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Hochzeitsfotos: Warum du nie beim Fotografen sparen solltest

Hochzeitsfotos sind wohl das wichtigste Andenken an den großen Tag. Fotografin Sophie Weise erzählt uns, wie du am besten einen Profi findest.

So findest du einen Profi
Natürlich &, ungekünstelt: Fotografin Sophie Weise möchte, dass ihre Hochzeitsfotos authentisch sind. Foto: Ganz in Weise /

Kleid, Anzug, Location, Hotel, DJ, Catering, Friseur – Wer zum ersten Mal recherchiert, was eine Hochzeit überhaupt kostet, ist oft geschockt. Viele sparen dann am falschen Ende und glauben, dass die Hochzeitsfotos auch von Onkel Günther oder der Bekannten Claudia geknipst werden können. So schwer kann das ja nicht sein. Eine Kamera haben sie ja schließlich.

Für Hochzeitsfotos gibt es keine zweite Chance

Das böse Erwachen kommt dann meistens erst, wenn die Bilder nach dem großen Tag gesichtet werden. Doch dann ist es zu spät. Für eine Hochzeit gibt es keine zweite Chance auf schöne Bilder. Das findet auch Sophie Weise. Seit über 15 Jahren arbeitet sie als Fotografin und hat jede Menge Hochzeiten begleiten dürfen und shootet vor allem natürliche, ungestellte Bilder. „Tatsche ist, dass ich noch nie von jemandem gehört habe, dass er oder sie einen semiprofessionellen Fotografen oder Freunde engagiert hat und das im Nachhinein als die beste Entscheidung betrachtet“, erzählt sie wmn im Interview.

Sie erklärt uns, warum es so wichtig ist, für schöne Hochzeitsfotos Geld in die Hand zu nehmen. „Ein Hochzeitskleid kostet locker 1.000 Euro und wenn es hochkommt, trägt die Braut es 12 Stunden“, erklärt sie. „Von den Bildern hat man dagegen ein Leben lang was.“

Was ein Hochzeitsfotograf kostet, wie weit im Voraus man ihn buchen sollte und warum das Know-how nur die halbe Miete ist, erfahrt ihr hier:

Interview mit Hochzeitsfotografin Sophie Weise

wmn: Liebe Sophie, du fotografierst seit vielen Jahren Hochzeiten. Wie finden dich deine Brautpaare?

Sophie Weise: Im Idealfall haben mich Braut und Bräutigam schon auf einer anderen Hochzeit in Aktion gesehen. Denn so kann man sich am besten einen Eindruck davon verschaffen, wie der Hochzeitsfotograf arbeitet und wie das Endprodukt aussieht. Oder sie kommen über Empfehlung von Freunden oder finden mich über Instagram oder Google.

wmn: Eine Hochzeit zu planen dauert gut und gerne ein Jahr. Wann sollten die Paare den Fotografen anfragen?

Sophie Weise: Wenn es ein begehrter Termin ist, wie zum Beispiel der 08.08.2020, sind eineinhalb bis zwei Jahre manchmal notwendig. Sonst muss man mit bis zu einem Jahr oder eineinhalb Jahren rechnen. Es gibt aber auch spontane Anfragen für Hochzeiten unter der Woche, die ich kurzfristig vergeben kann. Aber die Wochenenden sind generell sehr schnell vergeben

Die besten Tricks und Tipps Hochzeitsfotos
Bei ihren Bildern lässt die Fotogafin Sophie Weise ihre Brautpaare einfach so sein, wie sie wollen.(Photo: Ganz in Weise)

wmn:  Wo können Paare noch einen guten Fotografen finden?

Sophie Weise: Wenn man noch nicht auf einer Hochzeit gewesen ist, kann man auch andere Brautpaare nach Empfehlungen fragen. Mundpropaganda ist einfach das Beste! Sonst kann man auch einfach googeln. Viele suchen auf Blogs oder bei Instagram bei anderen Hochzeiten nach Inspirationen und finden dadurch tolle Bilder von Fotografen. Andere holen sich Infos zur Location und sehen dann, was dort für Hochzeitsfotos entstanden sind. So haben mich schon viele Paare gefunden.

wmn: Wie läuft das bei dir normalerweise ab? 

