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Our weekly heroine Sarah Seidel zeigt, wie cool & nachhaltig Kindermode sein kann

Nachhaltige Kindermode ist ein Nischenprodukt? Ja, vielleicht – aber ein ziemlich erfolgreiches! Das beweist Sarah Seidel mit ihrem Label New Kids in the House. Ihre coolen Caps aus alten Stoffen sind regelmäßig ausverkauft. Im Interview spricht sie mit wmn über ihren spannenden Werdegang.

Das sind New Kids in the House: Label-Gründerin Sarah Seidel mit ihrem Mann Florian und dem Schneider Hamdi. Foto: NKitH

Nachhaltig zu leben ist schon nicht einfach. Aber ein nachhaltiges Unternehmen zu führen ist doch sicherlich um einiges schwerer, oder?! Nein, sagt Sarah Seidel, Gründerin des Labels New Kids in the Hood. Vor fast fünf Jahren entschied sie sich zusammen mit ihrem Mann Florian Pohrer und dem Schneider Hamdi Alzinbarkij dazu, aus Stoffresten Mützen für Kinder zu kreieren. Sozusagen als Gegenentwurf zur Fast Fashion: Upcycling statt Wegwerfen.

„Wir lieben diese Herausforderung und stecken unsere Energie in die Weiterverwertung von Textilmüll“, erzählt Sarah wmn. Dass ihr kleines Team damit einen Nerv getroffen hat, wurde spätestens dann klar, als ihre Kollektion nach kürzester Zeit ausverkauft war. Es sollte nicht das einzige Mal bleiben. Die coolen Caps im Stil der Neunziger sind heiß begehrt und schnell vergriffen.

Wer mit so viel Liebe zum Alten Neues schafft, muss einfach unsere weekly heroine werden. Jede Woche küren wir unter dieser Kategorie eine starke Frau zu unserer Heldin. Unsere Heroines inspirieren, empowern und animieren uns zum Nachmachen. Dieses Mal ist Sarah Seidel die Frau der Stunde – oder eher der Woche. Im Interview spricht sie mit uns über die Upcycling-Idee und das Gefühl, etwas zu tun, das sie zu 100 Prozent erfüllt.

Sarah Seidel – kurz und knapp

  • Sarah Seidel ist 37 Jahre alt, Mama von zwei Jungs, Modeschneiderin, Sozialarbeiterin und wohnt in Nürnberg.
  • 2017 gründete sie zusammen mit ihrem Mann Flo das Upcycling-Label New Kids in the House, kurz NKitH. Ihre nachhaltige, coole Mode erreichte innerhalb kürzester Zeit Kultstatus.
  • In ihrem Atelier fertigt sie mit ihrem Team „hand made in Germany“ Mützen und Hosen für Kinder, aber auch für Erwachsene.

Sarah Seidel im Interview: „Meine Arbeit als Schneiderin und Stylistin war mir eindeutig zu oberflächlich!“

wmn: Liebe Sarah, du hast Soziale Arbeit studiert, dein Mann Florian ist Kommunikationsdesigner. Wie seid ihr 2017 auf die Idee gekommen, das Upcycling-Label NKTIH zu gründen?

Sarah Seidel: Wir haben tatsächlich ein nachhaltig produziertes Cap für unseren Sohn gesucht und dieses dann kurzerhand selbst genäht. Ich bin gelernte Schneiderin und habe anschließend Soziale Arbeit studiert, weil mir meine Arbeit als Schneiderin und Stylistin eindeutig zu oberflächlich war. So hatte ich im Studium die Möglichkeit, viel mit geflüchteten Menschen zu arbeiten. Dabei lernte ich Hamdi kennen, mit ihm nähte ich die erste News Kids-Colorblock Cap.

Sarah ist immer auf der Suche nach Stoffresten, aus denen neue Mützen entstehen können. Foto: NKitH

Ich kann mich noch immer an den Tag erinnern, an dem ich freudestrahlend durch die Agentur rannte, um jedem unsere Cap zu zeigen. Wir hatten damals das große Glück in dem Designbüro, in dem Flo als Creative Director angestellt war, einen wunderschönen Raum zu bekommen. Die Stimmung war herrlich und der kreative Austausch mit den vielen lieben Menschen dort werde ich für immer zu schätzen wissen. Es war die Zeit, in der die ersten Upcycling-Caps und -Hosen gefertigt wurden. Flo war von Anfang an dabei und kümmerte sich um Branding, Grafik, Bürokratisches und um die gemeinsame Vision. 

In den Anfängen von NKitH hast du den syrischen Flüchtling Hamdi kennengelernt. Er ist mittlerweile ein fester Teil eures Teams. Wie kam es genau zu der Zusammenarbeit?

