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Promi-Reporter David Modjarad: „Die ganze VIP-Welt verändert sich“

Dank „Bachelor“, „DSDS“ und Co. scheint heutzutage fast jeder Promi werden zu können. „Die ganze Branche hat sich verändert“, weiß RTL-Reporter und VIP-Experte David Modjarad.

Auch Madonna traf Promi-Reporter David Modjarad schon zum Interview.. © Privat
Auch Madonna traf Promi-Reporter David Modjarad schon zum Interview.. © Privat

RTL-Reporter David Modjarad (49) hat in seiner Karriere bereits unzählige Stars getroffen. In seinem neuen Interview-Format „Ein Promi ein Joker“ fühlt er Stars wie Bill Kaulitz, Katarina Witt oder auch Sahra Wagenknecht auf den Zahn. Doch was heißt eigentlich prominent, und wer gehört dazu? Früher war Erfolg die Voraussetzung für Prominenz, heute reicht schon meist eine Teilnahme bei „Bachelor“ und Co. „Die ganze VIP-Welt verändert sich – nicht zuletzt durch Social Media“, analysiert Modjarad im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news. „Manchmal reicht es nicht mehr einfach nur Star zu sein, wenn die Story am Ende wahnsinnig langweilig ist.“

Sie haben ein neues Interviewformat bei RTL „Ein Promi ein Joker“ – worum geht es da?

David Modjarad: Bei „Ein Promi ein Joker“ geht es darum, die Promis zu schnellen und hoffentlich unerwarteten Aussagen/Antworten zu bewegen. Es sind zehn schnelle Fragen und nur bei einer darf der rettende „Dazu sag ich nix“-Joker gezogen werden. Bei den Promis kommt das bislang sehr gut an. Es soll in erster Linie gut unterhalten, man soll etwas Neues erfahren und ich möchte es auf keinen Fall bitchy oder böse – denn dafür stehe ich nicht! Es kommen noch viele, spannende Ausgaben. Palina Rojinski, Motsi Mabuse und es gibt sogar eine echte Polit-Premiere: Sahra Wagenknecht traut sich.

Der Begriff „Promi“ wird heutzutage inflationär gebraucht. Heute wird man schon durch die Teilnahme etwa am „Bachelor“ zum Promi. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Modjarad: Ich bin weit davon entfernt, dass zu bewerten oder in eine Ecke zu schieben. Ich sehe diesen Prozess eben auch demokratisch. Die ganze „VIP-Welt“ verändert sich – nicht zuletzt durch Social Media. Natürlich ist zum Beispiel eine Chiara Ferragni mit über 21 Millionen Followern ein Star für ihre Generation. Oft fällt ja diese Formulierung „Was hat der oder die denn geleistet?“ Aber so einfach ist es nicht. Scheinbar aktivieren sie eine Fanbase und liefern genug berichtenswerte Geschichten. Natürlich denke ich oft, der oder diejenige wird sich in dem Zirkus nicht lange halten, aber grundsätzlich hat sich diese ganze Branche einfach verändert. Und wir Journalisten partizipieren daran auch – es geht am Ende eben auch um gute Geschichten. Da ist es oft irrelevant, wie „groß“ oder wie „klein“ der Star ist. Man kann es auch umdrehen: Manchmal reicht es nicht mehr, einfach nur „Star“ zu sein, wenn die Story am Ende wahnsinnig langweilig ist.

Gehen den TV-Sendern für ihre zahlreichen Trash-Sendungen nicht langsam die „Promis“ aus?

Modjarad: Die Frage ist, wie man Trash definiert. Ich mag es nicht, wenn man Menschen so verurteilt oder labelt. Klar, ich weiß, was Sie meinen, aber die vielen Formate benötigen eben auch ihre Kandidaten. Einige bauen darauf eine wie auch immer geartete Karriere auf, andere verschwinden schnell wieder. Und ich muss auch sagen, dass die Branche natürlich auch hart ist. Eben, weil viel „nachkommt“ – natürlich setzt man auch gern auf bekannte Gesichter, weil man weiß, was man bekommt. Aber grundsätzlich bietet dieses Genre scheinbar genug Anreiz, dass immer wieder neue Protagonisten nachrücken. Ich habe aktuell jedenfalls nicht den Eindruck, dass etwas „ausgeht“.

RTL wildert bei ProSiebenSat.1 und umgekehrt, früher hätte es kein „GNTM“-Sternchen ins Dschungelcamp geschafft …

Modjarad: Das hat sich tatsächlich geändert und viele „Sternchen“ tauchen plötzlich auch in anderen Formaten auf. Aber warum auch nicht, es ist wie ein Vorab-Casting. Und alle profitieren doch davon. Es ist doch am Ende auch „nur“ Unterhaltung. Ich will jetzt nicht so handzahm klingen, aber ich sehe das tatsächlich nicht so ernst. Natürlich interviewe ich z.B. auch gern Prominente am Teppich, die vermeintlich zur Konkurrenz gehören, weil ich weiß, der oder diejenige ist einfach gut und passt jetzt zu der Thematik. Warum soll ich Annemarie Carpendale nicht befragen, wie sie den Lockdown mit der Familie erlebt hat, bloß weil sie „taff“ moderiert. Das hat sich alles geändert und einfach auch entspannt – und ich finde das gut. Man steht zum Beispiel nicht mehr am Teppich und gönnt dem Kollegen die eine oder andere Antwort nicht. Ich denke, dass auch viele dieser sogenannten Casting-Acts wissen, dass sie eine breite Streuung brauchen und eben in allen Medien stattfinden sollten, um zum Beispiel eine Reichweite oder einen Bekanntheitsgrad zu erreichen.