Sophie Weise: Meistens schreiben mich die Paare über die Website, Instagram oder einen anderen Kanal an. Dann schicke ich ihnen meine Preisliste zu. So gibt es auch kein böses Erwachen. Ich lege meine Preise immer offen. Die sind nicht günstig, aber ich finde, meine Arbeit ist das Geld wert.

wmn:  Mit welchen Summen muss man denn bei dir rechnen?

Sophie Weise: Das hängt bei mir von den jeweiligen Tagen ab. In der Hauptsaison von April bis einschließlich Oktober kann man mich an einem Freitag erst ab 6 Stunden und an einem Samstag ab 8 Stunden buchen. Sollte die Hochzeit in Berlin stattfinden und keine Reise- und Übernachtungskosten dazukommen, geht es bei 6 Stunden ab 2000 Euro los. An einem Samstag mit 8 Stunden berechne ich 2600 Euro. Wenn wir uns nur zu einem Shooting unter der Woche treffen, fängt es bei 400 Euro an.

Im Paket enthalten ist dann das Shooting, alle von mir ausgewählten und bearbeiteten Fotos, eine Diashow mit Musik plus einer passwortgeschützten Online-Galerie.

wmn: Das klingt erst mal nach viel Geld …

Sophie Weise: Ja, das stimmt, aber an dem Tag wird so viel Geld investiert: Kleid, Anzug, Essen, Location und dann sparen die Paare am Fotografen!? Obwohl Fotos die einzigen Medien sind, die zeigen, welcher Aufwand betrieben wurde. 

Hochzeitsfotos
Ob in der Stadt oder auf dem Land: Schöne Motive für die Hochzeitsfotos gibt es überall.(Photo: Ganz in Weise)

1000 Euro für einen Tag sind unseriös

wmn: Das heißt, welcher Betrag ist unseriös? 600 Euro für einen Tag?

Sophie Weise: Auch 1000 Euro sind unseriös! Das Fotografieren auf der Hochzeit ist für einen Profi eigentlich ein Spaziergang. Die wirkliche Arbeit findet davor und danach statt. Wenn ich nach Hause fahre, die 3000 Bilder des Tages sichte, aussortiere, sie bearbeite, sie in eine schöne Reihenfolge bringe, ein gelungenes Endprodukt erstelle – das ist die Arbeit. Da sitzt man Stunden! Für eine zwölfstündige Reportage muss ich das Vier- oder Fünffache an Bildbearbeitung reinstecken. Wenn für so was nur 1000 Euro verlangt werden, kann das nichts werden! So werden dann oft von den Leuten, die das nur nebenberuflich machen, die Preise kaputtgemacht.

wmn: Und wenn statt eines semiprofessionellen Fotografen Freunde die Hochzeit knipsen?

Sophie Weise: Natürlich können dabei ein paar gute Aufnahmen rauskommen, aber wenn es jemand ist, der dem Brautpaar emotional nahesteht, wird das ein Schuss in den Ofen. Diese Person ist viel zu dicht dran. 

Tatsche ist, dass ich noch nie von jemandem gehört habe, dass er oder sie einen semiprofessionellen Fotografen oder Freunde engagiert hat und das im Nachhinein als die beste Entscheidung betrachtet. 

wmn: Auf welche Dinge sollte man bei einem Hochzeitsfotografen achten?

Sophie Weise: Ganz wichtig ist, sich den Werdegang eines Fotografen anzusehen. Der oder diejenige sollte das nicht erst seit einem halben Jahr machen. Auch Leute, die nur nebenberuflich als Fotograf arbeiten, sind definitiv die Falschen für den Job. Sie haben oft keine Ausbildung gemacht und nicht wirklich einen Plan. Solche Hobbyfotografen haben sich irgendwann mal eine Kamera zugelegt und halten dann einfach mit der Automatik drauf.

