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Mehr Nachhaltigkeit und Action: So reisen wir in Zukunft

Die Corona-Pandemie hat einige Trends hervorgebracht. Manche bleiben, neue kommen hinzu. Wie diese Trends aussehen und was sie für unseren Urlaub bedeuten, verrät ein Zukunftsforscher.

Wie nachhaltig wird Corona unser Reiseverhalten verändern?. © everst/Shutterstock.com
Wie nachhaltig wird Corona unser Reiseverhalten verändern?. © everst/Shutterstock.com

Ob Stippvisite, Städtetrip, Erlebnisurlaub oder Weltreise – die Corona-Pandemie drückte 2020 den Reset-Button und die Reisewelt hörte auf, sich zu drehen. Langsam, aber sicher kommt sie wieder in Schwung, doch einiges wird sich ändern. Der Zukunftsforscher Andreas Reiter sieht in der Pandemie vor allem Trends, die soziales Miteinander, Spaß und Adrenalin versprechen und das (Reise-)Leben nach dem Lockdown auf die nächste Stufe heben: „Dabei wird es neue, kreative, agile Konzepte geben.“

Veranstalter und Urlauber sind in der Corona-Krise gleichermaßen flexibler und kreativer geworden. Viele deutsche Urlauber gehen in der Heimat auf Entdeckungstour, wie Jonas Upmann von HomeToGo, der Suchmaschine für Ferienunterkünfte, bestätigen kann: „Für die Sommerferien 2021 entfallen 57 Prozent der Suchen auf Reiseziele innerhalb Deutschlands.“ Das sei ein Plus von 81 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Kontaktlose Bezahlung, autarke Versorgung wie Zuhause, mehr Platz und weniger Kontaktpunkte als im Hotel sind gute Gründe für viele, sich für ein Ferienhaus zu entscheiden.“

Ab in den Urlaub mit der eigenen Wohnung

Heißt es also fortan: Wellenrauschen am Watten- statt Mittelmeer, Amrum statt Malle und Lüneburger Heide statt Provence? Vielleicht, denn all diese und andere Orte in Deutschland haben ihren ganz eigenen Charme, der bei den Deutschen im vergangenen Jahr die Lust auf mehr geweckt hat. Viele setzen dabei auch weiterhin auf Reisen im Wohnmobil. Gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen eine dankbare Alternative. Doch nicht jeder hat eine eigene Wohnung auf vier Rädern in der Garage stehen, viele Camping-Fans setzen auf „Sharing“. Das bestätigt auch Dirk Fehse von der Camper-Vermittlungsplattform PaulCamper. Hier finden Nutzer mehr als 8.000 individuelle Campingfahrzeuge sowie Reiseberichte von leidenschaftlichen Campern. „Der Sharing-Gedanke erfreut sich zunehmender Beliebtheit: Wir sehen aktuell, dass die Buchungen vor allem für die Sommermonate ansteigen.“

Kontaktlos hin oder her: Urlaub und Freizeit sind etwas Persönliches und das soll auch in und nach der Corona-Pandemie so bleiben. Dafür müssen die Anbieter eine Schippe drauflegen. Um Urlaubern Online-Informationen und -Buchungen zu ermöglichen, sind oftmals Modernisierungsmaßnahmen unabdingbar, um mit den großen Buchungsplattformen auf dem Markt mithalten zu können. Dazu gehören unter anderem traditionelle Pensionen oder Ferienhöfe. Auch das Weingut Meine Freiheit im Rheingau hat sich etwa Alternativen überlegt und setzt unter anderem auf einen persönlichen Chat oder individuelle Termine zur Verkostung aktueller Sorten.

Wer sich für einen Abstecher ins Rheingau entscheidet, wird aber nicht nur auf ausgedehnte Weinberge und seltene Rebsorten stoßen. Das Gebiet zwischen Rhein und den Höhen des Taunushauptkamms ist besonders auch für Romantiker einen Besuch wert. So lockt etwa die kurfürstliche Burg in Eltville oder Schloss Vollrads nahe dem Rheinufer. Wildromantisch wird’s auch auf dem Wispertalsteig. Über zertifizierte Wanderwege geht es 15 km durchs Grüne. Von Espenschied, einem auf einer Anhöhe gelegenen kleinen Ort, hat man einen guten Ausgangspunkt für die Wanderung, die auch für Einsteiger gut zu bewältigen ist.

Nachhaltig verändert: „Grüne Länder“ liegen im Trend

Da wir gerade bei grün sind: Zukunftsforscher Andreas Reiter sieht auch beim Thema Nachhaltigkeit einen wichtigen Punkt für das Leben nach dem Lockdown: „Lebensstile werden künftig noch bewusster und nachhaltiger.“ Nur wenn man gesunde Lebensbedingungen schaffe, „verhindern wir künftig drohende Pandemien, Natur- und Klimakatastrophen“. Seine Meinung: „Naturschutz und grüne Mobilität werden wieder an Bedeutung gewinnen.“

Das unterstreicht auch Sam Edwards, Leiterin Nachhaltiges Reisen beim Online-Reiseunternehmen Skyscanner: „Wir prognostizieren einen Boom von regenerativem Reisen.“ Aber wie sieht das konkret aus? Zum einen könnten Urlauber künftig Destinationen ins Auge fassen, die sich in puncto Umweltschutz und Co. hervortun: So steht etwa ein Viertel Costa Ricas unter Naturschutz, weshalb das Land als eines der umweltfreundlichsten Reiseziele der Welt gilt. Auch die Azoren sollten in Sachen Nachhaltigkeit bei Europabummlern auf der Bucket List stehen.

„Workation“: Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden

Ein großes Thema ist derzeit natürlich auch „Social Distancing“. Vorbild hierfür ist Vietnam, das kürzlich eine App gelauncht hat, mit der sich Reisende sicher fortbewegen können. Und während man hierzulande nur einen Coffee-to-go schlürfen kann, genießen Besucher von Südkorea ihren in Cafés, die Roboter als Kellner einsetzen. Wer das Arbeiten während des Urlaubs partout nicht lassen kann, freundet sich vielleicht mit „Workation“ an. Das ist ein neuer Trend, der es ermöglicht, beim Arbeiten die Zehen in den Sand zu stecken und das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Paradebeispiel ist Barbados. Die Karibikinsel bietet Ausländern die Möglichkeit, mit einem neuen Arbeitsvisum ihr Büro ein Jahr lang in den Staat zu verlegen. Nicht übel, oder?

Diese Länder zeigen, dass die „neuen, kreativen, agilen Konzepte“, von denen Andreas Reiter spricht, Potential haben. Zwar befindet sich die Welt laut Reiter „Corona-bedingt noch in einer Transitphase“, doch die „Adrenalin-Phase“, in der man wieder Funparks und Co. besuchen kann, stehe schon in den Startlöchern, so der Zukunftsforscher. Das zeigt auch die Zukunftsstudie „Travel Trends 2021“, von Skyscanner. Demnach werden Funparks und Aktivitäten mit Adrenalin-Faktor wieder boomen. Sei es beim Spielen im Legoland, Action auf der Wasserrutsche oder per Flying Fox oder Tanzen mit seinen Lieblingsfiguren im Disneyland bei Paris. Das Coronavirus hat den Tourismus zwar nachhaltig verändert, wie man sieht, aber nicht nur zum Schlechteren.

(kms/spot)