Die Berliner Querdenken-Demo war bunt gemischt. Von ganz links bis ganz rechts schien alles dabei zu sein. Zu ehrlichen Kritikern gesellten sich Reichsbürger und Virusleugner aus ganz Deutschland. Eines haben dennoch alle gemein: Sie sind Maskenverweigerer. Nicht nur aus diesem Grund polarisierte die Demonstration am 01.08.2020.
Unter dem Hashtag #b0108 wurde in den Sozialen Medien heftig diskutiert, oder wie es auf Twitter und Co. üblich ist, teils unseriös und ergebnislos gestritten. Dabei ging es nicht einmal um die Frage, ob Masken denn nun sinnvoll sind, oder nicht, sondern vielmehr um die Anzahl der Teilnehmer.
Während Hermann Ploppa im Rubikon über die „lästernde Hofpresse“ lästerte und von etwa einer Million Teilnehmern sprach, setzten die Stuttgarter Veranstalter mit 1,3 Millionen einen drauf. Offizielle Zahlen kommen von der Berliner Polizei, die mittels Luftaufnahmen Einsatztaktiken ableitet und auswerten kann, wie viel und wo Unterstützung benötigt wird. Sie kommen auf Teilnehmerzahlen zwischen 17.000 und 20.000. Selbst wenn das Doppelte der gezählten Demonstranten abgedrängt worden wäre, bleibt der Unterschied gewaltig.
Maskenverweigerer im Alltag
Was von der Demo bleibt ist Unverständnis über die Sorgenlosigkeit und die Hoffnung, dass sich zusätzliche Infektionszahlen in Grenzen halten.
Das Gefühl, dass die große Mehrheit die Maskenpflicht auch in den Supermärkten, Öffis und selbst unter freiem Himmel gut angenommen wird, bleibt. Die meisten halten sich an die Regeln und ziehen selbst in leeren S- und U-Bahnen eine Maske auf. Ein Mundschutz gehört für viele auf der Straße zur Standardausrüstung.
Ausnahmen gibt es natürlich immer. Die Vergesslichen sind am hochgezogenen T-Shirt oder Pullover gut zu erkennen. Bei manchen schwindet mit den Monaten einfach die Disziplin. Der Umgang mit wirklich ignoranten Maskenverweigerern ist dagegen schon schwieriger und wird mintunter von körperlichen Ausbrüchen begleitet.
Besonders schockierend waren Fälle aus Oldenburg. Hier wurden zwei Männer gegenüber einem Busfahrer handgreiflich, in Frankreich verletzten Fahrgäste den Fahrer sogar so schwer, dass er wenige Tage später verstarb.
Maskenverweigerer sehen den Sinn nicht
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Allein die Möglichkeit, Übertragungswege einzuschränken, sollte dann eigentlich als sachliches Argument, gestützt durch ein Bundesinstitut für Gesundheit, ausreichen.
Wie die Demonstration zeigt: Es reicht leider nicht. Trotz dem „Superspreader“ ein für jeden bekannter, geflügelter Ausdruck geworden ist, für den es unzählige Beispiele gibt. Für einige ist der Sinn immer noch unverständlich. Die unterschiedlichsten Gründe kommen hier zum Tragen, jeden Tag darf man ein neues Argument bestaunen. Kritisches Denken ist gut, pedantisches Misstrauen als Denkgrundsatz macht offene, sachliche Diskussionen schwierig. Vorbilder finden sich dann sogar in verschiedenen Verschwörungstheoretikern.
Wie sollte ich mit Maskenverweigerern umgehen?
In den meisten Fällen reagieren die Menschen ohne Maske mit Einsicht und Resignation, anstatt mit Aggression. Um etwas Anderes zu vermeiden, raten Psychologen zu folgenden Tipps:
- Keine Vorschriften zitieren: Maskenverweigerer kennen die Vorschriften meist. Die anschließende Diskussion wird müßig.
- Aufeinander eingehen: Anstatt den Besserwisser zu spielen, lohnt es sich, auf den Gegenüber einzugehen. „Klar, die Maske nervt mich auch manchmal, aber zum Schutz anderer ist das Tragen wichtig.“
- Sachlichkeit: Wer ausfällig wird, hat eigentlich schon verloren. Behalte immer die Ruhe.
- Diskussionen vermeiden: Anbahnende und hitzige Diskussionen sind innerhalb der meist kurzen Fahrtzeit verschwendet. Erstens, weil so schnell niemand überzeugt wird und zweitens, weil das auch die anderen Fahrgäste belästigt.
- Distanz schaffen: Körperliche Auseinandersetzungen sind selten. Trotzdem sind wenige Meter Sicherheitsabstand empfehlenswert.
Eine Maske ist unbequem, aber auch nicht das Ende der Welt. Wenn du dir unsicher bist, ob du jemanden auf die Maskenpflicht hinweisen solltest, darfst du es natürlich auch sein lassen. Letztendlich solltest du nach deinem Gefühl handeln. Mit überkochenden Emotionen oder Streits ist niemandem geholfen.
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