Ich kann nur empfehlen, sich komplette Serien und nicht nur Einzelbilder von Fotografen anzusehen. Denn: Jedes blinde Huhn findet auch mal ein Korn. Selbst der schlechteste Fotograf macht ein gutes Foto auf der Hochzeit. Aber wenn man sich eine Reportage anguckt, in der die Person jede Situation der Hochzeit von morgens bis abends festgehalten hat, bekommt man einen sehr guten Eindruck von der Arbeit. Denn bei so einer langen Zeitspanne kann man Fehler nicht beschönigen

Außerdem sollte man misstrauisch werden, wenn es nur Hochzeitsfotos von Paaren auf der Homepage gibt ohne echte Gäste und Situationen. Denn einige Fotografen machen extra ein gefaktes Hochzeitsshooting mit Brautpaar, Kleid und Anzug und allem Drum und Dran. Die nennen sich Style-Shootings und sind eher Werbefotos für die Dienstleister, haben aber nichts mit echten Hochzeiten zu tun

Der Fotograf muss Einfühlungsvermögen besitzen

wmn: Was spielt neben dem Know-How noch eine große Rolle?

Sophie Weise: Viele denken: „Das muss einfach jemand sein, der die Kamera beherrscht!“ Aber es ist so viel mehr. Am besten ist es jemand, der Erfahrung mit Trauungen hat und weiß, wann was wie und wo passiert. Auch, wenn es für alle anderen überraschend ist. Als Hochzeitsfotograf kennt man ja die Abläufe.

Den wichtigsten Teil aber macht die Empathie aus. Gerade bei einer Hochzeit braucht man jemanden, der Einfühlungsvermögen besitzt. Da muss eine Sympathie vorhanden sein; man muss sich einfach verstehen. Dann muss man sich auch nicht verstellen. Ich nicht hinter der Kamera und das Brautpaar nicht vor der Kamera. Dann läuft es eigentlich von ganz alleine. Da entsteht so eine Art kurzweilige Beziehung. Ich bin für das Brautpaar öfter mal wie die beste Freundin auf Zeit.

Paare sollten sich fragen: „Können wir uns vorstellen, dass diese Person uns an unserem Tag, der uns krass wichtig ist, von morgens bis abends begleitet?“ 

Hochzeitsfotos
Der wohl schönste Tag im Leben kann mit einem professionellen Fotografen am besten festgehalten werden.(Photo: Ganz in Weise)

wmn: Das heißt, vor der Hochzeit triffst du deine Paare?

Sophie Weise: Unbedingt! Das ist total wichtig, um sich ganz unverbindlich kennenzulernen. Wenn die Paare mit den finanziellen Parametern einverstanden sind, treffen wir uns. Ob im Café, bei dem Paar zuhause oder wo auch immer, so kann man sich beschnuppern. Das Treffen kann dann schon mal eineinhalb bis zwei Stunden dauern. Die Braut und der Bräutigam erzählen ihre Geschichte. Und dann gehen wir den Tagesplan durch. Ich lasse mir auch öfter die Telefonnummern der Trauzeugen geben oder gebe meine Nummer weiter, falls Leute Überraschungen geplant haben und mich einweihen wollen.

Ich lasse es gern einfach fließen. Die Leute sollen so sein wie sie sind.

– Sophie Weise

wmn: Was ist dir am großen Tag besonders wichtig?

Sophie Weise: Ich versuche die Brautpaarfotos immer losgelöst von den Gästen zu machen. Das ist meistens am Hochzeitstag der einzige Zeitpunkt, an dem das Paar mal für sich ist. Sonst sind sie ständig unter Beschuss. Immer wuselt jemand um sie herum. Deswegen gehe ich mit dem Paaren gerne spazieren; das geht sowohl in Berlin als auch auf dem Land. Nach fünf Minuten sagen fast alle: „Ist das schön und entspannt!“ Ich lasse es gern einfach fließen. Die Leute sollen so sein, wie sie sind.