Warum sind gerade solche Trash-Sendungen beim Publikum so angesagt?

Modjarad: Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann, weil ich keine Antwort habe. Was ist Trash? Wie wird das definiert? Ich finde, es steht auch in keinem Widerspruch, einen total anspruchsvollen Film zu gucken und mir dann an einem anderen Abend ein vermeintliches Trash-Format anzuschauen. Wenn es unterhält und ich damit Entspannung finde, ist das alles okay. Ich mag diesen moralischen Zeigefinger nicht. Es gibt sicherlich Formate, die ich mir nicht angucken würde, weil sie mich langweilen und es gibt Formate, die ich total spannend finde – da schlagen Freunde von mir die Hände übern Kopf zusammen!

Sat.1 musste zuletzt u.a. wegen „Promis unter Palmen“ viel Kritik einstecken. Stehen die Sender in Sachen Niveau nun mehr unter Beobachtung?

Modjarad: Ich denke, dass die Sender das auch selbst tun. Der Zuschauer hat ein feines Gefühl, wann es zu viel wird und es gibt eben auch noch die Außenwirkung. Da sind sicherlich viele unglückliche Faktoren zusammengekommen und am Ende war es die beste Entscheidung. Es geht ja auch um das Image, dass man verkörpern möchte und natürlich ist es gut, Spannung zu erzeugen, „Talk of the Town“ zu sein – aber eben auch nicht um jeden Preis.

Auch Ihr Haussender RTL setzt in diesem Jahr wieder auf Trash à la „Sommerhaus der Stars“. Welcher der diesjährigen Kandidaten ist in Ihren Augen ein Promi?

Modjarad: Wie zuvor gesagt, mag ich diese Labels nicht, weil ich so nicht arbeite. Ich gehe an jeden Dreh mit jedem Prominenten „offen“ heran und versuche, eine gute Geschichte zu liefern. Denke ich dabei in A-B-C-Kategorien? Nein, ganz sicher nicht. Sagen wir mal so, die Kandidaten gehen aus unterschiedlichsten Gründen in das Haus und ich respektiere das und werde nicht darüber urteilen, wer denn jetzt „mehr“ oder „weniger“ Promi ist.

Wer sind Ihrer Meinung nach die drei deutschen Top-Promis?

Modjarad: Wow! Schwere Frage! Ich kann ihnen einen beziehungsweise eine nennen: Iris Berben, die finde ich großartig und habe sie schon oft getroffen. Sie hat diese Aura und auf der anderen Seite ist sie aber auch so normal und entspannt. Es ist schwer das in Worte zu fassen – man muss sie mal erleben!

Sie arbeiten schon seit vielen Jahren als Promi-Reporter. Was war Ihr bisher schlimmstes Interview?

Modjarad: Also Cindy Crawford war eher schwierig, Ich hatte mich sehr auf das Interview gefreut, aber dann war irgendwie alles falsch: die Klimaanlage im Hotelzimmer, das aufgebaute Licht und und und … Sie knipste dann ihr Lachen an und nach dem Interview knipste sie es aus und ging, ohne Tschüss zu sagen. Vielleicht ein schlechter Tag, aber einige Wochen später traf ich sie noch einmal und was soll ich sagen: Sie war exakt gleich! Dann gabs noch Justin Timberlake. Der mochte mich nicht, wir hatten Null Chemie. Sowas entscheidet sich ja in wenigen Sekunden. Jede Frage von mir fand er doof und das zeigte er mir auch. Tiefpunkt war dann als ich ihn fragte, ob er ein Konzert vom verstorbenen Michael Jackson übernehmen würde – das war damals ein Gerücht. Er zischte mich an, dass das nur ein Gerücht sei!

Und Ihr schönstes?

Modjarad: Das ist so schwer zu sagen, weil ich so oft nach Interviews denke: „War das toll!“ Kein Witz, deshalb mache ich den Job so gerne! Also klar, Madonna war ein Erlebnis. Ich flog extra nach New York, dann 30 Minuten mit ihr. Die ersten zehn Minuten ruckelten, aber dann musste ich einen Tequila kippen. Das hat sie sich ausgedacht, so nach dem Motto „für jede dumme Frage einen Shot.“ Danach war das Eis gebrochen, wir haben viel gelacht. Karl Lagerfeld war definitiv auch ein Erlebnis. So schnell, so blitzgescheit und er mochte gute Fragen, dann war es egal, wie lang man mit ihm eigentlich verabredete Interviewzeit hatte. Er hatte einen so guten Humor, das werde ich nicht vergessen. Ich könnte jetzt noch einige aufzählen …

Welchen Promi würden Sie unbedingt gerne noch interviewen?

Modjarad: Sehr schwere Frage. Ich lasse das alles auf mich zukommen. Manchmal ist ein Promi, auf den man sich freut, so eine Enttäuschung und andere dann so unerwartet großartig. Ich habe da keine direkt im Fokus. Ich muss zugeben, dass ich George Michael sehr gerne mal interviewt hätte, sein Tod hat mich wirklich geschockt. Ich bin ein Riesenfan – das sag ich ganz offen, obwohl ich sonst strengstens gegen Starkult bin!

(obr/spot)