Hamdi lernte ich bei einer Ausstellung von Geflüchteten kennen. Von einer Freundin wusste ich, dass er Schneider ist und in Syrien eine große Schneiderei mit über 100 Näher:innen geleitet hat. Wir verstanden uns sofort und hatten den selben Humor. Ihm drohte die Decke auf den Kopf zu fallen, da er sehnlichst auf den Nachzug seiner Frau und Kinder wartete – deshalb lud ich ihn ein, mit mir gemeinsam zu nähen. Und so fing die Geschichte an …

Schneider Hamdi Alzinbarkij in der Nähsmaschine. Er fertigt die begehrten Caps. Foto: NKitH

„Für uns ist es nicht schwer, ein nachhaltiges Label zu führen. Es ist selbstverständlich.“

Immer mehr Menschen versuchen, nachhaltig zu leben. Aber ein eigenes Label mit diesen anspruchsvollen Werten zu führen, war bestimmt vor allem anfangs nicht ganz einfach. Welche Hürden musstet ihr meistern?

Für uns ist es nicht schwer, ein nachhaltiges Label zu führen. Für uns ist es selbstverständlich. Wir lieben diese Herausforderung und stecken unsere Energie in die Weiterverwertung von Textilmüll. 

Wir drehen viele Extrarunden, machen unzählige Fehler, probieren es immer wieder aufs Neue und verlieren trotzdem nie die Lust auf dieses Abenteuer. Wir hoffen, dass wir mit New Kids in the Hood ein Vorbild sein können und sich immer mehr Menschen trauen, nachhaltige Unternehmungen zu gründen. Richtige Hürden kann ich keine nennen.

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Welche Werte sind euch bei NKITH grundsätzlich wichtig? Wo kommen eure Stoffe her und wie produziert ihr?

Uns ist es wichtig, dass sich jeder in unserer textilen Kette fair bezahlt und in seiner Arbeit wertgeschätzt fühlt. Wir lieben das Miteinander im Team und die vielen Kulturen und Altersstufen im Studio. Unsere Stoffe sind Abfall aus der Hotellerie und werden ergänzt durch Überproduktionen und Resten aus der Textilindustrie. Unser Ziel ist es, Müll zu vermeiden und das beeinflusst auch unsere täglichen Entscheidungen. Darüber hinaus sammeln wir bunte Bettwäschen und Farben aus Gebrauchtwarenhöfen. So entstehen unzählige Ideen für neue Mützen und Designs. Jetzt müssen wir vieles „nur“ noch umsetzen. 

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Mit Stoffresten zaubert das Label New Kids im the House cooles Styles auf Kinderköpfe. Foto: NKitH

Mit euren Kappen lasst ihr die 80er und 90er Jahre modisch wieder auferstehen. Eine Zeit, in der ihr noch Kinder wart und Umweltschutz kaum eine Rolle gespielt hat. Heute habt ihr selbst Nachwuchs. Wie führt ihr eure Söhne an das Thema Nachhaltigkeit heran?

Kinder ahmen nach und schauen sich ihr Verhalten bei den Großen ab. So sind unsere Kinder gewohnt, keinen Müll auf die Straße zu werfen, ihre Spielsachen mit anderen zu teilen und weiterzugeben und gemeinsam mit uns auf Flohmärkten zu stöbern.

Wie nachhaltig lebst du generell? Wo versuchst du, umweltbewusst zu handeln?

Ich versuche, wie viele meiner Freunde, möglichst regional und biologisch einzukaufen, fahre sehr viel Fahrrad und wenig mit dem Auto und mache seitdem ich Kinder habe überwiegend Urlaub in Deutschland. Im Gegensatz zu früher kaufe ich sehr wenig Kleidung und am liebsten Secondhand. Durch unsere Unternehmung retten wir jeden Monat Unmengen an besten Baumwollstoffen aus dem Container – das tut gut und geht mit auf das Konto.

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Sarah und ihr Mann Florian vor ihrem Atelier in Nürnberg. Foto: NKitH

„Für uns gibt es keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Irgendwie arbeiten wir fast immer.“

Gerade als selbstständiges Paar ist es nicht so leicht, die Balance zwischen Privatem und Beruflichem zu schaffen. Wie klappt das bei euch?

Für uns gibt es keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Irgendwie arbeiten Flo und ich fast immer – oder anders herum, wir machen eigentlich immer das, was uns Spaß macht. Wenn mal kurz Ruhe im Kopf ist, dann hat einer von uns eine neue Idee und will davon berichten. Mag für viele unvorstellbar stressig sein – das ist es manchmal natürlich auch. Aber es ist wunderbar und gibt uns viel Energie und Begeisterung für unser Projekt. Wenn ich morgens die Studiotüre aufsperre, freue ich mich über unser herrlich buntes und etwas chaotisches Reich. 

Eure Kollektionen sind unglaublich beliebt. Was plant ihr für die Zukunft von NKITH?

Nächsten Frühling wird es neue Produkte geben und eine kleine Kollektion wird entstehen. Wir können es kaum noch erwarten und freuen uns über unsere stetig wachsende Fangemeinde.

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