Ich sage dann auch öfter zu den Paaren: „Stellt euch vor, ich wäre gar nicht da. Guckt euch an, atmet mal durch, genießt den Moment!“ Und dann läuft es von ganz allein. Dann fangen sie an sich zu unterhalten, zu lachen, zu kuscheln. Es ist total schön diese Intimität festzuhalten.

Hochzeitsfotos
Mit ihren Paaren geht Hochzeitsfotografin Sophie Weise oft spazieren: „Dann sind beide viel gelöster.“(Photo: Ganz in Weise)

wmn: Gehen die Vorstellungen von dem Brautpaar und dir auch mal auseinander?

Sophie Weise: Ja, das gibt es ganz selten mal. Ich hatte letztens eine Hochzeit mit in Berlin Mitte und das Brautpaar wollte unbedingt Fotos vor dem Fernsehturm machen. Die dachten tatsächlich, wir müssten zum Fernsturm gehen um den drauf zu haben. Aber das ist ein absoluter Trugschuss. Das Ding ist riesig. Wenn ich sie direkt davor fotografiere, haben sie einfach nur einen grauen Klotz im Hintergrund. 

Ein anderer Bräutigam hat die ganze Hochzeitsgesellschaft in die Sonne zitiert. Ich habe die Bilder zwar gemacht, aber hab dann noch mal welche in einer besseren Lichtsituation geschossen. Und das sind dann auch die Fotos, die funktionieren

Schwieriger wird es, wenn euphorische Leute um das Brautpaar herumtigern, die immer super Ideen haben und einem die ganze Zeit reinquatschen. Dann liefert das Brautpaar ja ab und stellt Sachen nach. Dabei sollen die Bilder ja natürlich aussehen.

Ich finde es schlimm, wenn die Fotos steif wirken, weil die Leute in der Pose ausharren müssen.

– Sophie Weise

Der Trend geht zu mehr Natürlichkeit

wmn: Ist das auch der Trend bei Hochzeitsfotos?

Sophie Weise: Auf jeden Fall! Der Trend geht definitiv weg von gestellten Bildern hin zur Natürlichkeit. Ich finde es schlimm, wenn die Fotos steif wirken, weil die Leute in der Pose ausharren müssen. Natürlich bin ich aber in erster Linie Dienstleister. Wenn das Brautpaar es sich wünscht, Hände mit den Ringen auf dem Brautstrauß zu fotografieren, kann ich nicht sagen: „Das mache ich nicht!“, weil es mich bei solchen 90er-Jahre Bildern fast würgt. Ich tue, was die Leute wollen, aber zum Glück wünschen sich die meisten Brautpaare ganz natürliche Fotos, da sie ja mein Portfolio kennen.

wmn: Nicht alle hatten bei der Auswahl des Hochzeitsfotografen ein glückliches Händchen. Was rätst du diesen Paaren?

Sophie Weise: Ich höre immer wieder Brautpaare sagen: „Es war alles schön! Aber wenn wir es noch mal machen, würden wir Geld in die Hand nehmen und einen Fotografen buchen.“ Wem die Hochzeitsbilder wirklich wichtig sind, der kann im Nachhinein noch mal Bilder machen. Beim sogenannten After-Wedding-Shooting wirft man sich wieder in die Hochzeitsklamotte und fährt an einen Ort, der die beiden verbindet. Das ist völlig losgelöst von der Hochzeit und von den Emotionen, die man an diesem Tag durchlebt. Aber man hat eins, zwei Stündchen Zeit, schöne Paar-Fotos zu machen, mit denen die zwei dann auch wirklich happy sind.

Lieben Dank für das Gespräch!

Sonst nur hinter der Kamera: Sophie Weise ist natürlich auch auf Instagram zu finden.

Wer noch mehr über die Fotografin Sophie Weise erfahren möchte, kann sich auf ihrer Website umschauen. Dort ist auch ihr Blog mit jeder Menge Eindrücken von verschiedenen Hochzeitshootings zu finden.

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