Handeln oder Feilschen können wir in Deutschland einfach nicht gut. Irgendwie gehört es nicht zu unserer Kultur und klingt deshalb immer etwas kläglich, wenn es doch mal jemand versucht. Dabei kann dir das Verhandeln große Vorteile bescheren und ist, zur Überraschung vieler, auch durchaus erlaubt. In welchen Situation, du die Preise verhandeln kannst, erfährst du hier.
Preise verhandeln: Woher kommt das Feilschen?
So wenig Tradition das Feilschen in Deutschland hat, so groß ist der Brauch in arabischen Ländern. Während bei uns gilt, dass der Verkäufer gefälligst einen anständigen Preis einfordern soll, gilt in Ländern wie der Türkei, Marokko oder Tunesien, dass jede:r für sein/ihr eigenes Wohl verantwortlich ist und den besten Preis selbst verhandeln muss. Aber auch in anderen europäischen Ländern, hat das Feilschen deutlich mehr Tradition als bei uns. Auf Flohmärkten in Amsterdam, Paris und Brüssel geht es nicht ohne. Und warum auch? Wenn das Verhandeln um den Preis gang und gäbe ist, wärst du doch schön blöd nicht mitzumachen …
Ist Feilschen in Deutschland erlaubt?
Viele Menschen wissen nicht, dass Feilschen in Deutschland erlaubt ist. Seit 2001 das Rabattgesetz abgeschafft wurde, steht im Prinzip Tür und Tor zum Verhandeln offen. Jedoch ist es einfach nicht üblich. Viele Verkäufer:innen wissen nicht, wie sie mit Verhandlungen umgehen sollen oder dürfen nichts ohne die Einverständnis von ihrer/ihrem Chef:in entscheiden.
Wir stellen dir dennoch drei Situationen vor, in denen sich auch in Deutschland das Verhandeln von Preisen durchaus lohnen kann.
1. Im Möbel- oder Elektronikgeschäft
Grundsätzlich gilt: Je teurer das Produkt, desto besser stehen deine Chancen, dass auf das Feilschen eingegangen wird. Denn wenn der Preis hoch ist, hat der/die Verkäufer:in eine höhere Gewinnmarge. Wenn du dir also beispielsweise einen teuren Laptop oder ein neues Bett kaufen möchtest, solltest du vorher gut recherchieren, für viel du dieses Produkt woanders bekommen könntest. Wenn du den/die Verkäufer:in damit konfrontierst, könntest du Glück haben, dass ihr euch auf diesen Preis einigt.
Übrigens: Bei Ketten wie Saturn und Douglas bekommst du immer den Online-Preis, wenn dieser günstiger sein sollte. Fielmann geht noch einen Schritt weiter. Wenn du auch sechs Wochen nach dem Kauf dasselbe Produkt bei der Konkurrenz günstiger findest, kannst du zu Fielmann zurückgehen und bekommst du bei der Konkurrenz gesehenen Preis minus zehn Prozent bei Fielmann. Verrückt!
2. Im Kleidungsgeschäft
Meistens ziehst du bei Preisverhandlungen im Kleidungsgeschäft den Kürzeren. Sobald es sich um Ketten handelt, müssen sich die Verkäufer:innen an die Preise halten und dürfen nicht eigenständig Rabatte verteilen. Was du jedoch versuchen kannst, ist um Auslaufmodelle und Teile mit kleinen Makeln zu feilschen. Wenn sich eine Naht schon löst oder ein hartnäckiger Fleck zu sehen ist, kannst du um einen Preisnachlass bitten. Manchmal lassen sich Verkäufer:innen darauf ein, weil sie das Produkt sonst wahrscheinlich gar nicht mehr loswerden würden.
3. Auf dem Wochenmarkt
Den größten Erfolg im Handeln und Feilschen wirst du wahrscheinlich auf dem Wochenmarkt haben. Dort ist es auch in Deutschland am verbreitetsten und die Verkäufer:innen sind darauf eingestellt. Besonders Erfolgs-trächtig werden deine Verhandlungen, wenn du eine große Menge kaufst. Oftmals wird dann nicht jeder Preis penibel zusammengerechnet, sondern es wird darauf eingegangen, wenn du vorschlägst „Alles für 20 €?“
Wichtig beim Feilschen ist allerdings auch, zu wissen, wann Schluss ist. Wenn du für gute Qualität nur einen Spottpreis bezahlen willst, respektierst du den/die Verkäufer:in nicht und das kommt logischerweise gar nicht gut an.
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