Für die meisten ist dies keine Überraschung mehr: Einer jüngsten Umfrage zufolge sehen sich rund 32 Prozent der Befragten in Deutschland als psychisch krank an. Und gerade bei jungen Frauen ist die Zahl sogar noch höher. Dabei diagnostizieren sie offenbar besonders eine Form der psychischen Erkrankung. Hier erfährst du, welche Erkrankung das ist und was die Hintergründe der psychischen Probleme sind.
Online-Umfrage zeigt: So viele Menschen haben psychische Probleme
Rund ein Drittel der Teilnehmer einer repräsentativen Online-Umfrage in Deutschland hat sich als psychisch erkrankt bezeichnet. Besonders häufig gaben die erwachsenen Befragten an, an Depressionen zu leiden (21 Prozent), wie aus Daten des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervorgeht, die im Auftrag des Versicherungskonzerns AXA erhoben worden waren.
Insgesamt erklärten rund 32 Prozent der Befragten, dass sie unter Depressionen, einer Angststörung, Essstörung, Zwangsneurose oder anderen psychischen Erkrankungen leiden, teilte AXA mit. Insbesondere junge Frauen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren hätten häufig angegeben, aktuell psychisch erkrankt zu sein (41 Prozent). Insgesamt wurden im vergangenen Herbst 2000 Menschen zwischen 18 und 74 Jahren in Deutschland befragt. Nach einer repräsentativen Untersuchung aus dem Jahr 2014 seien in Deutschland rund 28 Prozent der Bevölkerung binnen eines Jahres psychisch erkrankt. Bei jungen Frauen seien es sogar 43 Prozent gewesen.
- Mehr zum Thema Psyche:
- Psychische Probleme bei jedem fünften Coronapatienten entdeckt
- Experte erklärt: Warum Angststörungen jeden treffen können
- Diese Krankheit wird oft mit Depressionen verwechselt – und falsch behandelt
Aus welchen Gründen fühlen sich die Menschen so?
Für Expert:innen und Psycholog:innen sei diese Entwicklung allerdings andere als überraschend, so berichten sie gegenüber NTV. Denn die steigenden Preise durch die Inflation, sowie der Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Klimawandel drücken den Menschen aufs Gemüt. Für den AXA Mental Health Report 2023 wurden die Teilnehmer zudem gefragt, welche Faktoren sich schlecht auf ihr emotionales Wohlbefinden auswirken. Dazu gehören demnach steigende Preise und Lebenshaltungskosten (89 Prozent), Krieg (81 Prozent), Wirtschaft (76 Prozent) und Klimawandel (67 Prozent).
In der Altersgruppe der zwischen 18- und 24-Jährigen wurden als wichtige Einflussfaktoren für die emotionale Verfassung auch das eigene Körperbild sowie gesellschaftliche Erwartungen (jeweils 75 Prozent) genannt. Knapp zwei Drittel der jungen Erwachsenen sagten, dass die sozialen Medien sowie ständige Erreichbarkeit im Internet die emotionale Verfassung negativ beeinflusse. Gerade im beruflichen Kontext ist die ständige Erreichbarkeit neben der privaten eine Belastung. So fühlen sich viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland durch immer längere Arbeitswege, ständige Erreichbarkeit und Überstunden überlastet. Psychische Beschwerden sind laut dem Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) häufig die Folge.
Psychische Probleme: Selbstdiagnosen steigen an
Außerdem sagen die Expert:innen, dass es dabei mehr um die jüngere Generation gehe. Diese stelle auch durch das Internet schneller Selbstdiagnosen. Denn sobald sie Symptome erkennen, schlagen sie diese im Internet oder auf Plattformen wie TikTok nach und erhalten so mögliche Diagnosen. Das sieht man außerdem daran, dass viele Patient:innen laut Angaben der behandelnden Ärt:innen mit der Begründung sie haben ihre Diagnose auf TikTok bestätigen lassen, in die Sprechstunde kämen. In manchen Fällen können diese TikToks zur Aufklärung und vor allem zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen dienen.
Gerade bei der Krankheit ADHS würde dies sehr häufig auftreten. Ungefährlich sei dies nicht, da die Informationen auf TikTok meistens nicht ausreichend sind, um eine Diagnose zu stellen. Deshalb sei es laut ihnen unheimlich wichtig, die Richtigkeit der Angaben zu prüfen. Weitere Studien und Prüfungen stünden laut den Expert:innen noch an. Nur dadurch könne man den Einfluss von Dingen wie dem Klimawandel auf die Psyche richtig bestätigen.
Feststeht: Viele Menschen aus den gerade jüngeren Generationen fühlen sich nicht psychisch gesund. Laut Angaben der Expert:innen sei dies nicht verwunderlich und dennoch besorgniserregend. Es sei abzuwarten, wie sich die Zusammenhänge und tatsächlichen psychischen Krankheitsfälle in der nächsten Zeit wissenschaftlich untersuchen lassen.