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Kinderwunschbehandlung: „Ohne Unsicherheit und Ängste geht es nicht“

Es gibt keine Garantie dafür, dass jede Frau, die auf Verhütungsmethoden verzichtet, sofort schwanger wird. Die Zeit, bis der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, kann variieren und manchmal bleibt er negativ, egal wie lange man wartet.

WIeder nicht schwanger. Der Weg zum Wunschkind kann lang und zermürbend sein. Wie sich das anfühlt und welche Möglichkeiten es gibt. EIn Interview.
© DavidPrado - stock.adobe.com

Der Weg zum Wunschkind: Das solltest du wissen

Über die Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten künstlicher Befruchtung sprachen wir mit der Ärztin und Influencerin Sarah Plack, die ihre eigene Kinderwunschreise auf ihrem babybauchblog ganz offen teilt.

Es gibt viele Gründe für eine ausbleibende Schwangerschaft. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist oft auf genetische oder krankheitsbedingte Ursachen zurückzuführen und unbedingt von einem Arzt oder Ärztin festzustellen. 

Trotzdem ist es wichtig, nicht den Glauben und die Zuversicht zu verlieren. Denn es gibt ihn unter Umständen doch, den Weg zum Wunschkind. wmn hat mit der Ärztin und Influencerin Sarah Plack, die ihre eigene Kinderwunschreise auf ihrem babybauchblog ganz offen teilt, über die Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten künstlicher Befruchtung gesprochen.

Das Video dazu findet ihr oben. Das schriftliche Interview wurde gekürzt.

„Tatsächlich hat meine Kinderwunsch-Reise länger gedauert“

Welche Bedeutung hat es für dich, deine persönlichen Erfahrungen mit anderen zu teilen?
Für mich war es super hilfreich, meine Erfahrungen mit anderen online teilen zu können. Das habe ich am Anfang gar nicht so erwartet, weil ich dachte, ich funke da raus in die Welt. Aber tatsächlich kam super viel zurück, weil ich gesehen habe, dass es anderen in der Situation auch weiterhilft.

Welche Herausforderungen hattest du auf deiner Reise und wie bist du damit umgegangen?
Also tatsächlich hat meine Kinderwunsch-Reise länger gedauert, als ich erwartet habe und sie hat auch einige Rückschläge gehabt. Also das allererste war glaube ich, meine erste Fehlgeburt. In der neunten Woche. Und leider ist es auch nicht bei einer Fehlgeburt geblieben. Und dann haben wir auch noch rausgefunden, dass unsere Wahrscheinlichkeit für eine natürliche Schwangerschaft im niedrigen einstelligen Prozentbereich lag. Und dann ging es in die Kinderwunsch-Klinik und auch da ging es nicht gleich beim ersten Mal gut.

Influencerin Sarah Plack mit Mann und Kind. Credit: Anita Kozlowska

„Ich war auf meinen Körper sauer“


Und wie bist du damit umgegangen?
Also für mich war es am Anfang natürlich schon erst mal auch ganz schön schockierend zu sehen, dass meine ganzen Annahmen meiner Superfertilität (Anm. d. Red.: Fruchtbarkeit) irgendwie total daneben waren. Ich war auf meinen Körper sauer, dass der es nicht schafft schwanger zu werden, und dass er es nicht schafft ein Kind in meinem Körper am Leben zu halten.

Was hast du dann gemacht?
Wir haben uns relativ früh Unterstützung gesucht und haben schon sehr früh versucht, Diagnostik zu betreiben.
Also bei uns hat sich dann relativ schnell rausgestellt, dass es tatsächlich mehr an meinem Mann liegt, dass er einfach ein eingeschränktes Spermium hatte. Und daraufhin war dann für uns auch relativ schnell klar, dass es bei uns eigentlich auf eine künstliche Befruchtung hinausläuft. Und zwar auch gleich auf die ICSI – eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Und dann mussten wir uns darauf vorbereiten, dass es für die Krankenkassen alles passt. Jeder, der sich schon mal mit künstlicher Befruchtung beschäftigt hat, weiß, das ist leider sehr kostenintensiv.

„Es ist extrem psychisch belastend“


Welche Unterstützung hast du denn während dieser Zeit erhalten und wo?

