einige Risiken. Allerdings gibt es auch eine Menge Vorteile zu verzeichnen. Wir haben dir tabellarisch die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick zusammengestellt:
Vorteile einer chemischen Kastration | Nachteile einer chemischen Kastration |
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„Kastration auf Probe“; Auswirkungen der Kastration können ohne irreversible Schäden ausprobiert werden | Einstichstelle kann anschwellen und erröten |
Chip kann beliebig häufig eingesetzt werden | Auftreten von seltenen Nebenwirkungen wie Haarausfall und Veränderungen des Fells, sowie Harninkontinenz und Verhaltensänderungen (Aggressionen, Angst etc.) |
Chip wird ohne großen Aufwand und OP eingesetzt | Wirkstoff kann den Appetit des Rüden steigern; ungewollte Gewichtszunahme |
Implantation des Chips ist für den Rüden schmerzfrei | in seltenen Fällen: keine Wirkung des Kastrationschips, wenn er nicht unter der Haut, sondern nur im Fettgewebe sitzt |
keine Notwendigkeit der Narkose, die weitere Risiken birgt | Präparate nicht für Rüden unter zehn und über 40 Kilogramm Körpergewicht geeignet; unvorhersehbare verkürzte oder verlängerte Wirkdauer möglich |
Wann setzt man den Kastrationschip ein & wie viel kostet er?
Wenn du dich für eine chemische Kastration deines Hundes entscheidest, solltest du diese erst ab sieben Lebensmonaten durchführen lassen. Wenn du merkst, dass die Wirkung langsam nachlässt, kannst du dir überlegen, ob du den Chip erneuern möchtest oder dich für eine endgültige Kastration entscheidest.
Gewusst? Durch die chemische Kastration werden die Hoden kleiner, was es dem Tierarzt oder der Tierärztin erleichtert, die Hoden bei einer operativen Kastration zu entfernen. Wenn du zu lange nach der chemischen Kastration wartest, wachsen die Hoden wieder und dein Hund könnte unter Hormonschwankungen leiden.
Die Kosten des Kastrationschips liegen zwischen 100 Euro (sechs Monate) und 175 Euro (zwölf Monate). Wie viel eine chirurgische Kastration im Gegensatz dazu kostet, kannst du hier nachlesen: Hund: Wie viel kostet eigentlich eine Kastration?
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