Also für mich war es in der Kinderwunsch-Zeit, eine der absolut wichtigsten Sachen, nicht allein zu sein. Es ist extrem psychisch belastend. Man kann sich das oft gar nicht vorstellen, wenn einem das selber nicht passiert ist. Wie sehr plötzlich alles nur noch darum geht.
Hoffen, warten. Man wartet konstant auf etwas, was passiert oder nicht passiert.

Was möchtest du denn anderen Frauen mitgeben, die ähnliche Erfahrungen machen oder gemacht haben?
Kinderwunsch ist ein riesiges Tabuthema. Immer noch. Es wird viel zu wenig darüber geredet und viele gehen ganz, ganz alleine dadurch. Das muss nicht sein. Sich Hilfe zu holen psychologisch durch andere, selbst Betroffene, und auch medizinischen Support. Sich nicht so komplett zu ergeben, sondern aktiv mitzugestalten und sich Mitstreiter zu suchen, ist ebenso wichtig.

Welche Rolle spielt Offenheit und Ehrlichkeit?
Also ich bin ja tatsächlich immer sehr offen und ehrlich mit den ganzen Themen umgegangen, die mir passiert sind. Und ich habe auch sehr, sehr viele Emotionen geteilt. Oder auch das Thema, dass ich mir psychologische Hilfe gesucht habe. Ich habe meine guten und meine schlechten Momente gehabt. Bei denen ich gesagt habe, ich pack das an! Und welche, in denen ich einfach nur verzweifelt war und mich gefragt habe: Werde ich jemals Mama?

„Eine Kinderwunsch-Reise ohne Unsicherheit und Ängste gibt es nicht“


Wie gehst du mit Unsicherheiten oder Ängsten um?

Also ich glaube eine Kinderwunsch-Reise ohne Unsicherheit und Ängste gibt es einfach gar nicht. Es fängt an mit den Zweifeln am eigenen Körper. Den glaube ich sowohl alle Frauen als auch Männer, die irgendwie da betroffen sind, in einem gewissen Ausmaß erleben.
Angst hat mich nach den Fehlgeburten in meiner Schwangerschaft mit Luisa, also meiner Tochter, sehr, sehr lange begleitet. Und das bin ich auch. Ich habe sie bekämpft, aber ich bin sie nie ganz losgeworden. Und auch jetzt, in meiner zweiten Schwangerschaft hat Angst immer noch am Anfang eine große Rolle gespielt.

Welche Hoffnung möchtest du anderen Frauen geben, die noch auf ihrem Weg sind?
Ich glaube, eine Sache, die unterschätzt wird, ist, wie sehr es dann doch am Ende bei vielen klappt und wie sehr es sich lohnt weiterzukämpfen, solange man die Energie dafür hat. Da gibt es natürlich einmal die ganz nüchternen Zahlen, die man auch im deutschen Register nachlesen kann, wo man dann sieht, dass auch bei der vierten künstlichen Befruchtung die Wahrscheinlichkeit noch nicht herabgesetzt ist.
Gleichzeitig darf man natürlich auch nicht vergessen, dass es einen Teil geben wird, der aus diesem Kinderwunsch am Ende ohne Kind rausgeht. Aber es sind wenige und häufig ist es dann auch eine Entscheidung zu sagen, ich möchte nicht mehr weiterkämpfen, aber solange man die Energie hat, habe ich einfach auch selber so viele Erfolge miterlebt.
Ich persönlich würde sagen, es lohnt sich immer weiterzukämpfen, weil die Chancen immer noch da sind.

„Es lohnt sich immer weiterzukämpfen“


Was sind die größten Missverständnisse oder Vorurteile, denen du auf deiner Reise begegnet bist?
Nur weil es biologisch nicht sofort funktioniert, heißt das nicht, dass die Kinder, die aus einer Kinderwunschbehandlung entstehen, irgendwie weniger gesund sind. Das werde ich tatsächlich oft gefragt, ob da jetzt das Risiko höher ist für Fehlbildungen, gerade wenn es Richtung künstliche Befruchtung geht. Und die gute Nachricht ist, statistisch gesehen sind die Unterschiede, die man da erkennen kann, wirklich minimal.

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